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221 - Feindliche Übernahme

221 - Feindliche Übernahme

Titel: 221 - Feindliche Übernahme
Autoren: Christian Schwarz
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die Huutsi in der weiten Senke von Ngara.
    Dichter Dschungel erschwerte nun das Vorankommen, und oft schaffte der Tross nur ein paar Kilometer am Tag.
    Elloa, die abgewartet hatte, wie sich die Dinge entwickelten, sah ihren Einfluss täglich schwinden. Niemand hörte mehr auf sie. Daa’tan, der ihr unheimlich war, konnte sie auch nicht wirklich beeinflussen, denn er zeigte zwar Interesse an ihr, zog sich aber sofort zurück, wenn sie versuchte, sich ihm zu nähern.
    Ich muss etwas unternehmen, dachte sie in wachsender Verzweiflung. Daa’tan und Grao müssen weg. Mit Mombassa werde ich schon fertig. Notfalls mache ich ihn zu meinem Geliebten. Dann ist der Weg für mich frei, doch noch Alleinherrscherin der Huutsi zu werden…
    Elloa war Leiterin des berüchtigten Huutsi-Geheimdienstes, den Yao auf ihre Anregung hin gegründet hatte. Rund vierhundert Männer, Frauen und Kinder gehörten ihm an. Zwei von ihnen zitierte Elloa jetzt zu sich.
    Die Standartenführer Oliseh und Kanute erschienen in ihrem Zelt. »Ich habe einen Auftrag für euch, Männer des Geheimdienstes«, begann sie. »Es ist dringend notwendig, dass ihr sowohl den neuen König Daa’tan als auch dessen Leibwächter Grao aus dem Weg räumt.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Oliseh mit zitternder Stimme.
    »Das heißt, dass ihr die beiden beseitigen werdet.«
    »Regentin, das… das ist unmöglich. Daa’tan ist ein Deemon. Und auch Grao ist übermenschlich stark. Sie werden uns fangen und grausam töten.«
    »Ihr habt mir ewige Treue geschworen, vergesst das nicht«, hielt Elloa ihnen vor. »Erledigt ihr eure Aufgabe, bin ich wieder die Königin und werde euch reich belohnen.«
    Sie merkte, dass selbst diese Aussicht nicht genügte. Die Angst vor dem Pflanzenmagier war zu stark. »Ihr tut es nicht nur für mich«, setzte sie nach, »sondern auch für euren König Yao, der von Daa’tan hinterrücks ermordet wurde. Nur der Tod der beiden Frevler kann seine Ehre wiederherstellen. Ihr wollt euch doch nicht weigern, ihm diesen letzten Dienst zu erweisen, oder? Denn damit würdet ihr eure Ehre und damit euer Leben verlieren!«
    Die Beiden wanden sich, aber sie hatten keine Wahl. Sie würden sich den Plan, wie sie ihren Auftrag auszuführen gedachten, selbst zurechtlegen. Nachdem sie gegangen waren, streckte sich Elloa auf ihrem Lager aus. Sie war innerlich aufgewühlt.
    Sie hatte von Yaos Ehre gesprochen, die beschmutzt worden sei. Dabei hatte Yao nie etwas wie Ehre besessen… nicht seit jenem Tag, an dem sie gelernt hatte, ihn zu hassen. Die damaligen Ereignisse wurden wieder vor ihrem inneren Auge lebendig. Am liebsten hätte sie sie auf immer aus ihrer Erinnerung verbannt, aber das würde niemals funktionieren. Ihr ganzes Leben lang nicht.
    ***
    Elloas Erinnerungen, im Alter von vierzehn Jahren
    Yao ist ein wunderbarer Junge. Ich liebe ihn über alles. Vor vier Tagen waren wir zum ersten Mal ganz alleine zusammen.
    Wir haben uns bei den Geisterruinen außerhalb Kiegals getroffen. Nachts. Und es war ganz schön unheimlich, denn in den weißen Geisterhäusern, die halb von der Lava verschüttet sind und schon vor langer Zeit verlassen wurden, spuken die Toten. Doch Yao sagte, er habe keine Angst und würde mich beschützen.
    Und dann ist es passiert.
    Es war mein erstes Mal. Yao war zärtlich, aber auch fordernd und stark. Es hat wehgetan, weil ich verkrampft war, aber ich habe es doch als wunderschön empfunden. Yao sagte mir, dass es auch für ihn schön war, und das wog den Schmerz vielfach auf.
    Am nächsten Tag ging ich mit meinem Onkel Koroh, dem Schamanen, auf die Jagd. Ich mag ihn sehr, denn er bringt mir viele Dinge bei. Im Jagen von Croocs bin ich schon ganz gut.
    Aber da wir keine fanden, kehrten wir schon einen Tag früher als geplant zurück.
    Ich stürme in unser Haus am Hang von Papa Lava und rufe nach Mama, aber sie antwortet nicht.
    (Papa Lava: so nennen die Huutsi den Vulkan Karisimbi, an dessen Hängen sie wohnen)
    Ich schaue in der Küche nach und dann im Schlafzimmer.
    Ich öffne die Tür – und eine Welt bricht für mich zusammen.
    Ich zittere plötzlich und fühle mich so schwach, dass ich mich am Türrahmen festhalten muss.
    Mama liegt stöhnend im Bett. Und auf ihr liegt Yao! Er dreht sich hastig um, als er mich bemerkt. Beide schauen mich aus entsetzten Gesichtern an.
    Ich drehe mich um, wanke hinaus. Alles in mir ist Schmerz.
    Ich wimmere und brülle los. Meine Fäuste trommeln an die Wand, doch sie treffen eigentlich Yao.
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