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206 - Unterirdisch

206 - Unterirdisch

Titel: 206 - Unterirdisch
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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verschwommen, und als Matt die Lampe auf die Hülle des Brutbeutels setzte – der Begriff kam ihm spontan in den Sinn –, entdeckte er, dass statt Haar ein Flaum aus Pilzflocken den Schädel bedeckte.
    Gesicht, Ohren, Augen und Mund und überhaupt alle feineren Linien und Formen schienen sich aus Milliarden Fäden und Fasern zusammenzusetzen.
    Matt Drax konnte sich keinen rechten Reim auf all das machen, was er hier unten sehen musste. War es eingesponnene Beute, die dort in den Beuteln verdaut wurde und schrumpfte? Oder waren es wirklich neue Wesen, die darin heranreiften? Er dachte an den fressenden und verdauenden Wurm, und er dachte an den nächtlichen Überfall der pilzartigen Gestalten. Alles in allem neigte er bald zur zweiten Möglichkeit.
    Über viele hundert Meter erstreckte sich die große Kaverne.
    Tausende, ja Zehntausende Schleimsäcke mit heranreifenden Wesen hingen hier von der lebendigen Decke. Ihre Ausmaße reichten von wenigen Zentimetern bis zu zwei Metern und mehr. Abscheu und Entsetzen trieben Matt Drax voran, und zugleich hielt Faszination und Neugier ihn immer wieder auf.
    Schließlich entdeckte er einen besonders großen Sack, in dem ein vierbeiniges Wesen pulsierte. Er traute seinen Augen nicht und hielt den Atem an: ein Lupa! Wie konnte das sein?
    Natürlich!, schoss es ihm wie ein Blitz durch den Kopf.
    Chira war vor Wochen in einer dieser Pilzgruben versunken, bevor er sie wieder herausgezerrt hatte. Hatte der Pilz in diesen wenigen Sekunden ihre DNA absorbiert und sie hier, Hunderte von Kilometern entfernt, nachgebildet? Das würde zwangsläufig bedeuten, dass es ein und dasselbe Wesen gewesen war – hier und bei der Grube. Mein Gott… wie weit reicht dieses Ding? Matt lief ein eisiger Schauer über den Rücken.
    In fiebrige Grübeleien versunken, torkelte er weiter. Und wieder zog ihn einer der Hautbeutel mit magischer Kraft an. Er richtete seinen Lampenstrahl darauf – und prallte entsetzt zurück.
    Eine Gestalt wie sein Spiegelbild füllte den fast zwei Meter großen Brutsack aus! Die Größe, die Schädelform, die Stirnwölbung, sogar die Linie zwischen Wangenknochen und Lippen – eine schlechte, aber dennoch identifizierbare Kopie seines eigenen Körpers reifte da heran! Also hatte selbst der noch kürzere Kontakt mit seinen Armen, als er Chira herauszog, genügt, um seine Identität zu stehlen!
    Matt riss den Laserblaster hoch, zögerte einen Moment, und drückte dann doch ab. Der Hautsack platzte, die Gestalt kippte heraus und krümmte sich zuckend am Boden. Matt Drax schrie, während er auf sie schoss. Er nahm den Finger erst vom Auslöser, als nur noch ein handvoll dampfender Schleim übrig war.
    Er schüttelte sich, stöhnte und wankte weiter.
    Plötzlich eine Stimme! Er verharrte und lauschte. Eine Frauenstimme! Sie rief um Hilfe! Matt richtete den Lampenstrahl in die sich schlauchartig verengende Kaverne und stapfte voran.
    Sie führte in eine gewölbeartige Höhle. Als Matt eintrat, schob sich ihm ein walzenartiger Mammutkörper mit halslosem Schädel und schwarzen Kauzangen im geöffneten Maul entgegen.
    Matt zögerte keinen Augenblick und schoss. Es plätscherte und dampfte. An dem Kadaver vorbei rannte er weiter.
    »Hierher!«, rief die Frauenstimme. »Hilf mir!«
    Der Lampenstrahl fiel auf einen Frauenkörper mit zerquetschtem Schädel. Matt rannte vorbei und schluckte den Brechreiz herunter. Der Lichtkegel huschte über mehrere angefressene Leichen und riss schließlich den Hinterleib eines Mammutwurms aus der Dunkelheit.
    Matt blieb stehen. Irgendwo vor ihm knirschte und splitterte Gestein. Drei Riesenwürmer erfasste sein Lichtkegel. Sie fraßen sich in eine Felsnische hinter der zerrissenen Pilzdecke.
    Der vordere Mammutwurm krümmte und drehte sich und kroch weg von der Felsnische – und auf Matt zu!
    Der riss den Blaster hoch und schoss. Erst als alle drei Leiber Blasen warfen und sich nicht mehr regten, hörte Matt auf zu schießen. Durch schleimiges Wurmgewebe watete er auf die Felsnische zu und leuchtete hinein.
    Eine zitternde schwarze Frau kauerte ganz an ihrem Ende.
    Sie schloss geblendet die Augen. »Kommen Sie!« Matt wandte den Lichtkegel von ihr und streckte den Arm aus. »Schnell! Ich bring Sie hier raus!«
    Die zitternde Frau kroch zu ihm. Er nahm sie Huckepack und trat den Rückweg an. Alle fünfzig Schritte drehte er sich um, hielt mit dem Blaster auf die lebendigen Tunnelwände und schoss, bis sie kochend und verschmort vom Fels
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