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206 - Unterirdisch

206 - Unterirdisch

Titel: 206 - Unterirdisch
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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Rulfan lächelte müde. »Klingt schwer nach einer Sisyphosarbeit.«
    »Steter Tropfen höhlt den Stein, würde ich sagen.«
    Während die Pfleger den Albino ankleideten, betraten Carah und Barah den Innenhof. Männer schleppten Sessel herbei, sodass sie sich zu Matt Drax an den Brunnen setzen konnten.
    Die Männer von Barahs Mutter servierten Fruchtsäfte.
    »Unsere Jäger haben inzwischen drei weitere Todesbetten in der Umgebung der Ruinensiedlung entdeckt«, berichtete Barah.
    »Wir werden bei euch bleiben, bis ich sämtliche Pilzfelder und unterirdische Schlauchgänge zerstört habe.« Matt senkte die Stimme. »Und bis Rulfan wieder zu Kräften gekommen ist.«
    »Ihr seid willkommene Gäste«, versicherte Carah. »Wir sind euch zu großer Dankbarkeit verpflichtet. Ob wir jemals das Rätsel des Pilzwesens lösen werden?«
    »Klar ist, dass es in einer Symbiose mit den Riesenwürmern lebt. Sie führen ihm Menschen und Tiere zu, und dafür dürfen die Würmer im Pilzsystem leben.«
    »Das scheint mir eine recht geringe Gegenleistung zu sein«, meinte Barah.
    »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie ein Woorm Arahs Schädel zerbrochen hat«, sagte Carah. »Der Pilzteppich bildete einen Schlund aus und schlürfte ihr Hirn.« Barah und Matt Drax betrachteten sie mit einem Ausdruck des Unglaubens. »Es ist wahr«, bekräftigte Carah. »Ich schwöre es.«
    »Ich halte es für möglich, dass dieses Pilzsystem ähnlich wie die Mammutwürmer über einen gewisse Intelligenz verfügt«, sagte Matt. »Anders lässt sich ein derart komplex organisiertes System kaum erklären. Sollte eine primitive Pflanze ohne die Spur von Bewusstsein und Intelligenz in der Lage sein, ihre Beute zu kopieren?«
    »Die Priesterin befahl mir, die Menschen vor dem Pilz zu warnen«, sagte Carah leise. »Sie glaubt, dass er uns eines Tages alle verschlingen wird.«
    »Habt ihr denn die Wesen aus den Todesbetten jetzt zum ersten Mal gesehen?«, wollte Matt wissen.
    Barah schüttelte traurig den Kopf. »Nein. Immer wieder tauchten gespenstische Wesen auf, und manchmal verschwanden auch Angehörige unseres Volkes spurlos. Doch niemals sind wir so massiv überfallen worden, und niemals wurden so viele von uns verschleppt und getötet.«
    »Das Erdbeben muss das Wachstum des Pilzes beschleunigt haben.« Carah dachte laut. »Vielleicht hat es ihm auch Ausgänge, Tunnel und Höhlen geöffnet, die ihm vorher verschlossen waren.«
    Die beiden Frauen verabschiedeten sich und verließen den Innenhof. Matt sah ihnen nachdenklich hinterher. Sollte tatsächlich das Erdbeben das Pilzwachstum stimuliert haben?
    Spenzas Traum fiel ihm ein – oder war es eine Horrorvision gewesen? Er fragte sich, ob es diesen Pilz vielleicht schon vor dem Kometeneinschlag auf der Erde gegeben hatte. Hatten ihn die Katastrophe und die lange Nacht danach womöglich ebenfalls stimuliert und erst zu dem gemacht, was er heute war?
    »Was denkst du, Maddrax?«
    Matt Drax schreckte aus seinen düsteren Gedanken hoch. Er stand vom Brunnenrand auf und ging lächelnd zu seinem Freund und Blutsbruder. »Dass ich froh bin, dich noch unter den Lebenden zu sehen.« Er setzte sich neben Rulfan auf das Krankenlager und betrachtet dessen Wunden auf der linken Gesichtshälfte und dem Handrücken. Im Gesicht würden wohl leichte Narben zurückbleiben. »Muss ein echt giftiges Weib gewesen sein, das dich da gekratzt hat«, sagte er.
    »Wenn ich sie erwische, drehe ich ihr den Hals um«, sagte Rulfan düster.
    »Halte dich lieber fern von den Frauen«, grinste Matt. »Mir scheint, sie bringen dir kein Glück.«
    ENDE
    [1] Siehe Maddrax Nr. 204 »An Afras Ufern«
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