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2052 - Verkünder des Imperators

Titel: 2052 - Verkünder des Imperators
Autoren: Unbekannt
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Ein Lachen, spitz und hart, belehrte ihn, daß er sich irrte.
    Wissen floß in sein Bewußtsein, und er begriff, daß Morkhero klein und unfertig war im Vergleich mit seinem Meister Wrehemo Seelenquell. Der hauptsächliche Unterschied zwischen den beiden bestand darin, daß Morkhero noch in seinem alten Körper existierte, während Wrehemo die Transformation vollzogen hatte. Er war nicht mehr der Meister und Hüter des Technologischen Speichers in der Sternenkammer.
    Er war jetzt SEELENQUELL, der sich alles nahm, ohne zu fragen. Der tötete, ohne Rechenschaft abzulegen. Und eines Tages würde er Leben erschaffen. Sobald er stark genug war.
    SEELENQUELL, der den Platz von ES einnahm.
    Unter den Eindrücken des in ihn strömenden Wissens vermochte Cistolo Khan sich nicht zu rühren. Erst nach einer Weile merkte er, daß die Paralyse von ihm gewichen war. Er erhob sich und ging mit steifen Schritten hinüber zur Sitzecke, wo „Hand Tifflor" auf ihn wartete.
     
    3.
     
    Der Verlierer
     
    Ein greller Blitz durchzuckte sein Inneres und ließ ihn emporschrecken. Er kämpfte mit dem Gleichgewicht und erlebte den haltlosen, ungebremsten Fall in die Tiefe eines konturlosen Abgrunds. Mühsam kämpfte sein Bewußtsein um die Kontrolle des Körpers.
    Erste Sinneseindrücke verwirrten ihn. Das Gefühl des Sturzes in endlose Tiefen des Alls ließ nach und verschwand schließlich ganz. Dafür kroch Kälte in seinen Körper, von dem er nicht einmal wußte, ob er ihn tatsächlich noch besaß.
    Eine Weile ertrug er die Auskühlung mit stoischer Ruhe. Er sammelte seine Gedanken und konzentrierte sich auf den entscheidenden Augenblick.
    Ich erwache!
    Die Kälte trieb ihn von der harten Unterlage hoch. Er bewegte die neun Finger einer jeden Hand und tastete über das Eis.
    Ich erwache und öffne die Augen. Jetzt!
    Es gelang ihm, die Umgebung zu erkennen. Er lag auf dem Belag des Raumhafens, vermutlich an der Stelle, wo er heruntergefallen war. In diesem Augenblick erinnerte er sich.
    Du hast den Kampf verloren, Morkhero. Dein alter Meister Wrehemo hat dich besiegt.
    Du befandest dich auf dem mühsamen Weg zu einer höheren Wesenheit. Die Galaxis Milchstraße lag wie ein reiches Durrahfeld vor dir. Du hättest nur noch ernten müssen. Aber du hast einen großen Fehler begangen.
    Ein weiterer Gedanke durchzuckte ihn. Ungläubig wanderte sein Blick über den leeren Raumhafen. Dämmerlicht herrschte, ohne daß zu erkennen war, ob es sich um die Morgen- oder die Abenddämmerung handelte.
    Er hat dich am Leben gelassen und damit zum Ausdruck gebracht, daß du kein ernstzunehmender Gegner für ihn bist. „Silberner, wo steckst du?" Krächzend drang die Frage aus dem schmallippigen Mund.
    Endlich gelang es Morkhero, Arme und Beine anzuwinkeln und den Körper ein Stück zu drehen. Die Schleuse des halbkugelförmigen Schiffes, mit dem Wrehemo gekommen war, mußte ganz in der Nähe sein.
    Er fand sie nicht. Das Schiff war weg. Von dem Silberträger fehlte jede Spur. Auch die ORDEO MYN war nicht mehr da, sein Fahrzeug. Es hatte längst ihm gehört, nicht Wrehemo. Der hatte es in seinem langen Leben nur ganz selten benutzt.
    Jetzt hatte die Vergangenheit den jungen Seelenquell eingeholt und ihm in krasser Deutlichkeit vor Augen geführt, welchen Fehler er begangen hatte. Er hatte darauf verzichtet, noch einmal in den Unterschlupf zurückzukehren und seinem Meister den Gürtel zu stehlen.
    Ebenso hätte er die Materiewippe Ruhar mitnehmen oder zumindest unbrauchbar machen müssen.
    Aus Angst hatte er sich mit dem Anzug der Phantome und der ORDEO MYN begnügt und war geflohen. Dieser Fehler hatte über sein Schicksal entschieden.
    Zögernd blickte Morkhero an sich hinab. Er war nackt und fror erbärmlich. Jemand hatte ihm die ockerfarbene Kleidung vom Leib gerissen; sie lag im Umkreis verstreut.
    Der Anzug der Phantome fehlte. Wrehemo hatte ihn an sich genommen. Wenigstens war ihm das Schutzfeld Necrem geblieben, das ihn noch immer einhüllte. Das Schutzfeld strahlte minimale Wärme aus und schützte ihn gegen Angriffe.
    Morkhero Seelenquell ging in die Hocke und starrte hinüber zum verlöschenden Glanz des Kristallpalasts, der die Landschaft überragte und von der Pracht Arkons kündete. Das Restlicht regte die filigranen Strukturen zu rätselhaftem Glitzern in allen Regenbogenfarben an und nahm permanent ab.
    Es war also Abenddämmerung. Die Nacht stand bevor, und niemand war da, der sie mit ihm teilte. Morkhero stieß ein Röcheln aus. Er legte
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