Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2059 - Die Astronautische Revolution

Titel: 2059 - Die Astronautische Revolution
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Augen. Wenn er sich nicht mindestens einmal pro Kado übers Holofon bei Ydene meldete, drehte sie durch. Und die Gespräche waren immer dieselben, ermüdender als ein Eisenmann-Wettkampf, langweiliger als eine Mittwinter-Zeremonie. „Kannst du dich an die Komigambia-Vorführung der Rosa-Würstchen-Schule erinnern, Anljie, die wir vor kurzem besucht haben? Da gab es eine Passage, ich glaube, von Efkawec Hter, dem neunhändigen Tsaycner. Eine ganz dünne, ausgemergelte männliche Flugratte trug eine ganz fette weibliche auf ihren Schultern durch die Luft. Und die Fette sagte: „Du wirst mir noch einmal dankbar gewesen sein!"
    Er lachte, amüsiert und bitter. „SO ungefähr ist das mit meiner Mutter und mir." Ruben setzte sich auf, stupste Anljies schimmernde Hörner spielerisch mit den seinen an. „Aber ich muss trotzdem, so leid mir Ydene tut, meinen Weg ge hen."
    Wie immer, wenn er über dieses Thema nachdachte, erschien das brennende Abbild des Fanals von Kohagen-Pasmereix vor seinem geistigen Auge. „Und ich lasse mich sicher nicht ablen ken durch kurze Ausflüge auf andere Welten, zu Leuten, die vielleicht ein bißchen anders aussehen, doch alle das gleiche Do'Esanom sprechen, im wesentli chen nach den gleichen Gesetzen leben und mit denselben Rathischen Sons bezahlen. Wir haben es im xenojuridischen Seminar ausgiebig erörtert, weißt du noch? Wie mich der Dozent fast aus der Hörhalle geworfen hätte wegen meiner unbequemen Fragen?"
    Er stellte beide Augen parallel und strahlte seine Freundin an. „Ja, ich will hinaus, Anljie, aber viel weiter, hinaus aus dem ganzen Land Dommrath. Doch das geht nicht durch ein Portal, verstehst du? Sondern nur in... in einem... Raumschiff."
    Anljie musterte ihn, als er wäre er ein besonders übel verunglücktes Versuchstier, und drehte sich, irritiert und von plötzlicher Unruhe erfaßt, zur anderen Seite. „Ich will fliegen", sagte er eindring lich, „aus der Kraft meines eigenen Schöpfergeistes fliegen, wie damals mein Königsdrache. Fliegen in den Himmel, zu den Sternen."
    Im Stiegenhaus waren schlurfende Schritte zu hören. „Wer ist eigentlich mit Frühstückmachen dran, du oder ich?" fragte Anljie. Sie schüttelte den Kopf, wie um einen Traum zu verscheuchen, streckte sich und gähnte. „Ich", antwortete Ruben.
    Wovon hatten sie gerade geredet? Da war doch was...? Egal. Er erhob sich, setzte Wasser und Süßholzspäne für den Wachtrunk auf, reinigte seine Zähne, polierte die Hörner. Als er die Kanne zuschraubte und die Küche nach sauberen Tassen absuchte entdeckte er eine Schreibfolie die unter der Tür durchgeschoben worden war. Erstaunt bückte er sich und hob sie auf. „Ich möchte dich sprechen, Wunder knabe", stand darauf in krakeliger Schrift und: „Komm zur Mittagszeit ins Kleine Gewächshaus!"
    Als Absender war gekritzelt, kaum leserlich: „Elonkun".
    Dritte Lektion: Unter der Oberfläche Mein linker Fuß verschwand scheinbar bis zum Knie im Leib des Attentäters, berührte seinen wirklichen Körper und lenkte ihn so weit ab, dass seine Hörner nur mein Gewand aufschlitzten.
    Aufheulend stürzte er über mich hinweg. Die massige Gestalt drehte sich in der Luft, spielerisch leicht wie ein Buddo-Tänzer, und schien problemlos auf den Beinen zu landen, doch zugleich hörte ich einen dumpfen Aufprall und einen unterdrückten Laut des Schmerzes.
    Ein verrückter Gedanke schoß mir durch den Kopf: Auf eine seltsame Weise waren wir einander verwandt. Beide gaukelten wir mehr vor, als wir waren, beide stellten wir ein Idealbild dar, das jedoch keiner von uns zur Gänze ausfüllen konnte.
    Idole sind immer auch Trugbilder...
     
    *
     
    „Dein Königsdrache war eine hübsche Arbeit." Der Oberste Lehrer, der für mehr als vier Dommzehnte auch die Stelle des Dominanten Forschers bekleidet hatte, besaß immer noch dieselbe unvergleichlich charismatische Ausstrahlung wie auf den Abbildungen in den Seiten der Positronischen Magazine, die Ruben so oft ehrfurchtsvoll durchgemustert hatte.
    Doch ging er stark gebückt und zog ein Bein beim Gehen nach, wirkte krank, steinalt. Und ungepflegt: Die Hörner waren wohl seit Ewigkeiten nicht mehr gewachst worden. Dabei konnte Vismar, wenn seine Biographie stimmte, kaum älter als 185 Domm sein...
    Als hätte er Rubens Gedanken gelesen, erläuterte er mit einem beiläufigsarkastischen Läppchenschwenken: „Die Folgen allzu mutiger Selbstversuche. Ich lasse sie trotz oder wegen der Schmerzen nicht von den Patamedikern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher