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221 - Feindliche Übernahme

221 - Feindliche Übernahme

Titel: 221 - Feindliche Übernahme
Autoren: Christian Schwarz
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enttäuscht: Aruulas Mentalblock war auch im Schlaf undurchdringlich. Sie hatte sich gut im Griff. Nur die Schatten ihrer Träume wehten wie dünne Schleier über die Barriere hinaus.
    Nefertari beschloss die Gelegenheit zu nützen, um auf eine Traumwanderung zu gehen! Traum- und Geistwanderung spielten sich auf einer ganz ähnlichen mentalen Ebene ab, und wenn sie auch nicht in Aruulas Kokon eindringen konnte, so war es ihr doch möglich, die Traumschatten zu durchwandern und so vielleicht die eine oder andere Information aufzuschnappen.
    Nefertari versetzte sich in einen schläfrigen Zustand; ihr Geist zerfaserte, passte sich den Schatten an, die durch die Barriere drangen, und verschmolz mit ihnen.
    Plötzlich fand sich Nefertari in einem Gewirr von Empfindungen und Bildern wieder. Sie sah einen jungen Mann, der Pflanzen dirigierte und sie mit einem höhnischen Lachen Menschen umbringen ließ. Silberschuppige Echsen, die sich in Menschen verwandelten, griffen an. Dann drängte sich das Bild eines großen, gut aussehenden Mannes dazwischen, der starke Gefühle in ihr auslöste. Maddrax? Nefertari erinnerte sich, dass die Kriegerin den Namen einmal erwähnt hatte. Ihr Geliebter?
    Lange tastete sich Nefertari von Traumschatten zu Traumschatten, doch das, was sie sich erhofft hatte, bekam sie nicht zu sehen: nirgendwo ein Hinweis auf die Hydriten. Sie spielten in Aruulas Träumen wohl keine Rolle. Also konnte die Verbundenheit mit ihnen nicht sonderlich groß sein.
    Schließlich gab die Königin es auf und zog sich aus Aruulas Träumen zurück. Noch im Zustand des Halbwachens gefangen, glaubte sie plötzlich eine andere Präsenz wahrzunehmen.
    Aber das war unmöglich! Sie hätte es längst bemerken müssen, wenn noch ein weiterer Geist in diesem Körper wohnte. Trotzdem… irgendetwas war da, so schwach und ätherisch, dass sie es offenbar nur zwischen Wachen und Schlafen wahrnehmen konnte. Nefertari machte sich auf die Suche. Und wurde an einer sonderbaren Stelle fündig: in Aruulas kleinem Finger der linken Hand!
    Es war tatsächlich ein anderer Geist, aber so unglaublich fremd, dass sie seine Gedankenmuster nicht ordnen konnte, um darin zu lesen. Sie waren ähnlich bizarr wie die des Käfers, wenn auch völlig anders gelagert.
    Der Finger war nicht organischer Natur, wie sie verblüfft feststellte. Er war künstlich und mit dem Gewebe von Haut und Fleisch verschmolzen!
    Nefertari bewegte sich plötzlich an langen, faserigen Strukturen entlang, die sich verdrehten und verwoben und grüne Flächen bildeten. Fremde, irritierende Eindrücke durchzuckten ihren Geist. Blätter. Grelle Lichtreflexe tanzten auf diesen Blättern, wurden von ihnen aufgenommen und in einem Vorgang, den sie nicht einmal im Ansatz begriff, in Energie umgewandelt. Das ging einher mit einem wohligen Gefühl, das den ganzen Geist ausfüllte. Diese Energie regte sich windende und ständig verändernde Zellen dazu an, den Verbund mit dem Fingerstumpf zu halten.
    Das Wesen, in dem sie sich befand, hieß GRÜN. So viel wusste sie plötzlich. Und obwohl GRÜN eine nicht definierbare Art von Intelligenz aufwies, konnte sie keinen Kontakt zu ihm aufnehmen.
    Nefertari erkannte die Gefahr, die das Wesen für sie darstellte. Sie konnte es nicht kontrollieren und wusste daher nicht, in welcher Verbindung es zu Aruula stand. War es stark genug, um in den mentalen Zweikampf zwischen ihr und der Kriegerin einzugreifen? Wenn ja, würde sie sich dagegen wehren können?
    Ein selten erlebtes Gefühl stieg in ihr auf: kreatürliche Angst im Angesicht des Fremden. Fast instinktiv sammelte Nefertari alle Kraft – und schlug zu.
    Es ging leichter, als sie erwartet hatte. In der winzigen Zeitspanne, in der ihr Geist das Fremde in tausend Stücke zerfetzte, erkannte sie, dass es sich um eine friedliche Wesenheit handelte, die im Einklang mit der Natur lebte…
    nein, die Natur war!
    Ein lang gezogener Laut unendlicher Pein, der im Nichts verwehte, schloss den Mord ab, den Nefertari soeben begangen hatte. GRÜN war nicht mehr. Nefertari fühlte sich nun unendlich erschöpft. Sie merkte kaum, wie sie endgültig die Grenze zwischen Wachen und Schlafen überquerte.
    Als sie wieder erwachte, tat ihr das letzte Glied des linken kleinen Fingers weh. Auch Aruulas Geist war bereits wieder wach, doch da sie keine Kontrolle über ihren Körper hatte, bemerkte sie den Schmerz nicht. Nefertari beschloss, ihr die Tat zu verschweigen. Sie kontrollierte unauffällig, ob es eine
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