Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2156 - Stimme des Propheten

Titel: 2156 - Stimme des Propheten
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
eurer Geschichte beschäftigt, und dein Name ist ganz oben genannt. Du hast entscheidend dazu beigetragen, Goedda zu vernichten und gegen die Kleinen Mütter vorzugehen."
    „Das ist lange her", meine die ehemalige Mahnerin freundlich. „Ich habe nur getan, was notwendig war."
    „Ja, natürlich. Aber für uns ist es dennoch etwas Besonderes."
    „Ich weiß. Das ist eure Mentalität. Uns Herreach bedeutet das nichts."
    „Oh, tut mir Leid. Ich habe mich wieder einmal hinreißen lassen." Janda lächelte. „Aber natürlich nehme ich euer Angebot gern an, denn es gibt so viele, die Hilfe brauchen ... Vielleicht könnt ihr jenen Mut zusprechen, die sich aufgeben wollen." Sie brachte die drei Frauen zu einem Lager, in dem die schlimmen Fälle untergebracht waren: einzelne Herreach, die vor Angst wie paralysiert waren. Vielleicht konnten sie wieder aus der Apathie geweckt werden. Caljono Yai, Siorel Hani und Latine Cur versprachen, ihr Bestes zu geben. Aber sie wussten, dass wenig Hoffnung bestand.
    Am Nachmittag setzte eine seltsame Wanderung ein. Es war nicht die erste, schon in den letzten Tagen war eine stetige Bewegung Richtung Pilzdom auszumachen gewesen. Auch von den anderen Städten kamen immer mehr Herreach angereist. Diejenigen, die keinen Platz in den Zügen fanden, mussten zu Fuß gehen. Das gesamte Volk schien auf den Beinen zu sein. Zu Tausenden strebten die Herreach auf ein einziges Ziel zu. Janda Kolowa kam besorgt ins Lager und fand nur noch Latine Cur vor. „Wo sind Caljono Yai und Siorel Hani?", fragte sie nervös. „Sie mussten gehen", antwortete das Mädchen wie abwesend. „Und ich werde ihnen bald folgen. Wenn es so weit ist."
    Die Medikerin konnte fragen, wen sie wollte, sie erhielt stets dieselben merkwürdigen Antworten. Es war, als wären die Herreach nun endgültig in eine andere Ebene abgedriftet. Nur ihre Körper schienen noch eine letzte Verbindung zu dieser Dimension herzustellen. Auch die Apathischen erhoben sich plötzlich von ihren Lagern und schlossen sich dem Zug zum Pilzdom an. Sie bildeten einen Kreis um das energetische Sperrgitter vor dem ehemaligen Betfeld. Jeder, der hinzukam, ließ sich nieder. Der Kreis wurde größer und größer; an manchen Stellen wurde er durch die im Weg stehenden Gebäude von Moond aufgebrochen, aber dennoch wuchs er weiter. Über die Grenzen von Moond hinaus. Über das Land. In die anderen sechs Städte. Das ganze Volk der Herreach versammelte sich zu einem einzigen riesigen Gebetszirkel. Die einzelnen Herreach kauerten sich schweigend hin, die Hände in die Ärmel der Kutten geschoben, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Mit leicht gesenktem Kopf verharrten sie schweigend. Lediglich die Neuankömmlinge verursachten scharrende und raschelnde Geräusche, bis auch sie sich niedergelassen hatten. Eine geisterhafte Stille trat ein. Die Züge blieben mitten auf dem Land stehen. Tausende von Herreach verließen die Waggons und setzten sich, das Gesicht in Richtung Dom gerichtet, auf den Boden.
    Die Wachstationen meldeten an die Solare Residenz höchste Alarmbereitschaft. Reginald Bull und Maurenzi Curtiz ließen sich sofort per Transmitter nach Trokan transportieren. Von den Wachtürmen aus konnten sie das riesige, bis zum Horizont reichende Gebetsrund der Herreach sehen. Egal, wie viel Abstand zueinander bestand, wie viele Hindernisse im Weg waren, ob sie den Pilzdom sehen oder nur erahnen konnten: Jeder von ihnen saß auf einem exakt berechneten und vorgegebenen Platz. Reginald Bull fühlte eine Gänsehaut in seinem Nacken, sie rieselte langsam den Rücken hinunter und verbreitete eine unangenehm prickelnde Kälte.
    Er konnte sich gerade noch bezähmen, sich zu schütteln. „Hier geht etwas Schreckliches vor, Maurenzi", murmelte er tonlos. „Wir steuern auf eine Katastrophe zu."
    „Das meine ich auch", stimmte der Erste Terraner zu. Bully hörte das leichte Zittern in seiner sonst so sonoren Stimme. „Hoffentlich können wir etwas dagegen tun." Der Minister und der Regierungschef betraten durch eine Strukturlücke den Bereich innerhalb des Schutzschirms. Monkey erwartete sie. Alaska Saedelaere hielt sich bereits unter den Herreach auf. Er versuchte tatsächlich, sie aus ihrer Trance zu „wecken".
    Janda Kolowa wanderte durch die Reihen der Herreach, sprach sie an, versuchte sie aufzurütteln. Wenn sie nur Caljono Yai finden könnte! Aber so hingekauert und vermummt sahen alle Herreach für eine Terranerin gleich aus. Es gab zudem sehr viele, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher