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215 - Die Macht des Sehers

215 - Die Macht des Sehers

Titel: 215 - Die Macht des Sehers
Autoren: Jo Zybell
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spähte in den Festungshof hinunter. Nirgends entdeckte er einen feindlichen Spion. Auch die beiden Bewacher des Sehers fanden nichts Verdächtiges.
    Wyluda baute sich vor dem verstörten Yann Haggard auf.
    »Gut zuhören, Meister Haggard!« Wie ein Lehrer vor dem lernunwilligen Schüler hob er drohend den Zeigefinger. »Der Orkan ist vorbei, die Stinktiere rotten sich zusammen, um das Reich des Guten und Gerechten anzugreifen. Sie kriechen durch unterirdische Tunnel, um sich der Festung zu nähern. Schon haben sie meine ersten Außenbastionen überfallen. Alle Versuche, ihre Erdlöcher aufzuspüren, sind bis jetzt gescheitert. Du aber kannst die Schurken anhand ihrer Körperabstrahlung aufspüren. Und genau das wirst du tun!«
    Wyluda wandte sich an Loykass und Woyzakk. »Geleitet ihn ins Grenzland! Ich habe eine Schwadron Katafrakte ihre Efrantenvögel satteln und ihre Rüstung anlegen lassen, sie werden euch begleiten. Ihr beide aber bürgt mir mit euren Köpfen für Meister Haggards Leben! Ist das klar?«
    Die Zwillingsbrüder nickten und schnitten grimmige Mienen. Sie packten Yann links und rechts unter den Achseln und zogen ihn von seinem Lager hoch.
    »Moment noch, Wyluda«, krächzte der. »Ohne Schmerzmittel kann ich unmöglich arbeiten…«
    »Du wirst tun, was ich dir sage!« Der Große Kriegshäuptling deutete zur Tür. »Hinunter in den Hof mit ihm!«
    »Du bist vollkommen falsch informiert«, jammerte der Seher, während die beiden grobschlächtigen Kerle ihn zur Tür schleppten. »Ich kann zwar die Energieströme des Körpers sehen, aber doch nicht durch das Erdreich hindurch!«
    Wyluda blieb hart. »Du wirst vollbringen, was ich verlange – oder sterben!«
    Er begleitete seine beiden besten Krieger und seinen Gefangenen in den Hof hinunter. Dort warteten bereits vierzig Elitekrieger neben ihren Efrantenvögeln. Die Männer trugen hellgraue Rüstungen, Langschwerter, Armbrüste und Wurflanzen. Auch ihre riesigen Reitvögel waren teilweise gepanzert.
    Wyluda beobachtete, wie Loykass und Woyzakk den Seher auf einen leichten Wagen setzten, vor den vier Efrantenvögel gespannt waren. Die ungeschlachten Wächter selbst nahmen rechts und links des weißen Mannes auf dem Kutschbock Platz.
    Der Wagen rollte an, die Katafrakte schwangen sich auf ihre Vögel, der Tross setzte sich in Bewegung und verließ den Festungshof.
    Der Große Kriegshäuptling selbst stieg wieder zum höchsten Turm seiner Festung hinauf. Von dort aus beobachtete er, wie die gepanzerten und schwer bewaffneten Reiter den Wagen mit seiner Geheimwaffe am Flussufer entlang dem Berghang im Nordwesten entgegenführten.
    Wyluda rieb sich zufrieden die Hände. Er war voller Zuversicht – seine beiden besten Krieger und seine Elitereiter würden Yann Haggard sicher zur unterirdischen Angriffsfront des Feindes eskortieren.
    Als er den Blick hob, um den Stand der Sonne zu prüfen, sah er von Norden her einen seltsamen Vogel heranschweben.
    Er schützte die Augen mit der Hand und spähte in den Himmel.
    Nein, kein Vogel – ein Ding wie eine längliche Kugel war das, was da heranschwebte. Eine Art großer Kiste mit Fenstern hing unter der platt gedrückten Kugel. »Beim Schaitan, was ist das…?«
    Wyluda dachte natürlich sofort an eine Geheimwaffe seines Großneffen. Was sonst auch sollte sich dort am Himmel seiner Festung nähern? Fluchend rannte er die Wendeltreppe des Turms in den Hof hinunter, um einen zweiten Trupp gepanzerter Reiter in Marsch zu setzen.
    ***
    Ein bedrohlicher, dunkler, zerklüfteter Klotz – so lag die Festung am Ufer des Flusses. Reiter in schweren Rüstungen und auf riesigen Vögeln ritten aus dem Festungstor und nahmen Kurs auf das Gebirge im Nordwesten. De Rozier reichte Matt Drax sein Fernrohr und machte sich an den Armaturen zu schaffen. Er senkte die Flughöhe, um Einzelheiten besser erkennen zu können.
    »Sieht aus, als würden diese Eisenmänner den Geleitschutz für den Wagen geben«, sagte Matt nachdenklich. Er hatte das Fenster neben der Gondelluke hoch geschoben und setzte nun das Fernrohr ans Auge. »Merkwürdig – sie benutzen die Laufvögel nicht nur als Reit-, sondern auch als Zugtiere.«
    Irgendeine so gut wie nie genutzte Tür in seinem Gedächtnis sprang auf, und plötzlich wusste er wieder, wo er diese Vögel schon einmal gesehen hatte: in einem Museum für ausgestorbene Tiere in Los Angeles. Zehn oder zwölf Jahre war er alt gewesen, und er erinnerte sich wieder genau an sein Erstaunen, als sein Dad
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