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216 - Jenseits von Raum und Zeit

216 - Jenseits von Raum und Zeit

Titel: 216 - Jenseits von Raum und Zeit
Autoren: Jo Zybell
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beteiligt.«
    »Bitte?« Der Kaiser riss die Augen auf. »Davon hast du mir gar nichts erzählt.«
    »Nun… ich wollte dich nicht überfordern.« Nach ihrer Begegnung an der Großen Grube bei Kilmalie hatte Matt Drax dem Kaiser berichtet, wie er am Tag des Kometeneinschlags in die Zukunft des Jahres 2516 geschleudert worden war.
    Sein Schicksal in den folgenden Jahren hatte Matt während des gemeinsamen Fluges nach Orleans-à-l’Hauteur nur im Telegrammstil skizziert. Seine unfreiwillige Reise zum Mars hatte er gar nicht erwähnt; und die hundert Jahre im Gehirn seines Freundes Gilam’esh schon gar nicht. Diese Ereignisse kamen selbst ihm, der sie doch selbst erlebt hatte, einfach nur verrückt vor. Warum hätte er diesen Ingenieur aus dem Frankreich des Barock damit verstören sollen?
    »Dann erzähle mir jetzt davon«, verlangte der Kaiser.
    »Die Kopfschmerzen fangen wieder an«, jammerte Yann Haggard in seinem Sessel vor dem Fenster. Er zog die Achseln hoch, presste die Fäuste gegen die Schläfen und blickte über die Schulter zum Kartentisch. »Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn ich Kopfschmerzen habe!«
    »Halt noch ein bisschen durch«, verlangte Matt Drax.
    »Wie kann es sein, dass du an der Konstruktion eines Strahles beteiligt warst, durch den du angeblich selbst aus dem 21. in das 26. Jahrhundert gestürzt bist?« Der Kaiser schnitt jetzt eine höchst skeptische Miene. »Das musst du mir erklären!«
    »Nicht so laut«, jammerte Haggard am Fenster. »Mit diesen Schmerzen im Schädel werde ich den verdammten Strahl niemals entdecken! Und wenn es gleich dunkel wird, zweimal nicht!«
    Matt stand auf, ging zum Fenster und holte das Röhrchen mit Schmerzmittel aus der Beintasche. Er schraubte es auf und reichte es dem Seher. »Nimm es, in Gottes Namen.«
    Yann Haggard riss es ihm aus der Hand, setzte es an die Lippen und leerte das Pulver auf seine Zunge. Mit sehr gemischten Gefühlen sah Matt Drax ihm zu. Unter seinen Sohlen glaubte er zu spüren, wie die Gondel zu schwanken begann.
    »Gib mir Wasser.« Haggard reichte ihm das leere Röhrchen und nahm ihm den Wasserschlauch ab. Er trank gierig und wischte sich danach den Mund mit dem Handrücken ab. »Und jetzt erzähl schon, Maddrax. Ich will schließlich auch wissen, was uns da erwartet.«
    Matt verstöpselte den Wasserschlauch. Die letzte Dosis Schmerzmittel war verbraucht – wenn Yann nicht innerhalb der nächsten zwanzig, höchstens dreißig Stunden den Strahl entdeckte, würde man ihn vergessen können; und der Kaiser war erledigt. Schon wieder schwankte die Gondel.
    »Ein guter Freund von mir hat das Tunnelfeld entwickelt«, begann er. »Ich war gewissermaßen hautnah dabei.« Er lächelte wehmütig in sich hinein. Eigentlich hätte er »hirnnah« sagen müssen.
    Über den Grauschopf des Sehers hinweg blickte Matt Drax zum Fenster hinaus und dachte an Gilam’esh. »Ich bin in die Vergangenheit gestolpert, als ich mich damals auf dem Mars aufhielt. Buchstäblich gestolpert, und zwar in die Vergangenheit des Mars. Es klingt verrückt, ich weiß, aber es war so.«
    Das letzte Licht des Tages verglühte am westlichen Horizont. »Es ist eine lange Geschichte.« Seufzend ließ Matt Drax sich am Kartentisch in den Sessel neben den Kaiser sinken. »Aber wenn ihr darauf besteht, erzähle ich sie euch.«
    ***
    Jenseits von Raum und Zeit
    Farblichtspiralen rotierten, Lichtblitze zuckten, hunderttausend Sonnen gingen auf und unter, und links und rechts von Gilam’esh huschten unzählige energetische Schattenfelder vorbei. Der Tunnelfeldmeister gab sich dem Sog hin, der ihn zurück auf den Rotgrund und in die Haupthöhle der Tunnelfeldanlage bringen sollte. Seine Aura wirbelte durch Raum und Zeit.
    Die Rotationen verlangsamten sich nach und nach, Sternkonstellationen wurden sichtbar, der Sog verlor an Kraft, und schließlich sah Gilam’esh eine rote Kugel vor sich: den Mars.
    Im nächsten Moment füllte der Planetenhorizont Gilam’eshs Blickfeld aus, und dann schwebte seine Aura auch schon in der Mitte des Strahls und an seiner Vertikalachse entlang in das Nordmeer des Rotgrunds hinab, tauchte ein und glitt durch eine Öffnung im Fels in die Haupthöhle der Tunnelfeldanlage. Heimatliche Gefühle ergriffen den Tunnelfeldmeister – und zugleich Wehmut: Nie mehr würde er hierher zurückkehren können.
    Langsam sank er an den drei Galerien vorbei dem Boden entgegen. Hier unten entdeckte er nirgends energetische Schattenfelder im Strahl. Dafür sah
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