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221 - Feindliche Übernahme

221 - Feindliche Übernahme

Titel: 221 - Feindliche Übernahme
Autoren: Christian Schwarz
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verschwindest du für mindestens ein Jahr im Verlies. Also gib besser auf.«
    (Huulismus: Hooliganismus war schon vor »Christopher-Floyd« auch im tiefsten Afrika ein Begriff) Nefertari hatte weder auf das eine noch das andere Lust.
    »Bleibt mir vom Hals«, schrie sie. »Oder ich spieße den Kerl hier auf wie einen Ochsen.«
    Der Anführer der Basaarwache grinste. »Dann tu es doch. Der Kerl ist uns nicht das Geringste wert. Du kannst uns also nicht erpressen. Aber auf Mord steht hier in Semwes die Todesstrafe. Das nur zu deiner Information.«
    Die Basaarwachen verteilten sich. Sie kreisten Nefertari ein.
    Die anderen Gäste machten den Soldaten Platz. Jetzt gab es keine Lücke mehr. Der Kampf schien unausweichlich.
    Nefertari sprang auf den Tisch. Sie ließ das Schwert kreisen und hieb mit einem mächtigen Schlag auf den leeren Stuhl ein.
    Es krachte, als die Lehne brach. Holzsplitter flogen. Menschen schrien. Die Männer am Tisch fuhren hoch. Sie wollten weg, stolperten aber in der Eile über die Stühle der Nachbarn.
    Heillose Verwirrung entstand. Fast alle sprangen nun auf und wollten zum Ausgang. Dabei rannten sie sich gegenseitig um oder keilten sich fest. Gläser klirrten, Schreie gellten, Fäuste flogen.
    Nefertari hoffte, in dem Chaos entkommen zu können. Aber die Basaarwachen waren erfahrene Kämpfer. Sie hielten ihren Ring und kamen immer näher. Bald standen zwei so nahe am Tisch, dass sie mit ihren Schwertern Nefertaris Beine erreichten. Die Königin wehrte die ersten Stiche mit geschickten Paraden ab. Aber das würde nicht lange gut gehen.
    Das offene Fenster war gut vier Mannslängen von ihr entfernt. Unmöglich, es im Sprung zu erreichen. Nefertari konzentrierte sich. Alle Kraft, die sie aus Aruulas Körper herausholen konnte, legte sie in ihr Vorhaben. Sie ging leicht in die Knie –– und rannte los. Über die Köpfe und Schultern der Männer, die auf sie eindrangen!
    Mit zwei, drei Schritten war sie in Reichweite des Fensters und stieß sich ab. Die Uniformierten waren viel zu überrascht, um schnell genug zu reagieren. Als die ersten Schwerter nach oben schwangen, hatte sich Nefertari schon abgestoßen und flog im Hechtsprung durch die Öffnung.
    »Hinterher!«, brüllte der Anführer.
    Draußen rollte Nefertari sich ab, versuchte den Schwung abzufangen, taumelte aber trotzdem über die Straße und stieß auf der gegenüber liegenden Seite mit einem angebundenen Tsebra zusammen. Das Tier schrie erschrocken und verpasste ihr einen Rempler.
    Nefertari fiel der Länge nach hin. Sie stöhnte und rappelte sich wieder hoch. Mit zitternden Fingern griff sie nach dem Schwert. Sie fühlte sich leer und ausgebrannt. Die Energien, die sie Aruulas Körper abverlangt hatte, gingen weit über das hinaus, was ein Mensch normalerweise leisten konnte.
    Nur weil die Gäste aus dem »Croocschwanz« drängten und auch auf der Straße ein wildes Durcheinander verursachten, gelang es ihr mit den letzten Kraftreserven, in eine enge, schattige Gasse zu entkommen. Dort stahl sie einen Kaftaan und eine Kopfbedeckung von einer Leine. Kältewellen durchfuhren sie, als sie in die Kleidung schlüpfte. Ihr Herz raste, ihre Glieder schmerzten. Keuchend schlug sie sich zum Hafen durch. Mehr als einmal flimmerte es so stark vor ihren Augen, dass sie glaubte, ohnmächtig zu werden. Doch schließlich langte sie bei der STOLZ DES NILS an. Unerkannt ging sie an Bord.
    Schiffsführer Sükar gehörte zu den ganz Ausgeschlafenen.
    Er wusste längst, dass sein Fahrgast von den Behörden gesucht wurde. So presste er Nefertari das Versprechen ab, doch seine Geliebte zu werden. Denn wenn er sie nicht auslieferte, ging er ein hohes Risiko ein: das Risiko, erwischt und als Helfer krimineller Elemente hingerichtet zu werden. In ihrem Zustand hätte Nefertari ihm alles versprochen. Sükar versteckte sie in seiner eigenen Kajüte.
    Irgendwann kamen die Soldaten auch auf die STOLZ DES NILS. Aber Sükar, der eine Respektsperson war und das Vertrauen der Hafenbehörden genoss, machte den Gesetzeshütern mit wenigen Worten klar, dass auf seinem Schiff nichts Unrechtes vorging.
    Am nächsten Tag legte die STOLZ DES NILS ab. Nefertari hatte wieder zu alter Kraft zurückgefunden. Sükar stand eine Enttäuschung bevor, wenn er seinen Preis fordern würde…
    ***
    Senke von Ngara, Grenze zu Tansaana, Anfang Juli 2524
    Nachdem Daa’tans Armee drei größere Flüsse überquert und dabei lediglich sechs Soldaten und zwei Kanonen verloren hatte, standen
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