Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2078 - Die Pforten von Zentapher

Titel: 2078 - Die Pforten von Zentapher
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sein müßte, teilzerstörte Bücher zu rekonstruieren, das heißt, fehlende Passagen zu ergänzen und die inneren Zusammenhänge wiederherzustellen.
    Aber das war Zukunftsmusik. Ich mußte mir sowieso gut überlegen, wie ich Seam Envaroys Fähigleiten am effizientesten einsetzen konnte. Aber zuerst sollte er mal seine Welt kennenlernen und ein Zuhause bekommen.
    Darum begab ich mich zum östlichen Rand der Welt, wo die Wohngebäude standen. Ich ließ ihn unter den unzähligen leerstehenden Quartieren wählen, aber er nahm das nächstbeste. Er fragte nicht nach Komfort, scherte sich nicht um Intimsphäre und Kommunikationsmöglichkeiten; er hatte offenbar keine Ansprüche. Es bedeutete ihm nicht einmal etwas, als ich ihm verriet, daß ich im selben Wohnblock wohnte.
    Wir verließen das Gebäude durch einen anderen Ausgang, der geradewegs zu dem Abgrund führte, der die Grenze vom Kabinett Saraogh markierte. Vor uns und über uns spannte sich die geschlossene Wolkendecke -, das „Dach der Welt", wie wir Bibliothekare sie nannten. „Du brauchst nicht zu befürchten, mit einem falschen Schritt in den Abgrund zu stürzen", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Denn es gibt eine unsichtbare Barriere, die dich zurückfedert."
    Aber er ging gar nicht darauf ein. Statt dessen sagte er: „Ich habe bisher so viel Zerstörung gesehen. Ist das damals, bei der Katastrophe vor dreizehn Jahren, die du erwähnt hast, passiert?"
    Ich erzählte ihm meine Erlebnisse von damals und fügte hinzu: „Ich habe keine Ahnung, wie das kommen konnte, kenne die Ursachen nicht. Aber ich fürchte, daß sich das Kabinett Saraogh unter den gegebenen Umständen nie mehr davon erholen wird. Wir sind noch immer mit Aufräumarbeiten beschäftigt und versuchen, die angerichteten Schäden so gut wie möglich zu beheben. Deine außerordentliche Merkfähigkeit könnte uns dabei von großem Nutzen sein."
    Ich erzählte ihm nichts davon, wie grauenvoll es war, die Hunderte von Leichen zu bergen und zu bestatten, von verkohlten und bis fast zur Unkenntlichkeit verstümmelten Freunden und Kollegen bei den Massenbestattungen Abschied nehmen zu müssen.
    Ich verscheuchte diese Gedanken. Ich wies auf eines der Gebäude am Rande der Wohnsiedlung, das von den Zerstörungen weitgehend verschont geblieben war.
    „Das ist unsere Druckerei, unser ganzer Stolz", sagte ich dazu. „Hier werden zur Zeit vornehmlich astronomische Werke hergestellt. Fast ausschließlich Nachdrucke zerstörter Werke, die sich zufällig in den Druckerspeichern befunden haben. Aber wir drucken auch neue Sternkarten, deren Daten wir zugeliefert bekommen haben."
    „Von wem zugeliefert?" fragte Seam Envaroy. „Das mag der Architekt allein wissen", antwortete ich seufzend. „Wir bekommen das zu druckende Material ohne Angabe eines Absenders. Die Unterlagen werden einfach von irgendwo in unseren Kabinettrechner eingespeist."
    Damit hatte ich mir selbst das Stichwort gegeben. Ich hatte sowieso noch etwas zu erledigen und konnte Seam Envaroy gleich in eines unserer bedeutendsten Geheimnisse einweihen.
    Der Kabinettrechner war in einem eigenen Gebäude eingerichtet, das ebenfalls an den Wohnbezirk angrenzte. Es besaß nur zwei Stockwerke und einen Grundriß von zehn mal fünfzehn Metern.
    Wie durch ein Wunder war das Rechenzentrum bei der großen Katastrophe der Zerstörung fast zur Gänze entgangen. Der Todeshammer hatte direkt daneben eingeschlagen und eine ganze Wand niedergerissen. Die Rechenanlage war immerhin unversehrt geblieben, die verschwundene Wand hatten wir inzwischen. erneuert. Aber es konnte durchaus sein, daß der Ausfall des Archivspeichers und anderer Teilkomponenten eine Spätfolge, der damaligen Ereignisse war.
    Ich führte Scam Envaroy in einen Raum im Obergeschoß, in dem drei Terminals standen. Sie waren unbesetzt. Ich schaltete den Aktivmodus des einen Terminals ein. „Über dieses Terminal können wir Verbindung zur Außenwelt herstellen", erklärte ich. „Es ist unsere einzige Möglichkeit, Kontakt zur Welt jenseits der Wolken aufzunehmen."
    Der Novize holte Luft, um eine Frage zu stellen. Aber ich kam ihm zuvor. „Nicht. Keine Fragen, auf die ich keine Antworten habe. Was ich über diese Dinge weiß, wirst du zu gegebener Zeit von mir erfahren. Aber ich möchte nicht dauernd daran erinnert werden, wie. unwissend ein Bibliothekar eigentlich ist."
    Ich stellte eine Verbindung her. „Ich nehme jetzt Kontakt zu Kintradims Höhe auf", erläuterte ich.
    Ich erwartete, daß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher