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2156 - Stimme des Propheten

Titel: 2156 - Stimme des Propheten
Autoren: Unbekannt
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Tränen von den Wangen. „Und warum unternehmt ihr dann überhaupt diese Anstrengungen, Trokan zu verlassen?"
    „Weil wir dazu gezwungen werden", lautete die schlichte Antwort. „So darf es nicht enden." Beide Herreach deuteten auf das Feld der Toten, die gerade aufgebahrt und weggebracht wurden. Die Medoroboter leisteten schnellstmögliche Arbeit. „Komm!", sagte Alaska zu der Medikerin. „Kümmern wir uns um die Lebenden. Es gibt viel zu tun." Jan da atmete tief durch und nickte dann. „Ja, du hast Recht. Ich diene der Erhaltung des Lebens, nicht der Bestattung."
     
    *
     
    Maurenzi Curtiz war leichenblass, sein Gesicht wirkte von dem Schock gezeichnet. Zusammen mit Reginald Bull war er nach dem Massaker in die Solare Residenz zurückgekehrt, um alles Notwendige für die Umsiedlung der Herreach in die Wege zu leiten.
    Es hatte insgesamt über fünfzehntausend Opfer gegeben, wobei nicht alle ihren eigenen Geschöpfen zum Opfer gefallen waren. Manche waren auch an Erschöpfung gestorben, weil sie zu lange in der Trance ausgeharrt hatten. Reginald Bull wusste, dass Selbstvorwürfe nichts halfen, dennoch machte er sich welche. Er hatte diesen Massen-Selbstmord nicht vorhersehen können.
    Aber wenn er die Narkosestrahler sofort eingesetzt hätte, wäre es nie dazu gekommen. Doch er hatte den entscheidenden Befehl nicht gegeben, weil er gehofft hatte, dass sich aus der Kollektiv-Trance eine Art Befreiung von dem mentalen Druck gebildet hätte. Außerdem hatten die Exopsychologen vor allzu energischem Eingreifen gewarnt, nachdem die Herreach quasi in Katatonie verfallen waren. Das hätte ebenso einen Schock bei ihnen auslösen können, der zum Tode geführt hätte ... Presto Go hatte man im Sitz des Cleros in ihrer Kammer gefunden; sie war völlig entkräftet, aber am Leben. Sie konnte nicht sagen, wer diese Gebetsrunde geleitet hatte, sie selbst hatte sie jedenfalls nicht ausgelöst.
    Der kollektive Entschluss war ganz plötzlich gefasst worden. Auf einmal hatte sie das Gefühl der Trance gehabt und war einem lautlosen Ruf gefolgt, sich auf der Stelle niederzukauern und an dem gemeinsamen Gebet teilzunehmen. Und dann war es plötzlich wie abgeschnitten gewesen, und sie war auf der Seite liegend zu sich gekommen. Eine Erklärung speziell für dieses Geschehen würde man vermutlich nie bekommen, denn man würde nicht mehr weiter danach forschen. Der Obersten Künderin wurde mitgeteilt, dass unverzüglich mit der Evakuierung der Herreach begonnen würde. Die ersten Transportschiffe seien schon im Anflug.
    Da die Herreach kaum eigene Habe hatten, waren sie schnell reisefertig. In Moond sollte mit dem Abtransport begonnen werden. Dann kamen die anderen Städte dran, schließlich die Verbliebenen auf dem Land. Reginald Bull versprach, jeden Stein nach Überlebenden umzudrehen. Presto Go bat sogar darum, diejenigen zum Flug zu zwingen, die sich weigern sollten. Die LFT wollte sich darum kümmern, dass so viel wie möglich an Waren, Einrichtungen und Grundvorräten mittransportiert wurde, natürlich auch das Vieh und das Saatgut und andere Dinge, die den Herreach gehörten.
    Roboter-Kommandos waren bereits auf Cauto im Einsatz. Die ersten Häuser und Notunterkünfte wurden errichtet. „Wir werden alles tun, was nötig ist, um euch einen guten Start zu ermöglichen", sagte Reginald Bull. „Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben", sagte die alte Herreach. „Es ist nicht deine Schuld. Es ist niemandes Schuld. Und jetzt wenden wir uns dem Neuen zu."
    Caljono Yai packte ihre und Viorel Zagis wenige Habseligkeiten zusammen. Sie sollten zusammen mit Presto Go den ersten Flug mitmachen, um auf Cauto die Organisation des Neuanfangs zu übernehmen. Als sie Bücher und Papier in eine Tasche packte, fiel ihr etwas Ungewöhnliches auf - ein Katalog aus Schreibfolie, der nicht von Trokan stammen konnte. Er wirkte alt und abgegriffen und öffnete sich automatisch auf einer bestimmten Seite. Rundflug zu einem ungewöhnlichen Planeten! Abseits aller gängigen Routen gelegen, findet der Tourist, der schon alles gesehen hat, ein einsames System im sternenarmen Raum, nur einen Messerwurf von Terra entfernt.
    Cauto, fünfter von zwölf Planeten einer gelben Sonne, ist eine Welt der Extreme: Man kann unter drei Möglichkeiten wählen - glutheißer Tag, eiskalte Nacht oder kühle Zwischenwelt, von Nebelschwaden durchzogen, bevölkert von seltsamen, mystischen Wesen, die sich gegen die häufigen gewaltigen Stürme behaupten können.
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