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215 - Die Macht des Sehers

215 - Die Macht des Sehers

Titel: 215 - Die Macht des Sehers
Autoren: Jo Zybell
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Schmerzmittel, sonst verrecke ich…«
    ***
    Zwei Stunden später holten sie Keetje beim Hausboot ab. Der Seher und das Mädchen fielen sich in die Arme und weinten vor Freude, einander lebend wieder zu sehen.
    Durch ein Schmerzmittel aus der kaiserlichen Reiseapotheke war Yann Haggard wieder bei leidlich klarem Kopf. Schon während des Fluges von der Festung des Großen Kriegshäuptlings zum Hausboot hatten de Rozier und Matt Drax versucht, ihm den Weiterflug schmackhaft zu machen.
    Yann wollte nichts davon wissen.
    Nach dem Wiedersehen mit Keetje zeigte er sich zugänglicher. »Ich bitte dich dringend, diese Reise mitzumachen.« Matt schlug einen freundschaftlichen Tonfall an. »Du bist der Einzige, der den Zeitstrahl aufspüren kann.«
    »Ich hab die Schnauze so voll, wisst ihr…?« Unschlüssig wiegte der Seher seinen grauhaarigen und inzwischen fast schmerzfreien Schädel hin und her. »Ich will nur noch meine Ruhe, ehrlich…«
    »Eigentlich schuldest du ihnen was, Yann.« Auch Keetje schlug sich erstaunlicherweise auf Matts und de Roziers Seite.
    »Sie haben dich schließlich aus der Gefangenschaft befreit. Gib dir also einen Ruck, Mann!«
    »Ich weiß wirklich nicht…«
    »Non, non!« Energisch griff de Rozier ein. »Er schuldet uns gar nichts! Wir haben unsere humanistische Pflicht getan, weiter nichts! Und wenn Monsieur Haggard nun seiner Wege gehen will, bitte – er ist ein freier Mann und kann sich wenden, wohin er will.« Der Kaiser ging zu einem Wandschrank.
    »Wenn er das tut, bist du erledigt, Pilatre«, sagte Matt. »Du wirst sterben!«
    »Avec certitude, mais…« De Rozier drehte sich um und hob einen Lederbeutel. »Wir sind nicht ganz unvermögend, möchten Wir sagen. Wir bieten Monsieur Haggard ein großzügiges Honorar, wenn er in Unsere Dienste tritt.«
    Der Kaiser griff in das Ledersäckchen und holte fünf Goldstücke heraus. »Für diese Excursion zahlen Wir ein Goldstück pro Tag. Fünf gibt es als Anzahlung, den Rest nach erfolgreicher Reise. Monsieur Drax ist Unser Zeuge. Und sollte es nach dieser Reise noch einen Kaiser Pilatre de Rozier geben, erklärt er hiermit an Eides Statt, dass er den Seher Monsieur Yann Haggard auf Lebenszeit für den Dienst bei Hof unter Vertrag zu nehmen gedenkt.«
    Er hielt dem Seher die Hand mit den fünf Goldstücken hin.
    Yann starrte sie an wie einen Haufen Staubflocken.
    »Nun greif schon zu, Yann!« Keetje rammte ihm den Ellenbogen in die Rippen. »Wenn du dich nicht für die guten Stücke interessierst, dann tu es für mich.« Sie senkte die Stimme und beugte sich an sein Ohr. »Außerdem ist dir ja klar, dass ich dich nicht ewig pflegen kann. Ich denke, bei diesem Perückentyp ist einer von deinem Schlag verflucht gut aufgehoben!«
    »Niemand muss mich noch pflegen«, sagte Yann mit hohler Stimme. »Ich leide unter einem Hirntumor, in zwei Monaten sterbe ich sowieso.«
    »Na siehst du – ein Grund mehr, die restliche Zeit mit was Sinnvollem totzuschlagen.« Keetje nahm dem Kaiser die Goldstücke ab. »Außerdem musst du auch an mich denken – wo soll ich denn bleiben, wenn die Würmer dich fressen?«
    Sie steckte das Gold ein und sah dem verblüfften de Rozier ins Gesicht. »Er fliegt mit euch.« Und dann an Haggards Adresse: »Mich setzt ihr in Ansiraana ab. Dort warte ich auf dich. Und wehe, du kommst nicht zurück!«
    Der Seher nickte stumm und legte den Arm um sie.
    Matt atmete erleichtert auf. »Jetzt kannst du von mir aus einen Brabeelenwein ausgeben«, flüsterte er de Rozier zu.
    Kurz darauf setzten sie Keetje vor den Toren der Ruinenstadt ab.
    »Welches Datum haben wir heute?«, erkundigte sich Matt bei de Rozier, während das Luftschiff langsam wieder an Höhe gewann.
    »Wenn ich mich nicht irre, ist heute der einundzwanzigste März 2524«, sagte de Rozier.
    Matt Drax biss die Zähne zusammen. In der Hosentasche ballte er die Faust. Nur noch dreizehn Tage Zeit…
    Epilog Sie trafen sich am Ufer des Victoriasees. Pierre de Fouché hatte einen Jagdausflug organisiert, um sich ohne Aufsehen mit dem Kern der ihm treu ergebenen Männer treffen zu können.
    Sieben Offiziere und Hofbeamte waren es.
    Sie stiegen in ein großes Ruderboot und fuhren ein Stück auf den See hinaus. Dort steckten sie Köder an ihre Angelhaken und warfen sie aus. »Ich danke euch für die saubere Arbeit«, sagte de Fouché. »Die Beseitigung Ord Bunaagas habt ihr so perfekt inszeniert, dass nicht einmal Tala Verdacht geschöpft hat.«
    Einige der Männer nickten,
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