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2181 - Die Liebenden der Zeit

Titel: 2181 - Die Liebenden der Zeit
Autoren: Unbekannt
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schlug Curcaryen zu, dann umfasste er mit allen vier Händen ihren Leib, dass sie schon fürchtete, ihre Knochen splittern zu hören. „Komm zu dir!", brüllte er. „Le, was ist los?" Nur langsam fiel der Bann von ihr ab. Die beiden Medoeinheiten kamen indes zu spät, da hatte sie es schon aus eigener Kraft geschafft, sich aufzurichten. Curcaryen musterte sie aus brennenden Augen, aber er unterbrach ihre stockende Erzählung nicht ein einziges Mal. „Ich wollte mit dir und einigen anderen die Umgebung erkunden", sagte er schließlich. „Jetzt bin ich mir nicht sicher, ob das sinnvoll ist."
    „Wir gehen!", sagte Anyante spontan. Ihr Tonfall ließ keine andere Möglichkeit zu.
    Irgendwann hatten der Ausbau und die Pflege der Stadt aufgehört, und die Gebäude waren dem Verfall preisgegeben, dessen Spuren deutlich zu erkennen waren. Moose hatten sich auf den als Baumaterial verwendeten Natursteinen ebenso wie in den hölzernen Fassaden festgesetzt. Die einst kunstvollen Geflechte aus Naturfasern waren in ihrer Widerstandskraft noch geringer gewesen und zeigten sich überwiegend im Endstadium des Verfalls, der jedoch vor unbestimmbarer Zeit gestoppt worden war. Zu einem sehr späten Zeitpunkt hatte jemand die Konservierung vorgenommen. Einer der Algorrian stieß einen erschreckten Ausruf aus. Mit drei Armen deutete er auf eine halbrunde, teilweise ausgebrochene Fassade. „Sie sind alle da!"
    „Wer?", fragte Varantir. „Die Bewohner. Sie ... sie sind durchscheinend, fast unsichtbar." Varantir schaute den Mann an, als zweifle er an dessen Geisteszustand. Erst Minuten später sah er selbst zwei kleine, geisterhafte Schemen. Wie Nebel tauchten sie in eine Wand ein, verschwanden aber nicht ganz darin, sondern schienen sich dicht unter der Oberfläche zu bewegen. Wer gen au hinsah, gewann zumindest den Eindruck, die zwergenhaften Umrisse weiterverfolgen zu können. Überall waren diese Schatten, deren Schädelumrisse so groß wirkten, als hätten ihre Gehirne eine ausgeprägte evolutionäre Phase hinter sich. Geschäftig huschten sie hin und her, nahmen von den Algorrian keineswegs Notiz und wirkten im Übrigen, als bewegten sie sich auf einer leicht verschobenen Ebene der Realität. Manchmal schienen sie über dem Boden zu schweben, dann wieder bewegten sie sich außerhalb der Gebäudemauern so vertraut und scheinbar intim als wäre ihnen der Schutz der eigenen Wände sicher.
    Vergeblich redete Le Anyante auf die Schatten ein. Sie gestikulierte, versuchte sogar hin und wieder, einen der Zwerge festzuhalten. Aber sooft sie auch zugriff, sie schlüpften ihr durch die Hände, ohne im Entferntesten eine Berührung zu verursachen. „Hör auf damit!", herrschte Curcaryen sie an. „So kommen wir nicht weiter."
    „Es sind die Geschöpfe aus meinem Traum. Ich bin sicher." Curcaryen spuckte aus. Verächtlich zog er die Lippen hoch. „Wenn ich dich nicht so genau kennen würde, Le ..." Er stockte, denn da war ein Lachen, leise und verhalten. Er hörte es nicht, sondern es entstand in ihm, in seinen Gedanken, und die anderen schienen es ebenfalls zu vernehmen. „Die Frau hat Recht", erklang eine durchdringende Stimme. „Sie ist empfänglich für besondere Wahrnehmungen. Die durchscheinenden Geschöpfe sind THOREGONS Väter." Hoch über ihnen schwebte ein silberner Heliote. Grell leuchtend sank er herab. „Vor langer Zeit gelangten diese Humanoiden, die von einem bedeutenden Volk abstammen, nach Mahagoul. Sie spalteten sich in zwei Gruppen. Aus den einen, die ihre körperliche Existenz aufgaben, entstand die Superintelligenz THOREGON. Die anderen behielten ein vages materielles Stadium bei, wir nennen sie THOREGONS Väter."
    „Sie leben nicht in dieser Welt?"
    „Du hast Recht, Curcaryen Varantir", antwortete die mentale Stimme des Helioten. „THOREGON hat euch in sein Reich gebeten, folglich sollt ihr alles erfahren, was euch interessiert. Die geisterhaften Zwerge existieren nicht nur in den Städten von Cencha-3, sondern vor allem in einer parallelen Welt. Aber fragt mich nicht danach; selbst die Superintelligenz weiß nicht, wie diese andere Wirklichkeit beschaffen ist. Wir vermuten, dass die Stadt der Väter der sichtbaren Stadt sehr ähnlich sein muss, identisch sind beide auf keinen Fall."
    „Ich will nichts von Geistern hören, die für uns nicht greifbar sind", brauste Varantir auf. „Was ist mit THOREGON? Die Superintelligenz weiß alles über unser Volk, aber wir kennen nur ihren Namen, wissen nicht, wo und
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