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2206 - Gesang der Hoffnung

Titel: 2206 - Gesang der Hoffnung
Autoren: Unbekannt
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Freunde gewonnen hatte - und ein Herz.
     
    11.
     
    Sie hatten sich in einem aufgegebenen Schacht versammelt, fernab von der zunehmend mörderischen Plackerei der Motana, ihren Wärtern und - für Karter ausschlaggebend - von der glitzernden Welt der Belegschaftsquartiere, die nur ein Schritt von Baikhalis zu trennen schien. Hier unten, viele hundert Meter tief, in einem Tunnel, der sich wie die Bahn eines Holzwurms durch das Gestein wand, verblasste die Erinnerung an die Hauptstadt und ihre Annehmlichkeiten zu einem unwirklichen Schemen.
    Es war ein Tunnel, von dem man wusste, dass in seiner direkten Nähe kein Schaumopal gefunden worden war. Aus diesem Grund konnten sich auch die Kybb-Cranar an dieser Stelle des Heiligen Berges aufhalten, ohne befürchten zu müssen, auf seltsame Weise ums Leben zu kommen.
    Fünfzehn Männer und Frauen hatten sich in der Kaverne am Ende des Schachts eingefunden, saßen auf herausgebrochenen Felsblöcken und Gesteinssimsen. Sie blickten erwartungsvoll zu Karter, der neben der einzigen Lichtquelle stand, einem von Arbeitern vergessenen Scheinwerfer.
    Ein Unwissender hätte die Verschiedenheit der Versammelten registriert und sich von ihr auf die falsche Fährte locken lassen. Fast war es, als hätte Karter versucht, einen Querschnitt der Minenangehörigen an diesen ungemütlichen Ort zu bringen.
    Der Veteran mit dem krummen Rücken, der sein ganzes Leben damit verbracht hatte, die Motana zur Arbeit anzutreiben, wie schon sein Vater und dessen Vater, saß neben dem Neuling, der erst vor Wochen auf Baikhal Cain eingetroffen war und zum ersten Mal seinen Fuß auf eine fremde Welt gesetzt hatte, um die Härte des Daseins zu kosten. Die Ingenieurin, deren Gedanken pausenlos um Probleme der Statik und Gesteinsbeschaffenheit kreisten, lehnte neben der Küchenhilfe. Der sehnige Wächter neben dem dicken Verwalter.
    Das verbindende Glied zwischen den Versammelten hatte einen Namen: Raphid-Kybb-Karter. Der Direktor hatte die Männer und Frauen an diesen Ort gerufen, mit nebulösen und zugleich dringlichen Worten, süßen Schmeicheleien und zuweilen Drohungen, aber in jedem Fall, ohne den Zweck der Versammlung preiszugeben. Er, Karter, hatte diese Männer und Frauen ausgewählt. Am Tag, an dem er Baikhal Cain betreten hatte, hatte der Prozess der Auswahl seinen Anfang genommen.
    Karter war ein aufmerksamer Beobachter, ein guter Zuhörer mit einem Ohr für selbst die leisesten Zwischentöne. Er registrierte die alltäglichen Ärgernisse und Nöte, registrierte aufmerksam, ob die Verstimmung seines Gegenübers über eine flüchtige Erregung hinausging. War dies der Fall, suchte er gezielt das Gespräch mit der Person, signalisierte behutsam Zustimmung, streute Bemerkungen ein, die dazu angetan waren, das Missbehagen seines Gegenübers zu steigern.
    Raphid-Kybb-Karter säte Unzufriedenheit - und jetzt war es Zeit, die Ernte einzubringen, wollte er nicht das Opfer übergeordneter Mächte werden.
    Ein letzter Nachzügler stampfte schnell atmend in die Kaverne. Karter bedachte ihn mit einem missbilligenden Blick aus seinen funkelnden Augen. Der Mann schloss den bereits zu einer Entschuldigung geöffneten Mund und huschte schweigend in den rückwärtigen Teil des Schachts.
    Karter wartete einige Augenblicke, dann stieg er auf einen kniehohen Felsblock. Schweigend blickte er auf die Männer und Frauen hinab, rieb sich die beiden metallenen Hände. So sorgfältig er seine Leute ausgewählt hatte, noch waren sie nicht mehr als ein zusammengewürfelter Haufen. Es war seine Aufgabe, das zu ändern. Ihre Unzufriedenheit aufzupeitschen, der diffusen Wut, die sie erfüllte, ein klares Ziel zu geben.
    Karter hob die Stimme. „Ihr werdet euch fragen, wieso ich euch hierher gerufen habe." Die Wände des Schachts warfen seine Worte zurück, ließen sie wie donnernde Wellen heranrollen. „Die Antwort darauf ist einfach: Ihr seid auserwählt. Ihr, die ihr meinem Ruf gefolgt seid, seid die Elite der Kybb-Cranar. Ohne euren unermüdlichen Einsatz, eure zahllosen Opfer, ohne euren unerschöpflichen Ideenreichtum, ohne den Mut, mit dem er ihr euch Tag für Tag den Gefahren des Berges stellt, ohne die gerechte Härte, mit denen ihr die Motana behandelt, wären die Minen des Heiligen Berges längst der Vergessenheit anheim gefallen, ihre Schächte eingestürzt und von Grundwasser überspült! Ohne eure beispiellose Zähigkeit müssten die Kybb-Cranar ohne den Schaumopal auskommen!"
    Karter nahm sich einen Augenblick,
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