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21 - Stille Wasser

21 - Stille Wasser

Titel: 21 - Stille Wasser
Autoren: Laura A. Gilman , Josepha Sherman
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hatte. Doch Willow blendete ihre innere Stimme der Vernunft mit einer Leichtigkeit aus, wie sie es vor noch nicht allzu vielen Jahren niemals vermocht hätte. Damals, v. B., vor Buffy.
    Leben zu retten, egal welche, ging auf jeden Fall vor. Auch wenn es sich »nur« um Tiere handelte. Abgesehen davon stand heute nirgendwo ein Test an. Sie könnte einfach mittags in der Bibliothek ein kleines Nickerchen halten und schon würde sie sich wieder besser fühlen. Nicht schlechter jedenfalls, als wenn sie sich die halbe Nacht um die Ohren geschlagen hätte, um für die Schule zu büffeln. Oder um die Welt zu retten.
    Plötzlich lenkte ein leises Wimmern ihre Aufmerksamkeit auf einen Haufen großer Felsbrocken, die sich ein Stück weit hinter ihr wie von Riesenhand hingeworfen türmten.
    »Häh?« Willow runzelte irritiert die Stirn. Dem Geräusch nach konnte es sich unmöglich um einen Vogel handeln. Aber schließlich gab es noch andere Tiere, nach denen sie Ausschau halten sollten. Vielleicht lag dort ein Seehund, der vergeblich versucht hatte, der Ölpest zu entrinnen. Sie waren ausdrücklich angewiesen, auch nach den Hafenrobben zu suchen, die vor kurzem in der Gegend gesichtet worden waren. Aber... wäre das Tier dann nicht längst von irgendjemandem entdeckt worden?
    Abermals erklang ein wimmerndes Klagen, das sofort wieder verstummte. Willow blickte suchend umher, um herauszufinden, von wo genau das Geräusch kam.
    Dort drüben!, wusste Willow mit einem Mal und zuckte jäh zusammen. Was hatte ihre Aufmerksamkeit so plötzlich auf exakt diese Stelle gelenkt? Das Geräusch war viel zu undeutlich gewesen, um sich so sicher sein zu können... Ein leichtes Kribbeln machte sich in ihrem Nacken bemerkbar, so wie sie es bisweilen verspürte, wenn ein Zauberbann oder etwas in dieser Art seine volle Wirkung entfaltete. Die Erfahrungen der letzten Jahre hatten sie gelehrt, dass es gesünder für sie war, ihr natürliches Magie-Frühwarnsystem nicht zu ignorieren.
    Denk daran, warnte sie sich selbst, nur weil du dich hier jenseits der Stadtgrenzen Sunnydales befindest, heißt das noch lange nicht, dass dort nicht etwas Böses lauern könnte...
    Froh über die festen Handschuhe, ganz zu schweigen von dem Fläschchen Weihwasser, das in ihrer Gürteltasche auf seinen Einsatz wartete, erklomm sie vorsichtig den größten der Felsbrocken, um nach der Quelle des Wimmerns Ausschau zu halten.
    »Wo bist du?«, versuchte sie mit sanfter Stimme der leidenden Kreatur einen weiteren Ton zu entlocken. »Armes Ding, ich werd dir schon nichts tun. Komm schon, zeig dich. Ich will dir doch bloß helfen.« Plötzlich versagte ihr die Stimme. Willow wollte nicht glauben, was ihre Augen erblickten.
    »Oh. Wow!«
    Das kleine Mädchen, dessen nass glänzendes schwarzes Haar zu einer Art Krone geflochten war, schien bis auf die dünne braune Decke, die es um die Schultern geschlungen hatte, vollkommen nackt. Trotz seines eher stämmigen Körperbaus machte es einen ziemlich hilflosen und verlorenen Eindruck.
    Das arme Wurm ist völlig verängstigt, dachte Willow. Mache ich ihm vielleicht solche Angst?
    Aus furchtvollen und tief braunen Augen starrte das Mädchen Willow an und versuchte sich davonzuschleppen, doch mit einem gequälten Winseln gab es sein verzweifeltes Bemühen auf.
    »Oh!« Nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte, kletterte Willow hastig zu dem verletzten Mädchen hinab. »Ist alles in Ordnung mit dir? Warte, ich bin gleich bei dir. Wie kommst du eigentlich hierher? Bist du gestürzt? Und was ist mit deinen Sachen passiert?«
    Das Mädchen wimmerte nur und drückte sich gegen den harten Fels in seinem Rücken, als suchte es bei ihm Schutz vor der heraneilenden Fremden.
    »Hey, du brauchst vor mir keine Angst zu haben. Ich will dir doch bloß helfen!« Verwirrt und ein wenig gekränkt blieb Willow stehen. »Ich heiße Willow, und du?«
    Das Mädchen sah sie nur starr an, und seine kleinen Finger schlossen sich etwas fester um die Decke. Hat sie mich überhaupt verstanden?, wunderte sich Willow. War sie vielleicht der Grund für das warnende Kribbeln vorhin?
    Sie ging in die Hocke und streckte vorsichtig die Hand aus, so wie man es bei einem Hund tat, von dem man nicht wusste, ob er zubeißen würde oder nicht. Doch als ihre Finger die Decke berührten, zuckte sie jäh zurück. Wieder durchfuhr sie ein Prickeln, stärker noch als zuvor. Doch da war noch etwas anderes.
    Das war niemals eine Decke. Aber was war es dann? Fell. Warmes,
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