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206 - Unterirdisch

206 - Unterirdisch

Titel: 206 - Unterirdisch
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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anderer Kundschafter und löschte seine Fackel. »Und ein Woorm ist unterwegs zu uns herauf…«
    Einige Enkaari vor dem Stolleneingang hörten seine Worte, und zwei Atemzüge später wussten es alle – ein Aufschrei wie aus einer Kehle ging durch die Menge. Die schwarzen Männer und Frauen wichen zwischen Büsche und Bäume zurück, zückten ihre Speere, legten Pfeile in ihre Armbrüste und zogen ihre Schwerter aus den Scheiden. Auch Barah packte ihren Speer mit der Sägeblattspitze und trat zehn oder zwölf Schritte vom Stolleneingang weg.
    Tatsächlich hörte Matt ein Scharren in der dunklen Tiefe.
    Etwas näherte sich aus dem Bergwerk, gar keine Frage. Er nahm den Blaster aus der Beintasche und lehnte sich neben dem Stolleneingang gegen die Felswand.
    Rulfan stieß sich vom Rouler ab und kam auf den Eingang zu. Er gab sich redlich Mühe, nicht zu wanken. Chira blieb dicht an seiner Seite.
    Zwei Minuten verstrichen. Näher und näher kam das scharrende Geräusch den Stollen herauf. Matt hörte es knirschen und zischen. Er hielt den Atem an. Auf einmal erschienen schwarze Kauscheren im Stolleneingang, und ein gewaltiger hellgrauer, walzenartiger Körper schob sich heraus und begrüßte das Tageslicht mit einem trompetenden Schrei…
    ***
    Carah tauchte aus ihrer Ohnmacht auf. Aus der Ferne drang ein dumpfes Rumpeln an ihr Ohr. Ihr Rücken lag auf kaltem Untergrund. Sie versuchte die Augen zu öffnen, aber sie waren schwer wie Blei. Erst nach einigen Anläufen gelang es ihr. Es war stockdunkel, doch sie ertastete rauen Stein. Wo war sie?
    Carah versuchte sich zu erinnern. Ihr Kopf schmerzte höllisch und ihre Glieder fühlten sich taub an. Vorsichtig setzte sie sich auf. Fast schwanden ihr die Sinne. Sie kippte mit der Schulter gegen harten Fels. Was nur war geschehen?
    Carah stöhnte, als die Erinnerung zurückkehrte: Die Leichen und Tierkadaver in dem Erdloch! Und die Woorms in dem angrenzenden Höhlengewölbe. Die Biester waren wie aus dem Nichts aufgetaucht. Irgendwie war es Carah gelungen, ihnen in eine schmale Felsennische zu entkommen, gerade groß genug, um hineinzuschlüpfen. Sie kroch in den hintersten Winkel. Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war der mächtige Woormschädel, der gegen die Spalte wuchtete. Eines der Tiere versuchte mit seinen schrecklichen Schneidewerkzeugen den Stein um die Spalte zu zermalmen. Und offenbar war es immer noch dabei!
    Die Wände der Nische erzitterten unter dem Anprall des Woorms. Carah hörte Steine bersten. Eine Staubwolke drang in die Nische. Der feine Staub setzte sich in ihre Atemwege. Die Stadtführerin hustete und rang nach Luft. Vorsichtig kroch sie ein Stück vorwärts.
    Vielleicht sickerte hier irgendwo Tageslicht in die unterirdische Welt, vielleicht hatten sich ihre Augen auch einfach an die Dunkelheit gewöhnt. Jedenfalls glaubte sie zu erkennen, dass der Maelwoorm den Zugang der Spalte bereits ziemlich weit geöffnet hatte. Ihr wurde schlecht.
    Auch wenn es noch dauern würde, bis das Tier sie erreichte, war Carah klar, dass es für sie kein Entkommen gab.
    Für einen Augenblick unterbrach der Woorm sein Zerstörungswerk. Schreie hallten durch das Gewölbe hinter ihm. Carah horchte auf. Menschen waren in der Höhle! Sie schrien um Hilfe. Und plötzlich glaubte sie Arahs Stimme zu hören: »Flieht, wenn ihr könnt! Flieht!«, brüllte die Priesterin ihren Leuten zu.
    Carah zitterte vor Aufregung: Vor ihrem Versteck lag der Maelwoorm, und irgendwo hinter ihm kämpften Arah und die Enkaari um ihr Leben.
    Ich muss zu ihnen! Die Stadtführerin kroch zu der zerklüfteten Öffnung. Ihre Hände strichen über Geröll und Eisen. Eisen? Carah hielt die Luft an. Sie ertastete einen Eisenbarren, größer als eine Faust und spitz zulaufend. Mit fliegenden Fingern schob sie das Geröll zur Seite. Nach wenigen Sekunden hielt sie den hölzernen Stiel einer Hacke in ihren Händen. Ihre Spitze war verrostet, saß aber fest in dem Holz.
    Carah atmete aus. Jetzt oder nie! Sie kroch bis an den Rand der Öffnung. Der Kopf des Maelwoorms ruhte auf dem Boden des Gewölbes, keinen Steinwurf von Carah entfernt. Deutlich sah sie seine Umrisse. Er beobachtete das Treiben in der Höhle.
    Von irgendwoher leuchtete schwacher Fackelschein.
    Carah behielt den Woorm im Auge. Lautlos glitt sie hinaus.
    Dann sprang sie mit einem Satz neben den Schädel des Woorms. Das Tier hatte keine Chance: Die Spitzhacke landete direkt zwischen seinen Augen. Ächzend hauchte der Maelwoorm sein
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