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2185 - Souverän der Vernunft

Titel: 2185 - Souverän der Vernunft
Autoren: Unbekannt
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vielleicht doch noch einen Sinn. Er dachte an die 71 Toten der JOURNEE und daran, was nun aus ihnen, den neun Überlebenden, werden sollte, in einer Galaxis, in der die Inquisition der Vernunft den letzten, den entscheidenden Sieg davongetragen hatte. Er nahm Raye in den Arm und versuchte, in ihrer Wärme Trost zu finden und der Frau, die er liebte, gleichzeitig Trost zu spenden. Es gibt sie, die Alternativen, die anderen Zeiten, die Paralleluniversen, dachte er bitter. Aber nicht für uns. Er sah der Sonde nach, bis er sie im Dunkel des Alls endgültig nicht mehr ausmachen konnte, und genau in diesem Augenblick jaulten die Alarmsirenen auf.
     
    EPILOG
     
    „Ein Verband AGLAZARE!", rief der Kommandant. „Er ist in unmittelbarer Nähe der POTTON materialisiert!"
    „Fluchtkurs!", befahl Zim und fluchte leise. Das war das Risiko, mit dem sie stets leben mussten: AGLAZAR-Orter waren denen der Eltanenschiffe weit überlegen.
    Doch er wusste, dass es schon längst zu spät war. Die POTTON fand sich bereits im Kreuzfeuer schwerer Geschütze wieder. Wie in Andromeda, dachte er. Und wie über dem namenlosen Planeten, auf dem die JOURNEE ihr Grab fand. Dann explodierte die Konsole vor ihm, und er dachte überhaupt nichts mehr.
    Als er wieder zu sich kam, verspürte er einen brennenden Schmerz. Zim konnte ihn nicht lokalisieren, er war überall, in den Armen, den Beinen, im Kopf. Jemand riss ihn hoch, und er öffnete die Augen und sah Raye. Schrecken erfasste ihn. Ihr Gesicht war eine schwärzliche Masse, ihre Montur blutüberströmt. Aus ihrem rechten Oberschenkel ragte ein zehn Zentimeter langes Metallteil. Sie zerrte ihn weiter, und er schlitterte, wäre fast gestürzt. Er erkannte, dass der Boden schräg stand. Woher nimmt sie nur die Kraft?, dachte er. Sie ist schwer verletzt, und doch versucht sie, mich zu retten!
    Raye öffnete den Mund, doch über die Lippen drang nur ein Krächzen. Es dauerte eine schiere Ewigkeit, bis er einzelne Satzfetzen verstehen konnte. „POTTON schwer beschädigt ... Flucht in den Hyperraum ... Systeme zusammengebrochen ... absolutes Chaos ..."
    „Wo... wo sind wir?" Seine eigene Stimme kam ihm unsagbar fremd vor. Und schwach wie die eines Sterbenden. Raye zog an seinem Arm, und er folgte ihr, vorbei an glimmenden Glutherden und brennenden Einrichtungsgegenständen. „Wo sind wir?", wiederholte er, und sie drehte sich zu ihm um. Er las mehr von ihren Lippen, als dass er ihre Worte verstand.
    „Noch einmal... Glück gehabt... Schiff aus dem Hyperraum gestürzt... in unmittelbarer Nähe des ... Schwerkraftfeldes eines Planeten ... Notlandung ... Mannschaft flieht aus dem Schiff ..." Alles endet, wie es begonnen hat, dachte Zim, während er Raye durch das Chaos folgte und schließlich einen hellen Schimmer vor sich ausmachte, ein Schott, eine Luke, einen Notausstieg, irgendetwas, durch das atembare Luft in das Schiff drang, den Schmerz in seinen Lungen etwas linderte, gleichzeitig aber dem Feuer neue Nahrung gab. Irgendwann hatte er die Luke erreicht, und er torkelte weiter, fort von der Absturz stelle, und irgendwann brach Raye zusammen, und nun zerrte er sie hoch. Er wusste nicht, woher er die Kraft nahm, aber er schleppte sie mit sich, so, wie sie ihn mitgeschleppt hatte.
    Er sah andere Besatzungsmitglieder, Eltanen, aber auch Jeremiah Hutkin, dann Grek-6651/2.
    Fast alle von ihnen hatten schwere Verbrennungen oder andere Verletzungen davongetragen. Aber er hatte keine Kraft mehr, sich um sie zu kümmern. Seine ganze Sorge galt Raye, von der er nicht wusste, ob sie ihre furchtbaren Verstümmelungen überleben würde. Er schleppte sich immer weiter, während sein Bewusstsein schwand, und schließlich sank er zusammen, halb wahnsinnig vor Schmerz und Sorge. Zim schaute in den Himmel der unbekannten Welt, auf der nun alles enden würde, und glaubte zu träumen, Wahnvorstellungen zu haben, doch sein Blick fiel auf einige Gestalten, die seinen Bemühungen unbewegt aus einem Gleiter zusahen.
    Er schloss die Augen und öffnete sie wieder, und er sah noch immer etwa menschengroße Insektenabkömmlinge mit vier Armen und zwei Beinen, die Körper gepanzert, die Chitin-Exoskelette blaugrün gefärbt. Mit stimmlosen, zischenden Lauten schienen sie sich über den Anblick des Wracks im Hintergrund und die für sie vermutlich fremden Wesen auszutauschen. Zim wusste nicht, wieso er überhaupt noch klar denken konnte, aber er erinnerte sich, schon einmal Abbildungen dieser Wesen gesehen zu haben. Es
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