Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2164 - Kinder der Sterne

Titel: 2164 - Kinder der Sterne
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
freundlichen Raum betraten hielt Gizzo Arlo auf. „Das ist nur deine Schuld", zischte er leise. „Du bist ganz groß darin, andere in die Pfanne zu hauen und dann selbst als Musterbub dazustehen. Du hältst dich für was Besseres, nur weil deine Mutter die Kommandantin des Schiffes ist, aber du bist nichts als ein Angeber, der ohne Mamas Rockzipfel nicht mal fünf Minuten überleben würde! Sieht man ja schon an deinem lädierten Auge!" Bevor Arlo etwas erwidern konnte, ging Gizzo zu seinem Platz, schaltete sein Terminal an und vertiefte sich in die aufleuchtenden Holo-Bilder.
    Der Morgen verging schnell. Den Kindern der SOL wurde auf spielerische Weise Wissen vermittelt, so dass sie mit Freude und Eifer dabei waren und kaum genug davon kriegen konnten. Arlo vergaß den frühen Ärger und das schmerzende Auge schnell, denn er hatte viele Fragen an die Lehrerin.
    Roa Kellkem arbeitete ursprünglich in der wissenschaftlichen Kommunikation, Forschungsgebiet „Exo-Sprachen und Verhaltensweisen bei Erstbegegnungen". Die neununddreißigjährige, stämmige Terranerin mit der melodischen Stimme war einst von der LFT hauptsächlich bei Botschaftsempfängen, galaktischen Konferenzen und Handelsabkommen als Dolmetscherin und Vermittlerin eingesetzt worden. Sie besaß ein ausgeglichenes Wesen, Humor und eine besondere Gabe im Umgang mit anderen. Damit und mit ihrer durch die Arbeit erworbenen hohen Allgemeinbildung war sie die beste Wahl für diesen Posten.
    Die SOL-Geborenen waren etwas ganz Besonderes. Roa nannte sie oft „Kinder der Sterne", da sie keine planetare Abstammung hatten, sondern auf einem durchs All kreuzenden Raumschiff geboren worden waren. Sie konnten nur im Observatorium nach „draußen" blicken. Die ausgedehnten, unter der Obhut der Kamashitin Zitonie Kalishan stehenden Hydroponischen Gärten und Wälder der SOL boten zwar einen Ersatz und Ausgleich für die sonst eher sterile, metallische Umgebung, aber es gab keine echte Sonne, keine planetare Atmosphäre, keine natürlich entstandenen Biotope. Bis jetzt schienen die Kinder nichts zu vermissen. Sie tobten nach Herzenslust in den künstlich angelegten Wäldern oder durch die Ebenen und Decks der SOL, drangen dabei ungeniert in verbotene Bereiche vor. Sie kannten sich in manchen Regionen bereits jetzt besser aus als die meisten erwachsenen Besatzungsmitglieder.
    Darla Markus hatte von Major Hery-Ann Taeg die medizinische Betreuung und Beobachtung übertragen bekommen, zusammen mit einem psychologischen Assistenten. Nahezu minutiös wurden physische und psychische Verhaltensweisen und Veränderungen festgehalten, um festzustellen, inwieweit diese besondere Umgebung auf den Nachwuchs Einfluss nahm. Eine Lebensaufgabe, wie es derzeit schien, die so schnell keine Langeweile aufkommen ließ. Roa Kellkem hatte durch eigene Beobachtung bereits eine Veränderung dokumentiert. Zusammen mit drei Betreuerinnen kümmerte die Wissenschaftlerin sich um die Kinder nahezu von Geburt an und hatte festgestellt, dass ihre Schützlinge zum Teil geistig sehr viel weiter entwickelt und vor allem intelligenter waren als durchschnittliche „Planetengeborene".
    In der technisierten Umgebung eines Schiffes aufgewachsen, besaßen die Kleinen ein intuitives Verständnis für alle Vorgänge und konnten sie leicht erfassen, auch wenn sie diese noch nicht selbst in Worte kleiden und die Begriffe kaum aussprechen, geschweige denn wirklich verstehen konnten.
    Die Älteren hatten schon zwei- oder dreimal mithilfe des Rechnernetzes so in die Vorgänge eingegriffen, dass einiges an Bord durcheinander geraten war - angefangen in der Wäscherei bis hin zur Logistik, Porto Deangelis' heiligem Bereich. Er hatte sich seinen Sohn, den er als Rädelsführer zuerst in Verdacht hatte, vorgeknöpft und ihn deutlich zurechtgewiesen. Aber es half nicht viel, die Neugier war größer und die Versuchung, etwas Verbotenes zu tun, unwiderstehlich. Also erhielt SENECA die Anweisung' sämtliche Befehle, und seien sie noch so harmlos, zunächst einmal gegenzuchecken, von wem sie stammten. Der Zugriff auf das von Roa Kellkem benutzte Schulterminal durfte nur noch unter Aufsicht erfolgen, alle übrigen Terminals außerhalb des Schulbereichs wurden sofort gesperrt, sobald Abfragen von einem Kind kamen, die über Unterrichtseinheiten, Archivwissen oder Nahrungsbestellung, also über kindliche Belange und Bedürfnisse, hinausgingen.
    Arlo Kellind machte das nicht sehr viel aus. Er fand trotzdem Möglichkeiten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher