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206 - Unterirdisch

206 - Unterirdisch

Titel: 206 - Unterirdisch
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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Dankaar, hatten Matt Drax und Rulfan das Straflager der Kasanjas durchgestanden. Matt dachte gern an ihn zurück.
    Hin und wieder entdeckten sie Kotsäulen großer Tiere, meist unter Affenbrotbäumen oder alten Akazien. Dann hielten sie an und schaufelten den trockenen Kot in die Brennkammer des Heizkessels. Das Zeug brannte lichterloh und brachte das Wasser im Kessel schneller zum Kochen als das Bruchholz, das sie unter den Bäumen auflasen.
    Überhaupt lief die Dampfmaschine reibungslos. Man konnte den Kasanjas alles Mögliche vorwerfen, aber nicht, dass sie pfuschten. Die Herren der Wüstenstraflager bauten hervorragende Dampfmaschinen.
    Am achten Tag stieg das Gelände spürbar an. Die Vegetation veränderte sich, die Büsche standen dichter, und die Affenbrotbäume und Akazien wuchsen hier und da so üppig und so nah beieinander, dass Matt und Rulfan mit dem Rouler ausweichen mussten. Am westlichen Horizont tauchte bald eine dunkle Linie auf. Sie wuchs rasch zu einem schwarzen Wall heran.
    »Die Savanne geht allmählich in den Dschungel über«, sagte Rulfan und machte ein sorgenvolles Gesicht.
    »Hoffentlich schaffen wir es mit diesem Dampfschlitten durch das Unterholz.«
    »Suchen wir einen Fluss«, schlug Drax vor. »Bei dieser Hitze werden die Flussläufe nur wenig Wasser führen und wir können die Maschine durch das trockene Bett steuern.«
    »Einverstanden.« Rulfan schielte auf die Armaturen. »Ein bisschen Wasser sollte dein Fluss aber noch führen – das Wasser im Kessel geht nämlich zur Neige.«
    Sie hielten an. Matt Drax entfaltete die Karte, die Iwasko, der Medizinmann der Dankaar, ihnen zum Abschied geschenkt hatte. Der schnellste Weg zum Victoriasee ist der über Nyaroby, hatte Iwasko versichert. Sie suchten die Karte nach einem Flusslauf ab, der zwischen der Savanne und dem Hochland von Nyaroby durch den Dschungel führte.
    Viele Flüsse strömten vom Aberdare-Gebirge und vom Hochland herab durch den Dschungel. Der größte und nördlichste trug auf der mit Hand angefertigten Karte den Namen Taraa. Es war ein Strom, und er nahm alle anderen Flüsse aus dem westlichen Gebirgszug auf seinem viele hundert Kilometer weiten Weg nach Süden ins Meer in sich auf.
    »Hoffentlich ist er nicht zu breit und zu tief«, unkte Rulfan.
    »Hier oben im Norden dürfte er noch recht idyllisch vor sich hin plätschern«, sagte Matt. »Wenn meine Orientierung mich nicht täuscht ist sein Lauf noch höchstens vierzig Kilometer entfernt.«
    Sie orientierten sich am Stand der Sonne und an der Topographie der Landschaft, die sie in den letzten Tagen durchquert hatten, und einigten sich auf eine Fahrtrichtung.
    Weiter ging es – gegen Abend sahen sie deutlich den langen Gebirgszug hinter dem Dschungel.
    Endlich erreichten sie den Urwald und den Fluss. Dessen Bett war nicht ganz hundert Meter breit, doch nur in einer etwa zwölf Meter breiten Rinne seiner Mitte strömte Wasser dahin.
    Der Boden zwischen dieser Rinne und dem Wald war trocken und von Rissen durchzogen. Auf ihm schlugen die Männer ihr Nachtlager auf.
    Sie brieten Fisch, den die Lupa ihnen aus dem Fluss fing.
    Nach dem Essen füllten sie den Kessel am Heck des Roulers mit Wasser auf. Danach rollten sie sich in ihre Decken und schliefen. Chira bewachte sie.
    Bei Sonnenaufgang fuhren sie weiter. Entlang des Flusses pflügten sie durch den ausgetrockneten Teil seines Bettes und drangen tiefer und tiefer in den Dschungel ein. Das Gelände wurde steiler, der Rouler kam spürbar langsamer voran.
    Manchmal, wenn der Urwald sich lichtete, sahen sie Berggipfel in der Ferne.
    Am zwölften Tag nach ihrem Abschied von Aibas und den Dankaar – am dritten Dschungeltag also – kamen sie an eine Stelle, an welcher der Taraa sich vor einem Wasserfall zu einem kleinen See staute. Abends schlugen sie ihr Lager an seinem Ufer auf. Wieder sprang Chira ins Wasser und schleppte schon wenige Minuten später einen großen Fisch heran. Rulfan nahm ihn aus und briet ihn.
    Nach dem Essen hockten die Männer noch eine Zeitlang am Feuer. Sie redeten über alte Zeiten, über Aruula und die Chancen, sie am Victoriasee zu finden. Darüber wurde es nach und nach dunkel, und der Lärm im Dschungel um sie herum legte sich allmählich. Sie rollten sich in ihre Decken und Felle und schliefen ein.
    Noch vor dem ersten Morgenlicht wachte Rulfan auf, weil Chira ihm die feuchte Schnauze gegen Unterarm und Hals stieß. Schlaftrunken streckte er den Arm aus und kraulte ihr das schwarze Fell
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