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215 - Die Macht des Sehers

215 - Die Macht des Sehers

Titel: 215 - Die Macht des Sehers
Autoren: Jo Zybell
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hat große Schmerzen. Seht zu, dass ihr ein wirksames Schmerzmittel auftreibt, dann könnt ihr es ja noch mal bei ihm versuchen. Ich leg auch ein gutes Wort für euch ein.«
    ***
    Orleans-à-l’Hauteur
    Ein paar Stunden später gab es ein festliches Abschiedszeremoniell. Vor der startbereiten Privatroziere des Kaisers versammelten sich Prinzessin Marie und die oberen zwei Dutzend der Wolkenstadt. Alkoholische Getränke wurden ausgeschenkt, Silberschalen mit Pralinen machten die Runde.
    Eine Kapelle aus vier Trommlern, acht Flötisten und sechs Fanfarenbläsern veranstaltete einen gewaltigen Lärm.
    Immerhin klang das Abschiedskonzert doch rhythmisch genug, dass etwa die Hälfte der Anwesenden zu tanzen begann.
    Der Anblick des munteren Völkchens drückte Matt Drax’
    Laune noch weiter in den Keller. Es passierte ihm nicht mehr oft in letzter Zeit, dass er an die goldenen Jahre vor
    »Christopher-Floyd« dachte, und an seinen Absturz in der Zukunft und den vereisten Alpen. Das alles dem Kaiser zu erzählen, hatte ihn mehr aufgewühlt, als er gedacht hätte.
    Außerdem vermisste er Aruula mehr denn je.
    »Auf baldiges Wiedersehen, Monsieur Drax.« Die Prinzessin streckte ihm ihre schöne Hand entgegen. Tapfer beugte Matt sich über die schokoladenbraune Frauenhand und küsste sie. Danach fiel die Prinzessin ihrem Vater um den Hals und drückte anschließend auch noch ihren Bruder an sich.
    Endlich gingen sie an Bord des großen Luftschiffes, in dem zwei Piloten schon auf sie warteten. Zuerst der Kaiser mit seinem Sohn Akfat. Dann Matt an der Seite des Hauptmanns Lysambwe, gefolgt von der Leibwächterin Tala, Kriegsminister de Fouché, der es verstand, eine unglaublich wichtige Miene zu machen, dem jungen, kampferprobten Rönee, den der Kaiser am Tag zuvor in seine Leibgarde aufgenommen hatte, und schließlich Dr. Aksela.
    Die Ärztin hatte eine Probe des neuen Serums dabei. Aus den Gesprächen an der Frühstückstafel wusste Matt, dass man die Serienproduktion des Mittels in Wimereux-à-l’Hauteur plante. Das erschien ihm nur vernünftig – niemand konnte ja ganz ausschließen, dass immer noch versprengte Horden von Gruh im Land unterwegs waren.
    Das Luftschiff startete, stieg in den Himmel und entfernte sich rasch von Orleans-à-l’Hauteur. Lange standen der Kaiser und sein Stab an der Reling und winkten, und lange sah man die weißen Tücher, die Prinzessin Marie, der Hofstaat und das Volk auf der zurückbleibenden Wolkenstadt schwenkten.
    Irgendwann wurde es reichlich kalt, denn das Luftschiff flog mittlerweile in mindestens zwei Kilometern Höhe. Man nahm also im hinteren Bereich des Passagierraums Platz, wo die Hitze der Dampfmaschine, die die Roziere antrieb, für wohlige Temperaturen sorgte.
    »Wie lange werden wir brauchen?«, wandte Matt sich an den einzigen Weißen außer ihm.
    »Das kommt ganz auf das Wetter und die Luftströmungsverhältnisse an, Monsieur Drax«, antwortete der Kaiser. »Der Flug von Kilmalie bis zur Hauptstadt dauert en général zwischen vier und fünf Tagen.«
    Matt Drax blickte zum Gondelfenster hinaus. Der Himmel zog sich zu, schwarze Wolken türmten sich im Westen und im Süden. Bald darauf gerieten sie in ein schweres Gewitter.
    Regen prasselte gegen die Außenwand der Gondel, starke Windböen zerrten am Luftschiff. Ständig sackte es in irgendwelche Luftlöcher. Es wurde ziemlich still in der Gondel, die Angst schnürte den Menschen die Kehle zu. Ohne dass es ihnen bewusst wurde, rückten sie näher zusammen.
    Glücklicherweise hatten sie die Gewitterfront schon nach einer knappen halben Stunde hinter sich. Der Himmel vor den Gondelfenstern wurde heller, ein Regenbogen leuchtete auf.
    Matt beobachtete fasziniert die Landschaft.
    Als Pilot wurde ihm jedes Mal schwer ums Herz, wenn er die Welt aus luftiger Höhe betrachtete. Die Rozieren waren ohne Zweifel faszinierende Gefährte, aber einen Düsenjet konnten sie kaum ersetzen. Würde er jemals wieder am Steuerknüppel einer F-17 Alpha 2 sitzen…?
    Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Kaiser sich an ihn wandte. »Ist es wahr, was ich da gerade hören musste?«
    »Ihr könnt es mir glauben, Excellenz.« Lysambwe hob beschwörend die Hände. »Es war genau so, wie ich es sage –Maddrax und Rönee sind meine Zeugen!«
    Matthew hatte zwar mitbekommen, dass de Rozier mit Hauptmann Lysambwe gesprochen hatte, er wusste aber nicht, worum es ging. »Verzeihen Sie, Majestät, ich war in Gedanken versunken. Was mussten Sie…
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