Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
21 - Stille Wasser

21 - Stille Wasser

Titel: 21 - Stille Wasser
Autoren: Laura A. Gilman , Josepha Sherman
Vom Netzwerk:
samtiges Fell. Fast wie Velours. Doch irgendwie fühlte es sich komisch an. Als wäre es total voll... Öl.
    »Oh«, entfuhr es Willow, als sie erkannte, worum es sich handelte. »Du meine Güte!«

2
    »Los, mach weiter.«
    Die Stimme hatte einen britischen Akzent, gehörte zweifellos einem Mann und klang ziemlich erschöpft. Giles in Aktion. Willow nahm das fremdartige, schweigsame kleine Mädchen an der Hand und stieß die Schwingtür auf. Wenn du nicht weißt, was du tun sollst, geh in die Bibliothek. Eine Empfehlung, dachte sie leise in sich hineinkichernd, die für das Jägerteam beinahe zu einer Art Lebensmaxime geworden war, egal, ob es um Untote oder um Menschen fressende Monster oder einfach nur um merkwürdige und unheimliche Ereignisse ging.
    Das dumpfe Schlagen und Poltern, das aus dem Innern der Bibliothek drang, war Willow nur allzu vertraut: Die Jägerin absolvierte soeben ihr allmorgendliches Workout – mit anderen Worten: Buffy verdrosch mal wieder ihren Wächter.
    Sie ist ’ne echte Killermaschine, stellte Willow bewundernd fest, während sie dabei zusah, wie die Jägerin zielgenau einen Tritt nach dem anderen auf dem Trainingsbrett landete, das Giles ihr entgegenhielt. Jeder Treffer ließ den Wächter einige Schritte zurücktaumeln, doch entschlossen warf er sich immer wieder nach vorn, nur um sich einen weiteren derben Tritt abzuholen. Buffys Gesicht war schweißüberströmt, was jedoch nichts daran änderte, dass ihr Grinsen mit jedem gelandeten Treffer breiter wurde. Ihre Haltung, ihre Bewegungen strotzten nur so vor Kraft und Energie. Schätze, es ist ein Glück für dich, dass du ein Leben lang Vampire verprügeln kannst, dachte Willow.
    Dann fiel ihr Blick auf Oz, der es sich an dem großen Tisch gemütlich gemacht hatte und soeben sein übliches Werwolf-Frühstück hinunterschlang: Cheerios, trocken, und ein Sechserpack Egg McMuffins. Und sie hatte ihr eigenes kleines Glücksgefühl, als er aufsah, sie entdeckte und ein freudiges Lächeln in sein Gesicht trat, das sie strahlend erwiderte.
    Das kleine Mädchen starrte zuerst Oz an, dann wieder Willow, und sein angsterfüllter Blick ließ keinen Zweifel daran, dass es dieses neue Szenario ausgesprochen verwirrend und beunruhigend fand. Während der langen Rückfahrt vom Strand, zu zweit auf einem Fahrrad und eingemummt in Willows Öljacke, hatte das Mädchen offensichtlich etwas von dem Misstrauen, das es seiner Retterin gegenüber hegte, abgelegt, zumindest der Art nach zu urteilen, wie es sich unterwegs an sie gekuschelt hatte. Aber Fremden gegenüber nahm es sich nach wie vor in Acht.
    »Alles okay«, beruhigte sie Willow. »Das sind meine Freunde.«
    Auch Buffys Jägerinnen-Sinnen war nicht entgangen, dass jemand die Bibliothek betreten hatte. Gleichzeitig hatte sie erfasst, dass es sich weder um einen Vampir handeln konnte, denn es war helllichter Tag, noch um Snyder, weil der für den Rest der Woche nach L.A. gefahren war, um dort an einer Rektorenkonferenz teilzunehmen. Also nahm sie sich Zeit für einen letzten, wohl platzierten Treffer, wandte sich sodann, die Hände locker in die Hüften gestemmt, langsam um und begrüßte die Freundin mit einem breiten Lächeln. Doch sowohl in ihre als auch in Giles’ Augen trat sogleich Wachsamkeit, als sie Willows Begleitung bemerkten. Betroffene Blicke miteinander tauschend, gingen sie auf die beiden zu, neugierig, aber vorsichtig.
    »Hallo, Leute«, warf ihnen Willow übertrieben gut gelaunt entgegen, während es ihr nur mit Mühe gelang, ihre neue Bekanntschaft am Ausreißen zu hindern. »Habt ihr mal ’ne Minute Zeit?«

    Als Xander in der Bibliothek aufkreuzte, war es ihnen bereits gelungen, das kleine Mädchen wieder halbwegs zu beruhigen. Neu eingekleidet in ein Sweatshirt, das ihm mindestens drei Nummern zu groß war, und abgeschnittene Jogginghosen – beides aus Willows Fach für den Sportunterricht –, hockte es nun auf einem der Stühle und war offensichtlich von all dem, was um es herum geschah, völlig überfordert. Einzig und allein das braune Seehundfell, das es nicht einen Moment lang aus seinen auffällig feingliedrigen Fingern ließ, schien es davon abzuhalten, auf der Stelle vor Angst zu sterben, als wäre es eine Art lebensrettendes Sicherheitsnetz.
    »Da war dieses magische Kribbeln, dieses merkwürdige Fell und, Sie wissen schon, das ganze Öl«, erklärte Willow soeben Giles. »Ich dachte, möglicherweise ist sie gar kein Mensch, richtig? Warum sonst sollte sie an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher