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216 - Jenseits von Raum und Zeit

216 - Jenseits von Raum und Zeit

Titel: 216 - Jenseits von Raum und Zeit
Autoren: Jo Zybell
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Bewegungen versetzten die Westbarbaren in noch größere Aufregung.
    Als sie sahen, wie wenig ihre Schützen ausrichten konnten, setzten sich etwa zwei Dutzend der Patrydreewachen in Bewegung. Sie traten aus dem Ring der Wachen, rückten zusammen, formierten sich zu einem Angriffskeil, zückten Spieße, Speere und Äxte und näherten sich dem Tunnelfeld.
    Langsam schwammen sie auf das blaue Geflimmer zu, ungewöhnlich langsam, wie Gilam’esh sofort auffiel. Einer ihrer Oberen schwamm hinter ihnen, ein Schwall von Luftblasen stieg von seinen Lippen aus auf. Ein Schwarmführer; er trieb seine Kämpfer an und jagte sie mit unerbittlichen Befehlen der Aura und dem Raumzeittunnel entgegen.
    Die Wachen gehorchten ihrem Anführer, wenn auch ohne sichtbare Angriffslust. Ihre Bewegungen hatten im Gegenteil etwas Lahmes, Erschöpftes. Sie kamen näher und immer näher. Als Gilam’esh dann noch ihre schmutziggrauen Schuppen, ihre algenbewachsenen Scheitelkämme und ihre tief in den Höhlen liegenden Augen sah begriff er: Sie waren krank.
    Die quastenschuppigen Patrydree waren schon immer robuster gewesen als die anderen beiden Hydreerassen auf dem Rotgrund. Entsprechend länger als diese beiden hatten sie auf der sterbenden Welt durchgehalten. Doch jetzt war es vorbei mit ihrer barbarischen Widerstandskraft, jetzt schienen der Sauerstoffmangel und der gesunkene Luftdruck auch sie entscheidend zu schwächen.
    Nicht nur, dass die Patrydree krank waren, begriff Gilam’esh in diesen Momenten – auch dass sein Plan scheitern würde: Viel zu behäbig und zu langsam bewegten sich die Westbarbaren ihm und dem Strahl entgegen. Die zeitbeschleunigende Wirkung in der Peripherie des Strahls würde sie erfassen, unweigerlich.
    Und so war es. Die Schwimmbewegungen der Patrydree an der Spitze der Keilformation wurden noch schwächer. Die Farbe ihrer Schuppenquasten veränderte sich: Nicht mehr nur schmutzig-grau waren sie plötzlich, sondern fahl und wächsern, und sie schienen zu schrumpfen und sich zu krümmen. Von einem Wimpernschlag zum anderen waren sie um viele Umläufe gealtert.
    Unwillkürlich begann Gilam’esh sie mit seinen körperlosen Armen heranzuwinken. Schneller, wollte er ihnen bedeuten, ihr müsst euch beeilen! Dem Alterungsprozess in der Peripherie des Tunnelfeldes entging man nur, wenn man zielstrebig und ohne zu zögern in das blaue Geflimmer hinein schwamm.
    Doch die Westbarbaren taten das glatte Gegenteil: Die Vorhut, also die Spitze der Keilformation, war schon derart geschwächt vom Zeitbeschleunigungseffekt, dass sie zu einer zielgerichteten Bewegung überhaupt nicht mehr in der Lage war: Die vorderen drei Patrydree schrumpften buchstäblich zusammen, und bald war weiter nichts von ihnen übrig als ihre Skelette und ein paar Schuppenquasten.
    Der Anblick dieser Überreste entsetzte die nachfolgenden Angreifer dermaßen, dass sie regelrecht erstarrten. Statt weiter zu schwimmen, hielten sie inne und wurden so ebenfalls von den Ausläufern des Raumzeittunnels und somit vom Alterungs- und Verfallsprozess erfasst.
    Gilam’esh reagierte, ohne noch irgendeinen abwägenden Gedanken zu verschwenden: Er schoss auf den erstbesten der noch lebenden Patrydree zu, drang in sein Gehirn ein und überwältigte sein Bewusstsein.
    In dem eingefallenen, vergreisten Körper des quastenschuppigen Barbaren bewegte er sich wieder dem Strahl entgegen. Das war schwer genug, denn das Nervensystem des Westbarbaren sträubte sich mit aller Gewalt gegen seine Übernahme. Allein – es nützte ihm nichts. Durch Gilam’eshs Willen bezwungen, tauchte es in den Zeitstahl…
    Augenblicke später schwamm Gilam’esh in seinem neuen und doch zugleich uralten Körper im Ork’huzmeer.
    Er jubilierte. Durch die Kehle seines eroberten Körpers schrie er seine Erleichterung und seinen Triumph hinaus. Er hatte es geschafft, er war gerettet!
    Ein Dickzahn-Wulroch tauchte wenige Längen neben ihm aus den warmen Wogen auf. Unter der Kuppelmembran hinter dem Schädel sah Gilam’esh die Umrisse zweier Ditrydree in der bionetischen Cockpithauttasche. Mit der letzten Kraft seines greisen Gastkörpers hob er die Arme. Er winkte und krächzte und tat alles, um Wulroch und Besatzung auf sich aufmerksam zu machen.
    Bald schon entdeckten sie ihn zwischen den Wogen. Ein Großkombacter drang aus den bionetischen Flanken des Transportfisches, ein Blitzbündel zuckte Gilam’esh entgegen und vernichtete seinen eben erst eroberten Körper. Im letzten Augenblick
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