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21 - Stille Wasser

21 - Stille Wasser

Titel: 21 - Stille Wasser
Autoren: Laura A. Gilman , Josepha Sherman
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nicht ihre Gedanken lesen. Sie hatte ihm erklärt – laut und deutlich, soweit sie sich erinnern konnte –, dass die ganze Sache mit dem Ertrinken für sie gegessen war. Was die Vorstellung anbelangte, das ehemalige Schwimmteam könnte möglicherweise immer noch irgendeinen Küstenstreifen unsicher machen – es war nicht seine Schuld, wenn ihr Unterbewusstsein weniger davon überzeugt war als ihr Verstand, dass diese Angelegenheit Schnee von gestern war.
    Also, reg dich wieder ab, Summers, sagte sie zu sich selbst. Vielleicht stimmt ja, was er sagt. Vielleicht machst du dir wirklich unnötig Sorgen. Es wäre nicht das erste Mal, dass du schlimme Träume hast, ohne dass anschließend gleich jemand ins Gras beißt.
    »Sie sind demnach der Ansicht, dass ich, wenn ich das richtig verstehe, in meinen Träumen lediglich verdrängte traumatische Erlebnisse verarbeite, ein völlig normaler und alltäglicher Vorgang also?«
    »So scheint es jedenfalls.«
    »Na toll.« Sie verzog den Mund. »Hören Sie, das ist nicht gerade die Art von Normalität, die ich mir für mein Leben wünsche.« Okay, Giles hat wahrscheinlich Recht, dachte sie. Nein, er hat bestimmt Recht. Es ist sein Job, sich in solchen Dingen auszukennen. Also lass es gut sein, Buffy.
    Sie versuchte den Gedanken an ihre bösen Träume so gut es ging abzuschütteln, griff nach ihren Büchern und machte sich auf, um zum Unterricht zu eilen.
    »Geschieht mir nur recht«, meinte Buffy, »nachdem ich mich darüber beschwert habe, wie langweilig es ist, sich immer wieder mit denselben blöden Vampiren rumzuschlagen.«
    »›Die Geister, die ich rief‹«, stimmte Giles ihr zu, während er seine Bücher ins Regal zurückstellte. »Die schlafende Vernunft spielt uns manchmal üble Streiche.«
    »Die schlafende Vernunft«, hatte Buffy ihn energisch verbessert, »kann einem echt auf den Wecker gehen.«

    Doch das war gestern gewesen und nicht heute. Und gerade jetzt in diesem Augenblick, während draußen ein erstes trübes Grau den heranbrechenden Morgen verkündete, sagte ihr eine innere Stimme, dass Giles mit seiner Annahme völlig falsch lag. Dass mehr hinter diesem Traum steckte als unterdrückte Ängste.
    Stopp, ermahnte sie sich. Nicht darüber nachdenken. Nachdenken führt zu fixen Ideen, fixe Ideen führen zu schlechten Träumen und schlechte Träume über kurz oder lang direkt in die Klapsmühle.
    Stolz auf ihr zweifellos hervorragendes psychologisches Urteilsvermögen, tauschte Buffy ihr schweißnasses Nachthemd gegen ein frisches aus und kroch zurück unter die Bettdecke. Zum Schlafen war ihr allerdings jede Lust vergangen. Sie schaltete das Radio ein, nur um eine andere Stimme als die eigene zu hören, und wechselte von einem Sender zum nächsten, bis sie schließlich bei einer Nachrichtensendung innehielt.
    »... liegen Berichte vor, nach denen der Schaden, der durch das in der Roxanne entstandene Leck verursacht wurde, trotz dessen beachtlicher Größe geringer ist als zunächst angenommen. Wie der Pressesprecher der Gesellschaft erklärte, ist die Besatzung in der Lage, ein Austreten größerer Mengen Öl zu verhindern. Dessen ungeachtet wird von Umweltschützern gefordert, gegen die verantwortliche Reederei, Sea-Rac Shipping, ein Verfahren wegen Nichteinhaltung der Sicherheitsvorschriften einzuleiten. Außerdem stehen Rettungsmannschaften bereit, um alles Menschenmögliche zu tun, die dem Öl zum Opfer gefallenen und an Land gespülten Meeresbewohner und Seevögel vor einem qualvollen Ende zu bewahren. Ein Sprecher des Sierra Club äußerte sich hierzu...«
    Na großartig, dachte Buffy. Ich schlage mir die Nächte um die Ohren, um die Welt zu retten, und in der Zwischenzeit macht sich der Rest der Menschheit einen Heidenspaß daraus, sie in eine riesige Müllhalde zu verwandeln.

    Hinter ihnen tauchte träge die Sonne am Horizont auf und warf ein erstes zaghaftes Funkeln auf die Meeresoberfläche. Der schmale geschwungene Strandabschnitt hätte nicht einmal vor den Augen der hartgesottensten Sonnenanbeter Gnade gefunden. Von Wind und Wetter gezeichnete Felsbrocken, groß wie ausgewachsene Hunde, säumten diesen Streifen der Küste, überall lag zersplittertes und vermoderndes Treibholz herum, und vereinzelt bedeckten großflächige Haufen von vertrocknetem Seetang den Strand. Doch die Gestalten, die sich über den feuchtkalten Sand bewegten, etwa ein Dutzend an der Zahl, waren nicht hierher gekommen, um in der Sonne zu liegen oder zu surfen.
    Sie waren
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