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2087 - Die große Verheerung

Titel: 2087 - Die große Verheerung
Autoren: Unbekannt
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umbringen. Mein Schmerz kennt keine Grenzen. Aber nicht der Zorn treibt mich. Ich verspüre keinen Zorn auf Eem'Ratma. Nur Abscheu und Verachtung. „Antigrav aktivieren. Mikrogravitator und Gravoneutralisator in Bereitschaft. Gravopuls aktivieren. Automatische Systemkontrolle. Kurs auf die Ektapa. Höchstgeschwindigkeit!" Mondra schien plötzlich vom Zehnfachen ihres Gewichts zerquetscht zu werden, dann reagierten die Andruckabsorber. Schneller, als sie denken konnte, schoss sie zwischen Fäden und Knoten einher, über Trümmerfelder hinweg, näherte sich dem schwarzen Punkt im Rasterzentrum. „Deflektor aktivieren! Ortungsschutz aktivieren! Aktivortung aktivieren!" Schluss damit, dachte sie. Ich habe volle Kampfbereitschaft befohlen. Ich werde mit der Datenflut fertig. „Alle Systeminformationen einblenden", sagte sie.
    Der Raster auf ihrer Helminnenscheibe quoll plötzlich vor Daten über. Aber sie sah den schwarzen Punkt in der Mitte, und sie sah den grünen Punkt, und sie sah den roten Punkt. Mondra erreichte den Transmitter lange vor Eem'Ratma. Delorian, dachte sie.
    Die Ektapa war nicht dumm. Sie war grellbunt ausstaffiert, so grell, dass es in den Augen schmerzte, und sie war mit einer Vielzahl von Utensilien behangen, und sie war... attraktiv in ihren dynamischen Bewegungen. Aber sie war nicht dumm. Sie sicherte nach allen Seiten, hielt dabei jedoch ein unglaubliches Tempo, und kein Schweißtropfen benetzte ihr dichtes, schimmerndes Fell. Diese Frau hat etwas, dachte Mondra. Wäre ich ein aufrecht gehender Waschbär, ich käme in Versuchung. Kein Wunder, dass sie Parrim dermaßen in ihren Bann geschlagen hat.
    Aber Mondra war kein aufrecht gehender Waschbär. Sie war Artistin, ehemalige TLD-Agentin, Lebensgefährtin des ehemaligen Großadministrators des Solaren Imperiums und Mutter seines Kindes, das sie verloren hatte. Damit eine Superintelligenz entstehen und über 18 Millionen Jahre hinweg ihr Spiel treiben kann. Nur, um endlich das Wissen über die Zukunft zu verlieren. Die Zeitlosigkeit. Ich weiß nicht, was es bedeutet, aber vielleicht hat ES sich endlich in die kosmischen Auen gebettet, um in Frieden zu sterben. Es würde mich freuen. Vielleicht ist Thoregon doch gar nicht so übel.
    Mondra schaute hoch und bemerkte, dass der Himmel über dem Transmitter nicht von Knoten und Fäden durchzogen war. Natürlich nicht. Hier werden keine Container produziert, hier besteht eine Transportgelegenheit. Demzufolge befanden sich auch keine Trümmer vor dem Gebilde. Sie hatte in jede Richtung auf einhundertundfünfzig Meter freie Sicht. Wie schade, Eem'Ratma, dachte sie. Und: Lebt Parrim der Pelz noch? Oder wurde er endlich erlöst? Aber sie verspürte keinen Zorn mehr. Eem'Ratma betrat die freie Fläche vor dem Transmitter, zögerte kurz, als wüsste sie, dass sie sich jetzt in höchste Gefahr begab. .Und lief dann los. Mit einer Schnelligkeit, die selbst Mondra erstaunte.
    „Ich würde es nicht tun", sagte Mondra, als die Ektapa etwa fünfzig Meter weit auf die freie Fläche vorgedrungen war. Eem'Ratma blieb wie vom Schlag ge troffen stehen. Sah sich um. Zögerte. Wollte weiterlaufen, wusste aber nicht, wohin. Zurück in die Deckung des nächsten Trümmerfelds - Fünfzig Meter, meldeten die Ortungssysteme des Anzugs - oder zum Transmitter? Einhundert Meter! „Parrim lässt grüßen", sagte die ehemalige TLD-Agentin und bereute ihre Worte im nächsten Sekundenbruchteil. Eem'Ratma schaute sich in alle Richtungen um. Sie hört meine Stimme, weiß aber nicht, woher sie kommt. Und ... Warum habe ich das gesagt? dachte sie. Weil mir die Geschichte des Obersten Frachtagenten nahegegangen ist? Weil ich Mitleid mit ihm habe? Und Zorn auf seine Mörderin?
    Aber sie war ganz ruhig. Eiskalt. Sie verspürte keinen Zorn. Was nun? dachte sie. Sie hatte Zeit. Konnte ihren Kombistrahler einstellen. Auf Paralyse.
    Oder auf einen Beschuss, der Eem'Ratma zerfetzen würde. Soll ich zulassen, dass du die Früchte deines schändlichen Tun erntest? Soll ich so tun, als hätte ich Parrim den Pelz nie gekannt? Nie die Geschichte seines Lebens gehört? Eem'Ratma griff nach einer Strahlenwaffe, die in einem Halfter an einem der zahlreichen Gürtel hing, mit denen sie sich ausstaffiert hatte. „Ich würde das wirklich nicht tun", sagte Mondra. Eem'Ratma hielt mitten in der Bewegung inne. „Gut so", sagte Mondra. Was erwartet man von mir? dachte sie. Was erwarte ich selbst von mir? Ein klassischer Showdown? Ich desaktiviere den
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