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2139 - Die Eltanen

Titel: 2139 - Die Eltanen
Autoren: Unbekannt
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„Deshalb die künstliche Befruchtung. Glaubst du, ich wäre mir nicht darüber im Klaren, dass ich dafür von unseren Artgenossen nur angefeindet werde? Aber es muss sein, Feki! Unser Volk blutet aus. Es hat seit fünfzig Jahren keinen gesunden Nachwuchs mehr gegeben. Wir Eltanen sind träge geworden. Wir können zwar tausend Jahre alt werden, aber was machen wir aus unserem Leben? Wir forschen, studieren und philosophieren über die göttliche Macht, die die Geschicke des Universums lenkt. Aber wir haben keine wirkliche Initiative mehr. Uns fehlt die Jugend mit ihren Impulsen. Sonst wird es eines Tages gar keine Eltanen mehr geben - und niemanden, der der Inquisi tion der Vernunft entgegenzutreten vermag!"
    Feki HiUre sah sie an. Erkannte sie Mitleid in seinen Augen - oder Verachtung? „Du bist eine Rebellin", warf er ihr vor. „Und ich wusste es nicht.
    Ich habe hundert Jahre lang an der Seite einer Verräterin gelebt!"
    „Nicht solche Worte", sagte die Genetikerin leise, die beste ihres Volkes. „Du bist jetzt zu erregt. Lass uns darüber schlafen und dann ..."
    „Warum hast du, wenn es denn schon sein muss, keine andere Eltanin für das Experiment ausgesucht?", fragte er leidenschaftlich.
    So hatte sie ihn noch nie erlebt. Feki HiUre war immer ruhig und besonnen gewesen. Seine Gefühlsaufwallung zeigte ihr nur, wie sehr sie ihn getroffen hatte. „Weil sich keine andere dafür zur Verfügung gestellt hätte. Aber jemand muss es tun, muss endlich wieder Nachwuchs zeugen, damit all das Wissen unseres Volks nicht verloren geht und wir dem Reich Tradom eines Tages wieder Paroli bieten können."
    „Wer ist er?", fragte Feki HiUre leise. „Er weiß es selbst noch nicht", wich sie ihm aus. „Ich habe die vorgesehene Person noch nicht in meine Pläne eingeweiht. Du bist der Erste, mit dem ich darüber spreche."
    Feki schwieg. Corina wartete auf seine nächste Frage und sog fast gierig das Sudah ein. Die Flechten und Moose, die die Wände der Wohnhöhle bedeckten, schienen das Licht der Lampe ebenfalls in sich aufzunehmen und in Schwingungen zu vibrieren. Die ganze Höhle war von Sudah erfüllt.
    Von draußen, durch den breiten Eingang, drang kein Licht herein, obwohl in der Letzten Stadt ewiger Tag herrschte. Schwere Tücher hingen vor der Tür und gaben für wenige Stunden das Gefühl der Nacht. Fast alle Eltanen schliefen in dieser Zeit. Lediglich einige der 35.000 Tradomer in der Unterstadt, in erster Linie Trümmerscouts und ihre Helfer sowie Gewährsleute, arbeiteten auch jetzt. „Feki", sagte sie, als er weiterhin schwieg. „Hier in der Letzten Stadt ist das Leben der Eltanen zu einer hoch ethischen Routine erstarrt. Wir führen ein gemächliches Leben, in dem die Frage nach dem Sinn des Seins, nach dem Vorhandensein einer göttlichen Planung im Universum die wichtigste darzustellen scheint. Nur wenige von uns bäumen sich gegen das drohende Schicksal auf, das Aussterben unseres Volkes, und gegen die furchtbare Herrschaft der Inquisition der Vernunft in unserer Heimat Tradom. Du kennst den Grund genauso wie ich."
    „Die Überalterung", sagte er, ruhiger geworden. „Genau das habe ich eben gemeint. Je jünger ein Eltane, desto umfangreicher ist dank Rokenna sein Wissensschatz und vor allem seine Initiative. Je älter er wird, desto ausgeprägter ist sein Hang zur Philosophie. Jeder Ältere häuft sein Wissen gewöhnlich nur noch in Fachdisziplinen an. Wenn es aber keine Jungen mehr gibt, wird logischerweise kaum noch Initiative entwickelt. Das gesamte Wissen unseres Volkes wächst nicht, sondern es schrumpft. Genau das ist unsere Lage. Niemand will mehr Verantwortung übernehmen. Niemand erhebt den Anspruch, Oberhaupt zu sein und unsere Geschicke zu bestimmen."
    „Ich kann dir nicht widersprechen", gab der alte Philosoph zu. „Aber warum hast du nicht mich gefragt, ob ich der Vater des Kindes sein will?"
    „Weil du schon lange keine Initiative entwickelst", antwortete sie, jetzt deutlich ruhiger. „Weil ich glaube, dass dein Erbgut nicht mehr einwandfrei ist. Ich brauche das Sperma eines Mannes, der noch jung und aktiv genug ist, um ein fähiges Kind zu zeugen."
    „Ja", sagte Feki. Er reichte Corina die Hand und zog sie aus dem Nullschwerefeld. „Das kann ich verstehen."
    Er umarmte sie und drückte sie an sich, wie so oft zuvor. Für einen glücklichen Moment glaubte sie, er habe ihr verziehen und könne mit ihrem Vorhaben leben. Dann aber schob er sie von sich fort und wischte sich über die
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