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2206 - Gesang der Hoffnung

Titel: 2206 - Gesang der Hoffnung
Autoren: Unbekannt
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um die Wirkung seiner Eröffnung zu beobachten. Wie erwartet war ein Ruck durch die Männer und Frauen gegangen. Die Sitzenden hatten sich - ohne es selbst zu merken, wie von magischen Fäden gezogen - erhoben, die Stehenden waren an ihn herangerückt. „Und wie dankt man euch euren Einsatz?", fuhr er fort. „Mit der Bewunderung etwa, die ihr euch verdient habt? Nein, ich sage es euch: mit Verachtung, mit Spott. Die Hauptstädter hängen faul in ihren Matten und lassen den Tag an sich vorüberziehen. Sie nehmen den Schaumopal in Empfang - die Früchte eurer Arbeit! -, lassen sie von Robotern auf Schiffe verladen und in die Weiten des Sternenozeans verfrachten. Für diese >harte Arbeit< lassen sie sich fürstlich bezahlen!"
    Karter schaute seine Leute an, jeden einzeln. „Ich frage euch: Wann habt ihr das letzte Mal einen Städter gesehen, der sich dazu herabgelassen hat, die Minen zu besuchen? Wann habt ihr das letzte Mal das Lob eines Städters gehört? Habt ihr es überhaupt jemals getan?"
    Aufgeregte, verneinende Rufe antworteten ihm. „Und ich frage euch: Habt ihr jemals einen Städter gesehen, der sich die Hände mit gewöhnlicher Arbeit schmutzig gemacht hätte?" Diesmal gab er die Antwort selbst: „Nein! Sie hocken in ihren Villen und lassen es sich gut gehen - auf unserem Rücken!"
    Sein Ausruf ging beinahe in den erbosten Schreien der Frauen und Männer unter, den dumpfen Schlägen, mit denen sie die Metallimplantate auf den Fels schmettern ließen. „Das sind schlimme Zustände, doch wir wären nicht die Elite der Kybb-Cranar, hätten wir nicht weitergearbeitet, weiter unser Bestes für das große Ganze gegeben. Wir, im Gegensatz zu den Städtern, wissen nämlich, was das Wort Pflicht bedeutet!"
    Karter wartete, bis der neuerliche Wutausbruch der Zuhörer abgeflaut war, dann fuhr er leiser fort: „Schon lange bedrückt mich, dass man uns betrügt, ja ausbeutet. Und ich habe gehandelt, wie es einem Mann in meiner Position ansteht: Ich habe Eingaben geschrieben, an das Kybernetische Kommando, an den Gouverneur des Systems. Das Kommando verwies mich - zu Recht - an den Gouverneur. Die Angelegenheit sei seine Zuständigkeit. Also hielt ich mich an Famah-Kybb-Cepra. Ich hätte ebenso gut versuchen können, mit dem Felsblock zu verhandeln, auf dem ich vor euch stehe!
    Cepra ist ein alter, überforderter Mann. Ein sturer Bürokrat, der ohne Sinn und Verstand auf der Einhaltung von Regeln besteht. Ihm habt ihr die Erhöhung der Förderquote zu verdanken, die Vergeudung der wertvollen Motana! Dennoch habt ihr durchgehalten, das Unmögliche möglich gemacht und den Ausstoß verdoppelt! Und was tut Cepra?"
    Der Moment der Entscheidung war gekommen. Würden ihm die Männer und Frauen beim nächsten Schritt folgen?
    Karter sprach weiter, angetrieben von der Flamme seines Ehrgeizes: „Er bespuckt euch, tritt eure Arbeit mit Füßen!" Er hielt eine Folie in die Höhe. „Heute habe ich von Cepra gehört. Und was schreibt er uns? Kein Wort des Dankes, der Anerkennung, nein, er fordert uns auf, die Förderquote ein weiteres Mal zu verdoppeln!"
    Ein einziger Aufschrei antwortete Karter. Ein Schrei, in dem die Wut über die in Jahren aufgelaufenen - eingebildeten oder echten - Demütigungen ihre Bahn brach. „Genug!", brüllte Karter. „Es ist an der Zeit, dass wir den feinen Herren in der Stadt eine Lektion erteilen, die sie nie vergessen werden! Zeigen wir Famah-Kybb-Cepra und seinen Kumpanen, was wir von ihnen halten! Zeigen wir ihnen, wer die wahren Herren sind!"
    Die Männer und Frauen stürmten jetzt nach vorne, umringten Karter, der auf dem Podest über ihnen thronte. Der Direktor riss beide Arme in die Höhe. „In die Hauptstadt!", rief er. „Auf nach Baikhalis!"
     
    12.
     
    Die von den Krin Varidh gespeisten Höllenqualen markierten das Ende einer viel zu kurzen Nacht für Perry Rhodan und Atlan. Der Schmerz ließ bunte Schemen vor den Augen des Terraners tanzen, seine Wahrnehmung zu einem leuchtenden Brei verschwimmen, der an die psychedelischen Bilder altarkonidischer Fiktivspiele erinnerte.
    Als Rhodans Augenlicht sich wieder normalisierte, bemerkte er, dass er und Atlan sich nicht mehr in ihren Quartieren befanden. Sie lagen auf weichen Matten auf dem kommunalen Platz des Nests, umringt von besorgt dreinblickenden Motana. Zephyda war neben den Männern in die Knie gegangen, eine Zornesfalte auf der Stirn. Sie schob ihren Stirnreif, der verrutscht war, einen Fingerbreit nach oben. „So kann das
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