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2078 - Die Pforten von Zentapher

Titel: 2078 - Die Pforten von Zentapher
Autoren: Unbekannt
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Archivierungsmethoden- bedienen. Der Jammer ist nur, daß wir vor dreizehn Jahren von einer schrecklichen Katastrophe heimgesucht und dabei viele Bibliotheken völlig zerstört wurden.
    Und mit ihnen unzählige unersetzliche Bücher, so daß manche der Hauptwerke fast nutzlos geworden sind ..."
    Die Kabine hielt an, weil es nach vorne nicht mehr weiterging. Die hoch aufragenden Bücherregale endeten abrupt. Sie wiesen unregelmäßige Brüche auf, waren an den Rändern verformt, als hätte große Hitze sie verbrannt und geschmolzen. Dahinter lag freies Gelände, eine Trümmerwüste. Und darüber war die tief hängende Wolkendecke zu sehen. ,, Mehr als ein Dutzend Bibliothekare waren damit beschäftigt, teilweise verkohlte Bücher zu sortieren und für die Restaurierung vorzubereiten. Eine mühevolle, enttäuschende Arbeit, die um so zermürbender war, weil sie zumeist keinen Erfolg in Aussicht stellte. Denn viele der beschädigten Werke waren nicht mehr zu erneuern. „Hier hat vor dreizehn Jahren das unsichtbare Feuer gewütet und ein Viertel der Zentralbibliothek vernichtet", erläuterte ich dem aufmerksam zuhörenden Novizen. „Der Schaden, der damals angerichtet wurde, ist auch in Tausenden von Jahren nicht zu reparieren.
    Denn zu allem Unglück ist damals sogar der Kabinettrechner in Mitleidenschaft gezogen worden, so daß wir keinen Zugriff auf die darin gespeicherten Daten haben. Auf diese Weise haben wir nur beschränkten Zugriff auf die Bibliothek. Und es ist uns unmöglich, die verlorenen Werke zu rekonstruieren. Was für ein Unglück!"
    „Dürfte ich eines der Hauptwerke studieren, verehrter Grim?" fragte Seam Envaroy unvermittelt. „Wenn du mich schon Grim nennst, laß auch wenigstens die geschwollene Anrede weg!" wies ich ihn zurecht. „Dazu bekommst du noch Gelegenheit, wenn wir etwas Zeit haben, Scam."
    „Aber das würde nur einige Augenblicke dauern, Grim."
    „Was?" Ich war perplex, griff in eines der Regale, holte einen schwere Folianten heraus und legte ihn ihm in die Tentakel. Es handelte sich um ein überaus komplexes astronomisches Werk. Ich forderte ihn auf: „Na, dann mach mal!"
    Während Seam Envaroy den Folianten mit den Saugnäpfen des einen Tentakels balancierte, durchblätterte er ihn mit den Fingerlappen des anderen. Und zwar von hinten nach vorne mit rasender Geschwindigkeit, so schnell, daß die Schriftzeichen und Bilder vor meinen Augen verschwammen. Dabei huschten seine Bruderaugen mit irrwitziger Geschwindigkeit hin und her und auf und ab, während sein Stammauge starr blickte. Im Nu war er auf diese Weise am Anfang des Buches angelangt, klappte den Folianten zu und stellte ihn ins Regal zurück. „Was hast du soeben gemacht, Seam?" fragte ich ihn ärgerlich, weil ich mir genarrt vorkam. „Ich habe das Buch Die einführende Quantenmechanik über die verborgenen Dimensionen der Raumzeit gelesen und memoriert."
    Seam Envaroy erklärte mir seine Methode des Memorierens und tat, als sei das keine Besonderheit. „Ich nehme Seite um Seite eines Buches mit den Bruderaugen auf und speichere sie als Ganzes in meinem Gedächtnis.
    Dabei geht es mir nicht darum, Inhalte zu verstehen. Ich kann sie nur fehlerfrei wiedergeben, ohne Zusammenhänge zu begreifen. Um dies zu können, müßte ich die dazu passende Sekundärliteratur inhalieren. Ich habe dafür einen Index von 2456 Werken aufgestellt."
    „Wie viele Bücher kannst du auf diese Weise memorieren, Scam?" wollte ich wissen. „Ich weiß es nicht, besitze keine Erfahrungswerte. Teste mich doch einfach, Grim!"
    Das wollte ich brennend gerne tun. Es existierten nur noch 317 der in seinem Index aufgeführten Bücher. Ich beschaffte sie ihm, damit er sie inhalieren konnte. Er schaffte es, 73 davon lückenlos und fehlerfrei im Gedächtnis zu behalten und für jedes Werk einen eigenen kompletten Index über zum jeweiligen Thema passende Bücher zu erstellen.
    Einen Bibliothekar wie Seam Envaroy hatte ich noch nicht kennengelernt.
    Ich ließ die Galerie aller Berühmtheiten vor meinem geistigen Auge Revue passieren, aber es fand sich keiner, der sich mit Seam Envaroys Fähigkeiten messen konnte.
    Ich beschloß bei mir, ihm die Aufgabe zu übertragen, an der ich mir selbst gerade die Zähne ausbiß. Seam Envaroy war geradezu prädestiniert für die Erstellung von Hyperlinks. Des weiteren nahm ich mir vor, ihn einem Test zu unterziehen, wenn er noch mehr spezielles Wissen in sich angereichert hatte. Ich stellte mir vor, daß es ihm möglich
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