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2156 - Stimme des Propheten

Titel: 2156 - Stimme des Propheten
Autoren: Unbekannt
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Herreach sanken in sich zusammen, sie verloren vor Erschöpfung das Bewusstsein.
    Reginald Bull gab Befehl, dass die Gleiterpatrouillen sich auf dem Land umgehend um die Ohnmächtigen kümmern sollten. In den Städten wurden Medorobots zur Bergung losgeschickt. „Es wird bald aufhören", sagte Bull. „Früher war es so. Diese Trance können sie nicht mehr lange aufrechterhalten, selbst wenn es so viele Teilnehmer sind. Es wäre gefährlich, jetzt einzugreifen - wir können nichts tun."
    Doch es war immer noch nicht vorbei. In diesem Moment bildete sich eine ganz neue Gestalt, ein Wesen, das es bisher vermutlich noch nicht gegeben hatte. Entstanden aus dem Kollektiv hunderttausender Herreach, wuchs ein fünfundzwanzig Meter hoher Koloss von herrachischer Körperform empor, mit einer schimmernden Oberfläche wie flüssiges Metall, vollkommen gesichtslos. Er besaß eine weiße und eine schwarze Seite, wie Tag und Nacht, wobei die „vordere" Seite jeweils wechselte, wenn das Kniegelenk umschnappte.
    Dieser Gigant war nicht einfach eine Semimanifestation, er wirkte körperlicher als alle anderen vorher. Der Boden bebte, als er seinen Fuß zum ersten Mal dröhnend absetzte. Langsam, in einem befremdlichen Zickzackkurs, weil er immer wieder die „vordere" Seite wechselte, stampfte er auf den von den anderen Wesen weiterhin traktierten Pilzdom zu. Als er ihn erreicht hatte, umfasste er ihn mit seinen überlangen Armen, klammerte sich fest - und versuchte ihn aus dem Boden zu reißen. Vergeblich. Der Riese Schimbaa versuchte ihn zu unterstützen und stieß ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus, als sich weiterhin nichts regte und rührte. Und dann begann die Katastrophe. Die Herreach verloren die Kontrolle über ihre Geschöpfe. Diese wandten sich gegen sie.
    In blinder Raserei fuhren sie durch die Reihen der Betenden und mähten sie nieder, der Riese Schimbaa und der Tag-Nacht-Wandler zertraten Dutzende von Herreach unter ihren Füßen, rissen sie vom Boden hoch und zerfetzten sie. Janda Kolowa schrie auf, aber nicht nur sie allein. Reginald Bull brüllte Befehle in den Funk, Maurenzi Curtiz schrie vergeblich, dass es aufhören möge. Die Raserei war nicht mehr aufzuhalten, und das Schlimmste dabei war, dass die Herreach sich immer noch nicht rührten. Sie verharrten weiterhin in ihrer Trancehaltung auf ihren Plätzen und unternahmen nichts gegen das sinnlose Gemetzel. „Das ist kollektiver Selbstmord!", brüllte Alaska der Medikerin ins Ohr. „Sie bringen sich mit voller Absicht selbst um, sonst würden sie die Trance längst unterbrechen!"
    Damit hatte tatsächlich niemand rechnen können. Endlich griffen Bulls Befehle: Gleiter tauchten am Himmel auf, verteilten sich über die Stadt Moond und setzten breit gefächert Narkosestrahler ein. Die Beobachter schalteten die Paratronschirme ihrer Anzüge ein, so dass ihnen nichts geschah.
    Sie sahen zu, wie Tausende von Herreach umfielen, als ob sie tot wären. Dann sah Bull, dass ein Heer von Medorobotern und Medikern ausschwärmte, um erste Hilfe zu leisten. Die Semimanifestationen waren erloschen, die geisterhafte Stille zurückgekehrt, und der Unsterbliche blickte über ein Schlachtfeld.
     
    7.
     
    Die Abreise Alaska Saedelaere sah Jan da Kolowa. Sie stolperte durch die Reihen der liegenden Herreach. Tränen liefen über ihr Gesicht, während sie nach Überlebenden suchte. Sie blieb stehen, als eine Herreach auf sie zukam - es war Caljono Yai mit ihrer toten Tochter auf den Armen. Hinter ihr kam Viorel Zagi, der seine verstümmelte, leblose Schwester trug. „Es tut mir Leid", stieß die Medikerin mit einem unterdrückten Schluchzen hervor. „Es ist so furchtbar ..."
    „Sie war noch so jung", sagte Caljono Yai leise. „Sie hatte sich schon auf die neue Welt gefreut. Nun muss ich ohne sie neu anfangen."
    „Wir werden gemeinsam neu anfangen", sagte Viorel Zagi und holte sie ein. „Auch meine Schwester wird Cauto niemals sehen."
    „Trauere nicht", sagte Yai zu Janda. „Ich habe vor Jahrzehnten erfahren, was Trauer ist, doch es ist anders bei uns."
    „Es ist so schade, dass ausgerechnet sie ... so früh sterben musste ... Es geht mir nahe, weil ich sie kannte ...", stammelte Janda. „Aber so ist es nicht", erwiderte Caljono Yai mild. „Latine Cur hatte genau das, was jeder von uns bekommt: ein Leben."
    „Zeit", fügte Zagi hinzu, „ist ohne Bedeutung. Sie ist subjektiv. Wir kommen und gehen, das ist der Lauf, unsere Bestimmung."
    Janda Kolowa wischte sich die
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