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2139 - Die Eltanen

Titel: 2139 - Die Eltanen
Autoren: Unbekannt
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Kosmos.
    Die für die Versorgung des Volkes notwendigen Arbeiten wurden in der Regel von den Trümmerscouts, von Wissenschaftlern und Gewährsleuten in der Unterstadt erledigt. Und wenn ein Eltane ein Problem hatte, das deren Kapazitäten überstieg, konnte er sich an CAUSIO wenden, den gigantischen Zentralrechner, dessen „Augen" und „Ohren" quasi überall in der Letzten Stadt waren. Die anderen Forscher also? Corina ging ihre Namen in Gedanken durch. Es waren vergleichsweise viele Jüngere darunter, die ihrem Projekt eher zustimmen sollten, als es zu verwerfen. Es gab aber auch Ältere, die es in ihrer konservativen Grundhaltung ablehnen mussten. Die Genetikerin löschte in einem Impuls alle Eintragungen des elektronischen Tagebuchs und legte den Mikrocomputer' in die Schublade zurück. Es war noch nicht sicher, ob der Unbefugte tatsächlich gefunden hatte, wonach er suchte. Dafür sprach der Einbruch, sprachen die Verwüstungen in ihrer Höhle.
    Corina begrüßte die nach und nach eintreffenden Kollegen, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Doch jeden von ihnen betrachtete sie mit Misstrauen.
    Sie arbeitete an diesem Tag nur wenige Stunden. Dann verließ sie die Station. Sie hatte sich vor niemandem zu rechtfertigen. Die Forscher kamen und gingen, wie es ihnen gefiel oder wie die Arbeit es erforderte. Corina besorgte sich in einem Versorgungszentrum eine neue Sudah-Lampe. Sie „bezahlte" dafür mit einigen netten Worten und einem Lächeln ihrer alten Züge.
    Bei den Eltanen gab es keine Geldwirtschaft mehr. Was sie zum Leben brauchten, bekamen sie von den Wesen in der Unterstadt. Und das war nicht viel. Bescheidenheit und Askese waren große Tugenden dieses alten Volkes. Die Genetikerin begab sich hinab zu ihrer Höhle. Diesmal stand die Energiebarriere. Sie fand die Höhle so vor, wie sie sie verlassen hatte, und schob die Lampe in die Fassung an der Decke. Sie setzte sich auf ihr Nullschwerekissen und überlegte, was sie nun tun sollte. Das Sudah der Lampe wirkte sofort anregend auf sie.
    Sie musste zu Ruim. Mit dem Kommandanten konnte sie reden. Er würde ihr zuhören. Außerdem erschien es ihr ratsam, die Befruchtung zeitlich vorzuziehen. Das bedeutete, dass er seinen Samen früher als geplant abgeben musste. Kurz überlegte die Eltanin, ob sie ihn über den Kommunikator anrufen sollte. Sie entschied sich dagegen. Es ersetzte nicht den direkten Kontakt. Und davon ganz abgesehen fühlte sie sich in seiner Nähe wohl. Es war gegenseitige Zuneigung, vielleicht sogar mehr. Aber daran wagte sie nicht einmal zu denken.
    Ruim OhJar hörte ihr aufmerksam zu. Seine Sudah-Lampe zauberte magische Rillenmuster auf ihre faltigen Gesichter und die runzlige Haut ihrer Hände. Corina machte immer wieder eine Pause und atmete das Sudah gierig ein. Es tat ihr gut, und sie gestand sich ein, dass sie es vermisst hatte. „Jetzt weißt du alles", sagte sie schließlich zu ihm. „Wer könnte es sein, Ruim? Wie soll ich mich verhalten?"
    „Vor allem ruhig", riet er ihr. „Der oder die Unbekannte weiß, was du vorhast. Davon müssen wir ausgehen. Er muss vorher schon einen Verdacht geschöpft haben. Hast du jemals über deine Ansichten gesprochen, dass unser Volk Auffrischung durch neue Geburten braucht?"
    „Ich kann mich nicht erinnern", antwortete sie. „Es kann sein ... natürlich. Mit Feki zum Beispiel habe ich darüber diskutiert - noch bevor ich ihm eröffnete, dass ich selbst ein Kind haben will."
    „Und mit wem noch?" Sie stand auf. „Ich weiß es nicht, Ruim OhJar! Bitte quäle mich nicht!"
    „Es ist wichtig!" Er trat hinter sie und legte die Hände auf ihre schmalen Schultern. Behutsam massierte er mit den Daumen ihren Nacken, und die wohlige Wirkung trat sofort ein. Ihr Körper und ihr Geist entspannten sich. „Ich habe mit einigen befreundeten Philosophen über das Problem diskutiert, im Lauf der Zeit", sagte sie schließlich. „Das ist doch ganz natürlich.
    Sie kennen meinen Standpunkt wie ich den ihren. Glaubst du, dass ...?"
    „Es ist denkbar", meinte er. „Wenn nur einer von ihnen Verdacht geschöpft hat, dann..."
    „Sie sind meine Freunde, Ruim! Sie haben mir zugehört, und ich habe ihnen zugehört. Keinem von ihnen traue ich einen solchen Vertrauensbruch zu."
    „Aber deinen Kollegen?" Corina wand sich. Sie drehte sich zu ihm um, und in ihren alten Augen stand nur die stumme Bitte, sie jetzt nicht mehr mit Fragen zu quälen. Ihr Weltbild war erschüttert genug. „Ich will", sagte sie, „dass wir
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