Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2164 - Kinder der Sterne

Titel: 2164 - Kinder der Sterne
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Schützlingen eine Exkursion hierher und weckte den Forschergeist in den Kindern, indem sie die Arten benennen und zählen sollten. Vesper Nightingale, die „Nachtschwalbe"des von ihr ins Leben gerufenen Bordsenders SOLtv und zudem Exobiologin und Botanikerin, hatte unter Zitonie Kalishans Aufsicht eine Art Streichelzoo und ein spezielles Arboretum eingerichtet, damit die Kinder den Umgang mit Tieren und Pflanzen kennen lernten. So kam nie Langeweile auf. Arlo hatte zudem seine erwachsenen Freunde, Wissenschaftler wie Myles Kantor und Icho Tolot. Dazu kamen die Mom'Serimer, die das Spielen in den Verbotenen Zonen, wie die unaufgeräumten Sektionen der Flansche von den Kindern genannt wurden, ermöglichten.
    Nun aber genoss der Junge seine gestohlene Freiheit und spazierte unbeschwert durch die Erholungslandschaft. Dabei wäre er beinahe über Atlan gestolpert; zum Glück bemerkte er den Arkoniden rechtzeitig, bevor er selbst entdeckt wurde. Arlo versteckte sich in einem Busch und beobachtete den ältesten aller Unsterblichen, den Expeditionsleiter der SOL. Atlan wanderte mit gesenktem Kopf dahin, offensichtlich gedankenverloren. Eine Hand war in der Hosentasche versenkt, mit der anderen rieb er sich mit grüblerischer Miene das Kinn. Für Arlo sah es so aus, als würde der Unsterbliche vor sich hin murmeln. Hin und wieder bewegten sich die Lippen des Arkoniden, aber der Junge konnte nichts hören. Vielleicht befand Atlan sich im Zwiegespräch mit seinem Extrasinn? Eine tolle Sache, die für Arlo als Terranerabkömmling aber leider nie möglich sein würde. Das hatte er schon erfahren.
    Plötzlich zog Atlan die Hand aus der Tasche. Arlo erkannte einen zerknitterten Zettel, den der Arkonide glatt strich und mit aufmerksamem Gesichtsausdruck durchlas. Dabei bewegten sich erneut seine Lippen. Sein Gesicht verdüsterte sich zusehends, und er wirkte sehr unzufrieden, ja beunruhigt, als er den Zettel schließlich zurück in die Tasche stopfte und weiterging. „Wer schwänzt denn hier seine Strafarbeit?"
    Arlo, immer noch in geduckter Haltung, verlor das Gleichgewicht und knallte auf den Hintern. Zu Tode erschrocken starrte er in ein nichtmenschliches Gesicht mit einer flachen, breiten Nase, die in die kurze Schnauze einer Katze überging. Zwei klare, goldtopasfarbene Augen mit sich allmählich zusammenziehenden senkrechten Pupillenschlitzen musterten den Jungen durchdringend. „Ich ... ich ...", stammelte Arlo, während er aufstand. „Haben ... wir denn heute keinen Sport im Freien?" Dao-Lin-H'ay, die unsterbliche katzenartige Kartanin, kümmerte sich um die physische Kondition der Kinder. Sie hatte ein Sportprogramm entwickelt, bei dem Spiel und Spaß nicht zu kurz kamen. „So, meinst du?", sagte sie mit einem schnurrenden Unterton in der Stimme. Dieses Schnurren wirkte keineswegs beruhigend auf Arlo, ganz im Gegenteil. Kurzzeitig schoss ihm eine Vision von einer lauernden Katze durch den Kopf, die ihre Beute hervorlocken wollte. „Und der Unterricht soll in diesem Gebüsch stattfinden? Ich glaube eher, du versteckst dich. Vor wem?" Arlo gab auf, im Schwindeln war er noch nie gut gewesen. Er deutete auf den sich entfernenden Atlan. „Er sah so nachdenklich aus. Ich wollte ihn nicht stören." Die Kartanin richtete die Augen zuerst auf den Arkoniden, dann wieder auf Arlo. „Seit wann nimmst du so viel Rücksicht? Sonst bist du nicht so schüchtern, gerade bei Atlan nicht." Arlo druckste herum. „Er wirkt seltsam", sagte er schließlich. „Irgendwie anders."
    Dao Lins runde, behaarte Ohren bewegten sich vor und zurück. „Interessante Beobachtung, Arlo. Das erklärt aber nicht deine Anwesenheit hier. Und diesmal ohne Ausrede, bitte." Arlo ließ die Schultern hängen. „Bin abgehauen", murmelte er. „Ich find's einfach ungerecht."
    „Das musst du mir erklären", forderte Dao ihn auf. „Gizzo wollte Marte verhauen, und da bin ich dazwischengegangen. Ich hab Marte nur verteidigt."
    „Hm. Du meinst, das rechtfertigt dich, auf Gizzo einzuprügeln?" Arlo tastete über das rechte Auge. Er konnte sich vorstellen, dass es inzwischen deutlich angeschwollen und blau verfärbt war. „Es war eher andersherum, denn er ist viel stärker als ich", brummte er. „Er hätte mich im Schwitzkasten gehabt, wenn Roa nicht dazwischengegangen wäre. Wie soll ich mich denn sonst verteidigen?"
    Er zuckte zusammen, als die Kartanin eine Hand hob und sekundenschnelllange, scharfe Krallen ausfuhr, knapp an seinem Gesicht vorbei wischte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher