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206 - Unterirdisch

206 - Unterirdisch

Titel: 206 - Unterirdisch
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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es still. Totenstill!
    Barah richtete sich auf. Glieder und Kopf schmerzten und ihre Augen brannten. Nur mit Mühe kam sie auf die Beine.
    Wenige Schritte vor ihr stiegen Staubwolken aus dem gähnenden Schlund der Erde. Barah dachte an Zgeweni und Gjorgis. Sie presste die Lippen zusammen. Sie konnte ihnen nicht mehr helfen.
    Ihr Blick glitt entlang der aufgebrochenen Spalte, die eine Schneise in den Dschungel gegraben hatte. An ihrem Ende ragte ein gewaltiger Felsen aus der Erde. Barah atmete schwer.
    Wenn das Beben innerhalb weniger Minuten ein ganzes Waldstück verschwinden ließ und einen mächtigen Felsen aus dem Boden drückte, was, bei Athikaya, hatte es dann wohl erst in der Siedlung angerichtet? Bitte lass sie am Leben sein!
    »Ngaai hat seine Dämonen losgelassen!«, hörte sie hinter sich eine belegte Stimme. Sie fuhr herum und ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie Jarin und noch fünf andere ihrer Jägerinnen entdeckte.
    »Sind wir die Einzigen?« Jarin leckte sich über die aufgesprungenen Lippen. Ihr kräftiger und massiger Körper wirkte angespannt, während sie auf eine Antwort ihrer Anführerin wartete.
    Barah deutete auf den Schlund in der Erde. »Zgeweni und Gjorgis sind verloren«, flüsterte sie. »Die anderen müssen hier irgendwo sein.« Nachdenklich betrachtete sie ihre Gefährtinnen: Sie sahen zum Fürchten aus. Dreck und Blut klebten an Haut und Kleidern. In ihren Gesichtern stand immer noch der Schrecken der vergangenen Minuten. Außer Hautabschürfungen und kleineren Platzwunden schienen sie aber nicht weiter verletzt zu sein.
    »Wir suchen nach Überlebenden! Dann erst kehren wir in die Siedlung zurück!« Barah räusperte sich. »Um die Toten kümmern wir uns später.«
    Die Frauen nickten wortlos. Als sie sich gerade in verschiedene Richtungen aufmachen wollten, ließ ein fernes Rufen sie aufhorchen. Es kam aus dem Erdspalt. Barah ging der Stimme nach. Aus dem Riss drangen immer noch einzelne Staubschwaden.
    Die Jägerin kniete nieder und beugte sich über den zerklüfteten Rand. Warme Luft schlug ihr aus der Dunkelheit entgegen. Weit unter sich glaubte sie Gehölz und Laub eines Baumes zwischen großen Steinfindlingen zu erkennen. Und etwas Helles bewegte sich darunter. Barah neigte den Kopf zur Seite. Tatsächlich, da unten war jemand! Sie hörte deutlich Gjorgis Stimme. »Hilfe! Wir sind hier unten!«
    Barah sprang auf. »Sie leben!«, keuchte sie. »Vermutlich sind sie zwischen Baumtrümmer und Findlingen eingeklemmt!« Die Jägerin dachte nach. Es wäre kein Problem, zu ihnen hinunter zu klettern. Aber die schweren Trümmer…
    »Wir brauchen einen Woorm!«
    ***
    Wieder ein Schrei – diesmal nicht klagend, sondern triumphierend, und diesmal auch nicht menschlich, sondern animalisch. Ein Pfeilhagel ging irgendwo rechts von Matt und Rulfan im Unterholz nieder, und dann brüllten Menschen und Tiere durcheinander.
    »Da wird jemand von Raubtieren angegriffen«, flüsterte Rulfan.
    »So klingt es wenigstens.« Matt beugte sich in den Rouler.
    Sie hörten Äste brechen, Schritte, Rascheln und Stöhnen.
    »Der Kampf tobt nicht weit von hier.« Rulfan robbte ins Unterholz. »Schauen wir, ob wir helfen können.«
    Matt nickte wortlos. Sie schlichen ins Unterholz. Chira folgte ihnen.
    Der Kampf tobte irgendwo am Seeufer, höchstens hundert oder zweihundert Schritte entfernt. Durch die Schreie und das Geraschel war der Kampfplatz nicht zu verfehlen. Zwischen dichtem Buschwerk und unter dem tief hängenden Geäst von Urwaldriesen hindurch pirschten die Blutsbrüder sich an den Ort des Geschehens heran.
    Bald sahen sie die Umrisse großer Gestalten nur wenige Dutzend Meter entfernt aus dem Unterholz auftauchen und wieder verschwinden. Erneut schrien Menschen in höchster Not. Dann stampften Schritte heran.
    Zwei hünenhafte Gestalten brachen durch die Büsche.
    Zwischen ihnen zappelte eine dritte, kleinere und zierlichere Gestalt. Sie sah aus wie ein Mensch und sie schrie wie ein Mensch.
    Ehe Matt und Rulfan reagieren konnten, sprangen die beiden Hünen ins Wasser und schwammen dem anderen Ufer entgegen. Ihre menschliche Beute röchelte, keuchte und hustete in ihrem Griff. Die verzweifelten Geräusche entfernten sich rasch.
    Matt und Rulfan huschten am Ufer entlang dem Kampfplatz entgegen. Als sie sich auf zwanzig Schritte genähert hatten, verharrten sie, geschockt von dem Anblick, der sich ihnen bot.
    Zwei große pelzige Wesen mit breiten Schädeln droschen mit Fäusten auf einen
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