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2078 - Die Pforten von Zentapher

Titel: 2078 - Die Pforten von Zentapher
Autoren: Unbekannt
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schwer zu sagen, ob, ein Geborener bessere Voraussetzungen für einen Bibliothekar mit sich bringt als ein Klon. Oder ob ein Klon nicht die perfektere Version eines Bibliothekars ist.
    Beide haben ihre Vorzüge.
    Der aus sexueller Verbindung Geborene hat den Vorzug einer langen Lehrzeit. Er wächst im Kabinett Saraogh auf, in der Umgebung, in der er einmal wirken und Verantwortung tragen wird, und kann alles von Grund auf lernen. Er hat viele Lehrmeister, die ihn allmählich in seine Aufgaben einweihen, bis er sie wie im Schlaf beherrscht. Er ist sozusagen der geborene Bibliothekar.
    Der Klon dagegen hat keine Wachstumsphase, die ihm als Lehrzeit dient. Er wird als fertiges Geschöpf in eine ihm fremde Welt gestellt und muß jede Kleinigkeit erst lernen. Er ist nicht vorgebildet. Aber Klone sind in der Regel die perfekteren Geschöpfe, zumeist handelt es sich um Klone von verdienstvollen Bibliothekaren der Vergangenheit, die zur Erkennung meistens auch in Anlehnung an sie benannt wurden.
    Der Name Scam Envaroy weckte in mir allerdings keine Assoziation zu berühmten Bibliothekaren. Das besagte aber nicht, daß er nicht doch ein Ableger eines berühmten Bibliothekars sein konnte. Es wurde stets nur bestes Erbgut für Klone verwendet.
    Darum wurden aus Klonen in der Regel herausragende Bibliothekare, die sich durch besondere Lernfähigkeit, Strebsamkeit und diszipliniertes Arbeiten auszeichneten. Ich konnte allerdings nichts darüber aussagen, wie die Innenwelt eines Klons aussah, konnte mich auch nur schwer in sie hineindenken, denn ich war im Kabinett Saraogh aufgewachsen. „Was haben dir die Pseutaren für ein Zeugnis ausgestellt?" wollte ich von Seam Envaroy wissen. Aber das konnte er mir nicht sagen. Er wußte nicht einmal ... „Was sind Pseutaren?" fragte er neugierig.
    Das konnte auch ich ihm nicht richtig erklären. „Die Pseutaren sind die, von denen wir bei Bedarf Bibliothekare anfordern", antwortete ich, den Ausdruck „Klone" absichtlich vermeidend, weil das womöglich eine Kettenreaktion von Fragen ausgelöst hätte. Wußte er überhaupt, auf welche Weise er in die Welt gesetzt worden war? Ich wußte es nicht, denn ich hatte bisher noch nie mit frischgebackenen Klonen zu tun gehabt. „Wie läuft das ab, wenn man bei den Pseutaren einen Bibliothekar bestellt?" fragte Seam Envaroy. „Manchmal äußerst unbefriedigend", sagte ich in Erinnerung an meine erste Amtshandlung als Oberster Bibliothekar. „Ich habe vor fast dreizehn Jahren zweitausend Bibliothekare angefordert, aber erst heute dich als einzigen bekommen. Das lasse ich mir aber nicht bieten.
    Das wird ein Nachspiel haben! Für uns beide ist das jedoch kein Diskussionsthema! Ich möchte, daß du deine Welt kennenlernst."
    Ich führte den Frischling zuerst in die Zentralbibliothek" die fast völlig unversehrt wirkte. Sein Stammauge begann zu leuchten, als er die viele Stockwerke hohen Bücherregale sah. Aber es waren die beiden Bruderaugen, deren Blicke unruhig hin und her huschten, um jede Einzelheit in sich aufzunehmen.
    Ich bestieg mit ihm eine Archivkabine und fuhr mit ihm durch die verschiedenen Sektionen.
    Dabei erklärte ich ihm, wie wir bei der Archivierung der Buchschätze vorgingen. „Die Zentralbibliothek hat dreizehn Abteilungen, die nach Sachgebieten geordnet sind. Früher einmal waren es achtzehn ... Hier lagern die Hauptwerke zu allen wichtigen Themen. Doch sind Hauptwerke für sich allein fast immer bedeutungslos, ohne verwertbaren Nutzen. Denn die Themen, die sie behandeln, sind zumeist so komplex, daß sie Querverweise zu anderen Werken, die wir als Sekundärliteratur bezeichnen, beinhalten. Diese wiederum behandeln Themen, deren Kenntnis zum Verständnis der Hauptwerke unablässig ist. Es gibt oft Hunderte, ja sogar bis zu Tausende solcher Sekundärwerke, auf die in den, Basiswerken Bezug genommen wird."
    „Wäre es dir möglich, verehrter Grim Oyschkavary, mir solche Zusammenhänge an praktischen Beispielen aufzuzeigen?" erkundigte sich Seam Envaroy höflich. „Das werde ich, sei gewiß, daß ich das noch werde", antwortete ich, über diese Unterbrechung leicht vergrämt. „Du darfst mich Grim nennen. Aber laß mich meine Ausführungen zuerst beenden. Die sogenannte Sekundärliteratur konnte aus Platzmangel größtenteils nicht in der Zentralbibliothek untergebracht und mußte darum über die vielen anderen Bibliotheken verteilt werden.
    Das würde grundsätzlich keine Probleme bereiten, da wir uns modernster
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