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2049 - Morkheros Galaxis

Titel: 2049 - Morkheros Galaxis
Autoren: Unbekannt
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Speichers enthielt furchtbare Waffen, die mit der hochstehenden Ethik der Ritter von Dommrath nicht im Einklang standen. Solange Wrehemo den Technologischen Speicher hütete, hatte niemand außer ihm diese Waffen auch nur angeblickt. Eine andere Sektion stellte Kunstgegenstände aus, Geschenke und Tauschobjekte, deren Hersteller so fremdartig sein mussten wie die abseitigste Phantasie.
    Wrehemo versuchte sich vorzustellen, wie all das nach seinem Tod verfiel. Der Gedanke war ihm unerträglich. Abertausende Servicerobs verrichteten ihren Dienst im Speicher, fleißig wie Insekten, die meisten auch so unsichtbar - aber sie konnten niemals einen Seelenquell ersetzen. Es war seine Pflicht, für einen Nachfolger zu sorgen, so, wie auch er von seinem Vorgänger einst in die Aufgaben eines Hüters eingeführt worden war. Für einen Nachfolger zu sorgen barg jedoch unüberschaubare Konsequenzen.
    Wrehemo ahnte, dass sein Leben sich von dem Tag an radikal verändern würde, denn von da an wäre er nicht länger allein. Dass er eine Gesellschaft über längere Zeit ertragen konnte, daran zweifelte Wrehemo. Er durfte sich jedoch der Konsequenz nicht verschließen, er war älter als tausendneunhundert Jahre. Noch verrichtete er in akzeptabler Verfassung seinen Dienst. Aber Gesundheit währte nicht ewig. Wrehemo zögerte, ein Jahr lang, ein zweites und ein drittes. Er machte sich klar, dass er vor den Rittern eine Verantwortung trug. Nicht er war wichtig, sondern die Schätze des Technologischen Speichers. Eines Tages, vielleicht morgen schon, würden die Ritter sich der abgelegten Gerätschaften bedienen wollen; an diesem Tag wollte Wrehemo aufstehen und erhobenen Hauptes verkünden, der Speicher sei bereit. Wenn es erst nach seinem Tod geschah, so wollte er immerhin einen Anteil daran. Und sei es, indem er seinen Nachfolger persönlich in die Geheimnisse des Speichers initiierte. „Servo!" sprach er laut.
    Die allgegenwärtige, hinterhältig klingende Stimme antwortete ihm: „Ich höre, Wrehemo. Wie kann ich dir zu Diensten sein?"
    „In den zurückliegenden Jahren habe ich intensiv nachgedacht; du wirst dies vielleicht bemerkt haben. Jetzt ist es soweit, mein Entschluss ist gefasst.
    Ich werde die Station auf unbestimmte Zeit verlassen. Es ist notwendig, einen jungen Hüter auszubilden." Die Antwort des Servohirns erfolgte ungewöhnlich prompt. „Gut, dass du die Entscheidung endlich triffst, Hüter. Du hast schon zu lange gewartet."
    „Steht dieses Urteil einem Servorechner zu?" wies er das Gehirn zurecht. „Ich wollte keinen Kommentar, ich wollte dich lediglich in Kenntnis setzen."
    „Wie lange wirst du fort sein?" fragte die Stimme - im selben tadelnden Tonfall wie zuvor. „Ich kann noch nicht sagen, wann ich zurückkehre." Wrehemo Seelenquell verließ auf dem Rücken seines Silberträgers den Aufenthaltsraum, schweigend, er legte durch einen Antigravschacht den Weg bis in das erste Deck zurück und versuchte die Worte des Servos zu vergessen. Das erste Deck war unfassbare tausendfünfhundert Meter hoch, bei einem quadratischen Kantenmaß von tausendachthundert Metern. Es handelte sich um einen Raumschiffshangar. In seiner Phantasie spielte sich an diesem Ort der regeste Verkehr ab. Ritterschiffe landeten und starteten im Stundentakt, Waren für den Speicher wurden ent- und umgeladen und mittendrin er, der Hüter des Technologischen Speichers der Ritter von Dommrath.
    In Wahrheit stand in dem Hangar nur ein einziges Raumfahrzeug: das kleine Kurierschiff ORDEO MYN. Wrehemo durfte Über die ORDEO MYN verfügen, auch wenn er es in all den Jahren so gut wie nie getan hatte. Was immer Wrehemo im Land Dommrath anstellte, er musste stets sichergehen, dass kein anderes Wesen Ankunft und Abflug der ORDEO MYN beobachten konnte.
    Raumfahrt war allgemein verboten im Land, ein Privileg der Ritter und ihrer Helfer - zu denen auf seine Weise auch Wrehemo zählte. Ein Laufband trug ihn bis an den gegenüberliegenden, entferntesten Winkel des Hangars. Wrehemo musterte die brachliegende Einrichtung des Hangars. Hätte er einmal in seinem Leben nur den Betrieb mit angesehen; nun musste er vielleicht sterben, ohne jemals ein Ritterschiff erblickt zu haben. Die ORDEO MYN war ein kugelförmiges Gebilde von 180 Metern Durchmesser, die bronzefarbene Außenhaut von Hunderten von Aufbauten übersät. Insgesamt entstand ein sporenartiges, zerklüftetes Außenbild. Die eigentliche Kugel brachte es auf nicht mehr als 138 Meter Durchmesser. Der
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