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2156 - Stimme des Propheten

Titel: 2156 - Stimme des Propheten
Autoren: Unbekannt
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Nur 1366 Lichtjahre Flug ... Caljono Yai hatte genug, sie brauchte nicht mehr weiterzulesen. Sie ging mit vor Zorn steil hochgerecktem Nas-Organ nach nebenan, wo Viorel Zagi gerade das Abendessen zubereitete, und hielt ihm den Katalog entgegen. „Deine Schwester kannte dich wirklich gut. Das also war deine Prophezeiung? Dieser völlig veraltete Reisekatalog? Du hast die Werbesprüche geglaubt und gedacht, das wäre es?"
    Der Prophet rollte das Nas-Organ ein. Er wirkte amüsiert und schuldbewusst zugleich. „Ich wusste keinen anderen Ausweg mehr. Irgendwas musste passieren. Und ich vertraute darauf, dass die Terraner feststellen würden, ob der Planet für uns passt oder nicht."
    „Und er ist tatsächlich perfekt, so unglaublich es auch ist! Wo hast du diesen alten Trödel überhaupt her?"
    „Gefunden. Aber das ist egal, nicht wahr? Es hat geklappt. Allerdings gäbe es doch noch ein Problem ... Wirst du es Presto Go sagen?"
    Caljono Yai prustete ihn an. „Natürlich nicht. Niemand wird je davon erfahren, am wenigsten die Terraner. Lassen wir sie in dem Glauben, dass du ein höchst vergeistigter Philosoph und Prophet bist. Aber du bist mir einiges schuldig, Viorel Zagi. Und du wirst einen Teil davon auf Cauto abtragen, indem ich eine neue Tochter bekomme - und du wirst für ihr Auskommen sorgen."
    „Ich lebe gern mit dir zusammen, Yai. Diese Strafe nehme ich, ohne zu murren, auf mich. Und jetzt komm her zum Essen."
    „Wir fangen also neu an", sagte Caljono Yai später, als sie nebeneinander auf der Schlafmatte lagen.
    „Zugleich wird es eine Rückkehr sein. Bald sind wir die Ashkaban Herreach - das Volk, das nunmehr gegangen ist. Wie unser Gott Kummerog, der uns zuerst verlassen hat. Dort, wohin wir jetzt gehen, werden wir ihn nicht mehr brauchen. Wir lassen ihn zurück wie alles andere."
    „Mögen sich die Terraner mit der Lösung unserer Visionen herumplagen, es geht uns nichts mehr an. Wir haben ihnen einen Hinweis auf die Zukunft gegeben, und dafür erhalten wir Frieden. Das ist nicht das Schlechteste, Caljono Yai, gewiss nicht." 11. April 1312 NGZ Die ersten Herreach gingen an Bord. Auf dem ehemaligen Betfeld war ein Transmitter errichtet worden, der einen nach dem anderen in den im Orbit wartenden Transportraumer brachte. In den nächsten Wochen würde sich auf diese Weise ein ununterbrochener Strom von Reisenden ins All ergießen. Ein ganzes Volk, fast 145 Millionen Herreach, verließ seine Ursprungswelt für immer. Wie nicht anders zu erwarten war, gab es keine Aufregung oder Unruhe. Die bevorstehende Abreise hatte die Herreach offensichtlich so weit stabilisiert, dass sie den mentalen Druck ertragen und die Angstzustände unterdrücken konnten. Es würde wohl zu keinem zweiten Drama kommen.
    Von dem Unglück war nichts mehr zu sehen, die ganze Nacht hindurch hatten Roboter die Spuren beseitigt. Alaska Saedelaere und Monkey waren in der Stadt unterwegs, gemeinsam und schweigend. Wenn man sie gefragt hätte, hätte vermutlich keiner von beiden so genau gewusst, warum er sich in Moond aufhielt - und weshalb in Begleitung. Vielleicht hatte etwas von den Herreach auf sie übergegriffen, und sie fühlten sich getrieben. Die beiden Aktivatorträger waren, ohne es sich einzugestehen, auf der Suche nach etwas. Seit sie den Lockruf vernommen hatten, hatte er sie nicht mehr losgelassen. Sie dachten beide an nichts anderes mehr.
    Alaska aktivierte sein Armband, als er angefunkt wurde.. Es war Janda Kolowa, die sich von den gestrigen Strapazen wohl etwas erholt hatte, denn sie sah frischer und entspannter aus. „Ich wollte dich fragen, ob wir uns kurz unterhalten können", sagte die Medikerin. „Ich habe da noch ein paar Fragen, die du mir vielleicht beantworten könntest."
    „Ja, gern", antwortete der Träger der Haut. „Ich bin gerade zum Sitz des Cleros unterwegs, dort könnten wir uns treffen."
    „Gut, ich komme gleich." Ihr Bild verschwand. Und in diesem Moment geschah das Ersehnte.
    Ganz unwahrscheinlich war das Ereignis nicht, er hatte schon fast damit gerechnet. Dennoch war Alaska Saedelaere überrascht und aufgeregt zugleich. Der Zeitbrunnen stanzte geradezu ein Stück des Planeten heraus, aus seinem schier endlosen Abgrund verströmte eisige Kälte. Und deutlich war der Lockruf zu spüren. Der Träger der Haut beugte sich über den Brunnen. Nach einer Weile, als ob sich ein Nebel vor seinen Augen lichtete, konnte er plötzlich am anderen Ende eine fremdartige Landschaft sehen. „Es ist so weit",
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