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2049 - Morkheros Galaxis

Titel: 2049 - Morkheros Galaxis
Autoren: Unbekannt
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aus Metall über einem Ohr. Mit einem Klingelsignal trat er in das Lenkerhaus. Vor einem technischen Leitstand erwartete ein hinfällig wirkender Seelenquell den Besucher. Der Lenker musste schon sehr alt sein, seine Haut wies dieselben Fehlfarben auf wie Wrehemos Haut. Die Beine des Lenkers waren eng um die Brust eines gedrungenen, entfernt humanoiden Trägers geschlungen.
    Der Schädel des Lenkers, der auf drei schlauchförmigen Hälsen ruhte, war eiförmig und kahl wie Wrehemos Kopf. Er trug jedoch statt des linken Ohrs dieselbe goldene Metallkappe wie die meisten anderen. Unter der hohen Stirn des Lenkers strahlten die Schartenaugen in einem kalten gelben Licht. „Mein Name ist Berokim", hörte Wrehemo seinen Artgenossen sprechen, „ich bin der Lenker des Karriolenden Clans der Seelenquell. Ich habe sehr viel zu tun, und ich kenne dich nicht. Also warum bist du hier, Fremder?" Der Blick des Seelenquell saugte sich an Wrehemos Stirn fest.
    Berokims Blick untersuchte jede Linie des fünfstrahligen Spinnennetzes, das in Wrehemos verfärbte Haut eintätowiert war. Der Lenker hatte eine solche Tätowierung zweifellos nicht oft zu Gesicht bekommen. „Ich bitte für eine Weile um die Gastfreundschaft des Karriolenden Clans. Einige Tage oder Wochen."
    „Du stehst im Dienst der Ritter?" fragte der Lenker in einem lauernden Ton. Wrehemo fand, dass die Frage überflüssig war angesichts der Tätowierung, und er gab keine Antwort. „Wie lautet dein Name?"
    „Ich heiße Wrehemo."
    Eine Weile starrten die zwei einander wortlos an. „Ich glaube, dass ich von dir gehört habe. Dieser Name, Wrehemo ... völlig außer Mode. Heute heißen Kinder nicht mehr so. - Du hast den Karriolenden Clan von mehr als tausend Jahren verlassen, nicht wahr? Habe ich Recht? Damals hieß es, du würdest eines Tages der neue Lenker des Clans werden. Und dann warst du fort."
    „Das ist richtig", bestätigte Wrehemo. „Ich habe nicht erwartet, dass man sich an mich erinnern würde." Berokim wandte sich plötzlich von seinem Besucher ab, als ein Klingelsignal ertönte. Positronisch gesteuerte Monitoren flammten auf, ins Blickfeld geriet eine Stahlschildquappe, die sich nicht zu einer Marktstätte entklappen ließ. Berokim erteilte über ein Mikrofon Befehle an verschiedene Seelenquell-Techniker, in einem seltsam abwesend klingenden Tonfall, dann wandte er sich wieder Wrehemo zu. „Was hat du in all der Zeit getan?"
    „Ich kann es dir nicht sagen, Berokim."
    „Nun gut, ich nehme an, du willst die Stätten deiner Jugend wiedersehen ...", ,'vermutete der Lenker. „Du bist uns natürlich willkommen. Nach so langen Jahren wird es ein sonderbares Gefühl sein."
    „Ich bin mitnichten aus Gründen der Nostalgie hier", korrigierte Wrehemo den Lenker. „Sondern?" wollte sein Gegenüber misstrauisch wissen. Wrehemo sagte nichts. In den gelben Schartenaugen des Lenkers glomm ein Ausdruck von Verständnis und Überraschung auf. „Du stehst im Dienst der Ritter", sprach der andere seine Vermutung aus, „und du bist sehr alt, Wrehemo. Du hast mir nicht verraten, welche Aufgabe du für die Ritter erfüllst. Aber kann es sein, dass du einen Nachfolger suchst?"
    „Ja."
    „Ich bin damit nicht einverstanden!" entgegnete der Lenker heftig. „Die jungen Seelenquell sollen bei dem Clan bleiben. Wir haben sie ausgebildet.
    Sie gehören uns."
    „Berokim ...", versuchte Wrehemo sanft zu sprechen, „Dommrath ist das Land der Ritter. Du weißt, dass du es dir nicht aussuchen kannst."
    Wrehemo wählte einen Platz oberhalb des Marktes, im höchsten Stockwerk einer entklappten Stahlschildquappe, von wo er das Treiben überblickte.
    Er empfand keinerlei Interesse am Markt. Vom prächtigen Blendwerk des Karriolenden Clans durfte er sich nicht beeinflussen lassen.
    Stattdessen saugte er den Anblick der Seelenquell in sich ein. In den Mußestunden nach Marktschluss, wenn die Aseddos und die naiven Caranesen verschwunden waren, wenn die Gluthitze des Tages verging, strömten sie wie scheues Wild aus den Stahlschildquappen ins Freie. Wrehemo mischte sich unter das Volk, am dritten Tag schon unbeachtet. Dämmerung war die Zeit der Seelenquell. Auf dem Platz vor dem verlassenen Markt kamen sie zusammen, es waren insgesamt mehr als dreitausend. Feuer wurden entzündet, Räucherstäbe abgebrannt, seltsame Musiken aus den Randweltclustern des Landes Dommrath legten eine exotische Atmosphäre über das Lager. Die Flugreptilien von Asedd stießen neugierig auf die Lichter
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