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Leidenschaft in den Highlands

Leidenschaft in den Highlands

Titel: Leidenschaft in den Highlands
Autoren: Kerstin Dirks
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P ROLOG
    W orauf hatte sich Avery MacBaine bloß eingelassen? Sie stand am Ufer des Sees und beobachtete ihre jüngeren Schwestern Anola und Ann, die im kühlen Nass badeten. Sie spritzten sich gegenseitig nass und kicherten dabei vergnügt wie kleine Mädchen, denen man die Fußsohlen kitzelte. Avery betrachtete die zierlichen Frauenkörper, die bis zu den Hüften aus dem Wasser ragten, und blickte dann ein wenig unzufrieden an sich hinunter.
    Anola war erst 17 Jahre alt, doch eine Schönheit, wie man sie in dieser Gegend selten sah. Ihre Figur war sinnlich, die Taille schlank, und die Brüste waren so wohlgeformt wie zwei saftige Äpfel. Sie besaß ein feines Gesicht, das noch immer kindliche Züge aufwies, und die strahlendsten Augen, die Avery je gesehen hatte. Kein Wunder, dass Anola die Blicke der Männer auf sich zog!
    Ann sah mit ihrer auffällig blassen Haut und natürlichen Eleganz wie eine Edelfrau aus. Ihr Hals war schwanengleich, und sie trug ihr Haupt stets aufrecht und erhaben.
    Die Männer ihres Clans schwärmten regelrecht für die beiden Frauen. Sie lächelten ihnen zu, wann immer sie ihnen begegneten, und machten ihnen nicht selten großzügige Geschenke.
    Näher an sie heran wagten sie sich jedoch nicht. Und das lag nicht nur daran, dass es sich um die Töchter des Chiefs handelte.
    »Avery passt auf ihre Schwestern auf wie ein Wachhund«, hieß es. Sie seufzte, denn es ärgerte sie, dass man in ihr nie mehr als eine Anstandsdame sah.
    Wenigstens ein Mal wollte auch sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, nicht vom schimmernden Glanz der beiden jungen Frauen überstrahlt werden. Ob das je geschehen würde?
    Resigniert grub Avery die Spitze ihres Schuhs in den feuchten Sand, während Ann und Anola langsam zum Ufer zurückschwammen. Das Wasser schimmerte rot im Licht der Sommersonne, und eine kühle Brise trieb die Wellen ans Ufer. Es war immer noch hell an diesem Abend.
    Anola spritzte Ann ein letztes Mal nass und lachte. Ann schien das nicht zu gefallen. Sie verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf.
    Aye, sie und ihre Schwestern waren völlig unterschiedlich – nicht nur, was ihre Erscheinung betraf.
    Anola, das Nesthäkchen, galt als kleiner Dickschädel. Sie rühmte diesen Umstand gern mit den Worten: »Selbstverständlich bin ich stur. Das gehört sich für eine Schottin.« Ann sagte man nach, sie sei die Vernünftigste und Besonnenste unter ihnen. Es mangelte ihr weder anErfahrung wie Anola, noch war sie ein Heißsporn wie sie selbst.
    Avery wusste, wie sie sich Gehör verschaffte: notfalls auch, indem sie mit der Faust auf den Tisch schlug. Ein Verhalten, das bei einer Frau beileibe nicht gern gesehen wurde. Als Tochter des Chiefs, die noch dazu von ihm persönlich im Schwertkampf ausgebildet wurde, genoss sie allerdings einige Privilegien.
    Die Männer brachten ihr Respekt entgegen. Sie behandelten sie wie eine von ihnen, was jedoch zwangsläufig zur Folge hatte, dass die Frau in ihr von den meisten Kriegern übersehen wurde. Nicht weil es ihr an der Körpergröße mangelte, ganz im Gegenteil. Wie leicht konnte sie einen Mann mittlerer Größe verunsichern, nur weil sie ihm in die Augen sah, ohne sich dabei auf die Zehenspitzen stellen zu müssen! Es lag vielmehr an ihrer kräftigen Statur, den herben Zügen und den krausen rotgoldenen Locken, die stets zerzaust aussahen. Es gelang Avery einfach nicht, sie zu bändigen, und deshalb band sie ihre Haare stets zu einem Zopf. Das war bequemer, als sie unter einem Tuch zu tragen, wie es die anderen Frauen taten. Auch gab sie ihrem Plaid jedem Kleid, und sei es noch so edel, den Vorzug.
    »Vielen Dank, dass du Wache gehalten hast, Ave. Aber jetzt bist du dran.« Anns Worte holten Avery jäh in die Wirklichkeit zurück. Die mittlere Schwester griff nach einem ordentlich zusammengelegten Tuch, das im Gras für sie bereitlag, und schlang es um ihren nasskalten Körper.
    Avery wusste nicht recht, was Ann meinte, und mussteihre Schwestern wohl sehr ratlos angesehen haben, denn die lachten plötzlich erneut los.
    »Ab ins Wasser mit dir. Dein Training heute Nachmittag war doch sehr anstrengend. Du hast es bitter nötig«, sagte Anola auch prompt und hielt sich die Nase zu, um anzudeuten, wie nötig Avery ein ausgiebiges Bad ihrer Ansicht nach hatte. Dann schnappte sie sich das Tuch von Ann, die heftig protestierte, und trocknete sich ab. Anschließend schüttelte sie ihr Haar wie ein Hündchen, das in den Regen gekommen war, seinen Pelz, so
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