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2041 - Absolute Finsternis

Titel: 2041 - Absolute Finsternis
Autoren: Unbekannt
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weit komfortabler war als hier. Auf Terra war die Luft eben atembar. Minuten später stand sie zwischen kahlen Felsen inmitten naturbelassener urwüchsiger Schroffheit. Ein Dutzend zerfetzter Büsche und Bäume verwies auf die Gewalten, die in der Nacht getobt hatten. Niemand würde in dieser Gegend zufällig auf die Beobachtungsstation stoßen. Es gab nicht einmal einen Trampelpfad, der heraufführte. Außerdem war das Bauwerk gegen die Ausspähung durch Mutanten abgesichert.
    Tief sog die Agentin die Gebirgsluft ein. Etwa fünfzig Meter über ihr kragte eine Felsnase aus, von der aus der Blick tiefer in das abgelegene Seitental reichte. Aduni Fuzait benötigte nur wenige Minuten, um das schmale Plateau zu erreichen.
    Kilometerweit entfernt, im gleißenden Mittagslicht nicht weniger hässlich als sonst auch, lag Para-City im Tal. Die Stadt der jungen Monochrom-Mutanten war eigentlich eine Barackensiedlung: im Schnellverfahren zusammengesetzte Kastenelemente, doppelstöckige Wohncontainer, lieb- und einfallslos in konzentrischen Kreisen aufgestellt.
    Milchiggrau wölbte sich die Kuppel des Prallschirms über der Stadt in den Himmel. Die Energiewand bildete eine optische Grenze - kaum mehr.
    Weder schirmte sie die Mutanten von der Außenwelt ab -längst nicht so wirkungsvoll wie die verfluchte Einsamkeit -, noch hinderte sie die jungen Psi-Talente daran, aus ihrer selbstgewählten Isolation auszubrechen. ,Nachdenklich fuhr Aduni mit der Hand durchs Haar. Erst als das PsIso-Netz verrutschte, erinnerte sie sich an das feine Gespinst, das gegen Mutantenfähigkeiten, insbesondere telepathische Ausspähung, isolierte.
    Seit Wochen beobachtete sie Para-City aus der Distanz, um jede Veränderung an die Solare Residenz weiterzumelden. Doch bislang hatte sie erst ein einziges Mal wirklich Anlass gehabt, Terrania zu informieren. Am 8. November war ein Raumschiff neben dem Prallfeld gelandet, halbkugelförmig und zweihundert Meter durchmessend. Ein Ara war zu den Mutanten gegangen, seither stand das Raumschiff - die ZENTRIFUGE - neben der Kuppel, als gehöre es fest dazu.
    Seitdem beherrschte wieder Monotonie das Bild. Lediglich die Versorgungscontainer aus La Paz, rund 150 Kilometer nordöstlich, wurden von Automat-Transportern täglich zur gleichen Zeit vor der Strukturschleuse abgesetzt. Danach wurden leere Container abtransportiert - inzwischen ein Ritual unübertroffener Pünktlichkeit.
    Nur noch Weihnachten absitzen! schoss es der Agentin durch den Sinn, und ein säuerliches Lächeln umfloss ihre Mundwinkel.
    N ach den Feiertagen würde ihre Ablösung eintreffen. Sie wusste noch nicht, wer, andererseits war das völlig egal. Zwei Wochen Urlaub lagen vor ihr: weitläufiger Strand, Meer und Palmen, vielleicht sogar üppiger Urwald. Auf keinen Fall Hochgebirge.
    Man schrieb den 21. Dezember 1303 NGZ, Sommer in den Anden und nicht gerade die Zeit für weihnachtliche Gedanken. Zwei dunkle Punkte über der Prallfeldkuppel weckten ihr Interesse. Für einen Augenblick argwöhnte sie näher kommende Gleitfahrzeuge, doch die Punkte schienen sich langsam in die Höhe zu schrauben, als würden sie von der Thermik getragen.
    Von Anfang an hatte die TLD-Agentin darauf verzichtet, die Stadt der Monochrom-Mutanten über eine Feldlinsenoptik zu beobachten, obwohl der minimale Energieaufwand schon in hundert Metern Distanz nicht mehr anzumessen gewesen wäre. Das antiquierte Fernglas zu benutzen, dessen speziell geschliffene Kristalle eine unglaubliche Vergrößerung erlaubten, war ein Faible von ihr.
    Die fernen Schemen sprangen Aduni entgegen.
    Zwei gewaltige Vögel kreisten über der Stadt. Aduni Fuzait konnte jede einzelne Feder erkennen. Mit den nackten Kehllappen, den lockeren Hautfalten um die Augen und einem scharf gebogenen Schnabel schien beiden Tieren ein Hauch von Bösartigkeit anzuhaften. Aber vielleicht erweckte nur ihre Spannweite von, fast drei Metern diesen Eindruck.
    Scheinbar schwerelos schwebten sie über der Prallfeldkuppel, majestätisch die Außenfahnen der Schwingen wie Finger in die Höhe gespreizt: Andenkondore, die größten Raubvögel der Erde, die im Aufwind mühelos bis zu sechs Kilometer hoch aufsteigen konnten. Irgendwann nach dem Sturz Terras durch den Schlund im Mahlstrom der Sterne waren diese Giganten ausgestorben. Erst kurz vor der letzten Jahrhundertwende hatte man sie im Rahmen eines großangelegten genetischen Revival-Programme mit ehrgeizigen Zielen wieder ins Leben gerufen. Zwölf Tierarten standen
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