Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2139 - Die Eltanen

Titel: 2139 - Die Eltanen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
war, mit allen derzeit geltenden Regeln zu brechen? Würde man sie mit bösen Blicken ansehen, wenn sie sich von den Nullschwere-Feldern das künstliche Gebirge hinauftragen ließ, bis zum Plateau mit den Kuppelhäusern und Versorgungseinrichtungen? Würden ihre Artgenossen hinter ihrem Rücken flüstern?
    Die Alten? Die Philosophen? Oder würden sie es in ihrer spirituellen Versenkung gar nicht mehr mitbekommen?
    An diesem Tag aber war Corinas Ziel ein anderes. Lange hatte sie mit sich gekämpft, ob sie diesen Schritt wirklich tun sollte. Innerlich aber war sie seit langer Zeit fest überzeugt gewesen. Sie musste zu ihm. Ihr Weg führte sie über mehrere Nullschwere-Felder am Rand des künstlichen Gebirges entlang zur Unterkunft von Ruim OhJar. Er war Kommandant der THATRIX, eines der bei den letzten Eltanenschiffe. Das andere, die TEFANI, befand sich auf einer geheimen Mission, über die auch Corina nichts wusste. Corina legte die Hand auf eine glatt geschliffene Platte rechts vom Eingang der Höhlenwohnung auf halber Höhe des Kunstgebirges. Ein leicht flirrender Energievorhang versperrte ihn. Nach einer Weile - sie glaubte schon, Ruim sei unterwegs oder gar an Bord der THATRIX entstand vor ihr ein Akustikfeld, aus dem Ruims Stimme erklang. „Wer möchte zu mir?", fragte der Kommandant. „Corina EhGon", sagte sie laut. Das genügte. Als beste Genetikerin ihres Volks war sie natürlich allen Eltanen bekannt - was in ihrer Lage ein Segen sein konnte oder ein Fluch. Der Energievorhang erlosch. Im Eingang zur Wohnhöhle erschien Ruim OhJar. Auf den ersten Blick wirkte er schwächlich und müde, aber in seinen Augen brannte der Hauch eines Feuers, wie es nur noch selten bei einem Eltanen zu sehen war. Ruim war kaum älter als Corina, eher jünger. Sie kannte sein genaues Alter nicht, wusste aber über ihn Bescheid. Ein Raumfahrer musste ihrer Ansicht nach über genügend Initiative verfügen, die ihren anderen Artgenossen fehlte. Allein das machte ihn zum Kandidaten für die Vaterschaft ihres geplanten Kindes. „Ich grüße dich, Corina EhGon", sagte Ruim. „Dein Besuch überrascht mich. Komm doch herein."
    Damit schlug er die schweren Tücher am Eingang beiseite. Da in der Letzten Stadt immer Tag herrschte, suggerierten lediglich Tuchvorhänge und Dunkelfelder die Nacht, die den Zeitablauf teilte. Tücher waren häufig die einzige Sperre am Eingang der Wohnhöhlen. Der Raumfahrer ließ die Genetikerin eintreten. Als sie sich in ein Nullschwerekissen setzte, brachte er ihr Brot und ein blaues Getränk. Sie nippte daran und spürte sofort die aufmunternde Wirkung. Sie hatte so viele Worte auf der Zunge, doch sie brachte sie nicht heraus. Er saß ihr gegenüber und blickte sie auffor dernd an - ein wenig zu intensiv vielleicht. Sie war schon über dem Durchschnitt ihrer Artgenossen, aber Ruim unterschied sich noch weiter von ihr. Eine eigenartige Faszination ging von ihm auf sie aus, obwohl auch ermüde wirkte, desillusioniert. Er konnte es nicht vor ihr verbergen. „Nun?", fragte er. „Ich warte." Corina EhGon zitterte am ganzen Leib. Ihre Haut sonderte das Sekret ab. Und sie wusste, dass sie keinen Augenblick mehr zögern durfte, bevor sie ihr Mut vollends verließ. „Ich will ein Kind", hörte sie sich sagen. Jedes Wort war eine Anstrengung. Sie presste es heraus: „Und ich will, dass du der Vater bist." Ruim OhJar starrte sie irritiert an. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn, Geste der intuitiven Ablehnung. Corina verfluchte sich selbst. Nie hätte sie ihn so schroff mit ihrem Anliegen konfrontieren dürfen. „Ein Kind", sagte er gedehnt. „Nach fünfzig Jahren wieder ein Kind ..."
    „Es muss sein", flüsterte sie. „Sonst er lischt unser Volk."Der Raumfahrer nickte. Dann stand er auf und trank von dem blauen Getränk. Er nahm ein paar Schlucke. Danach wirkte er gelöster. Wieder ließ er sich ihr gegenüber in das Nullschwere-Feld sinken. Sein Blick war verschwommen, aber seine Zunge noch locker. „Ich weiß es", sagte er gedehnt. „Wir Eltanen haben Großes geleistet, aber wir sind eine aussterbende Art."
    Corina wurde von einer Welle der Zuversicht ergriffen, ebenso der Sympathie. Sie hatte Ruim OhJar offenbar doch nicht falsch eingeschätzt. „Ich will eine künstliche Befruchtung an mir herbeiführen", sagte sie tapfer. „Um die bestmöglichen Gene zu vereinen, wende ich mich an dich. Du verfügst über Initiative. In dir ist noch nicht sämtliche Hoffnung erloschen. Ich bitte dich um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher