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2041 - Absolute Finsternis

Titel: 2041 - Absolute Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auf der Liste der Neuansiedlung, seltsamerweise überwiegend Raubtiere.
    Aduni Fuzait stieg über Büschel stacheliger Ichu-Gräser hinweg, die zwischen dem Gestein wucherten. Ein ferner Vogel schrei zerriss die Stille in dreieinhalbtausend Metern Höhe. Aduni hielt inne. Die schneebedeckten Gipfel der nahen Westkordilleren gleißten im Sonnenschein.
    Beide Andenkondore stießen in die Tiefe. Erst dicht über der Prallfeldkuppel drehten ihre mattschwarzen Leiber, gewannen flügelschlagend und zeitlupenhaft wieder an Höhe. Es schien, als wären die Tiere jäh aufgeschreckt worden - von etwas, das die Agentin von ihrer Position aus nicht erkennen konnte.
    Unwillkürlich kniff Aduni Fuzait die Brauen zusammen, die Hand mit dem Fernglas verharrte halb erhoben...
    Von einer Sekunde zur anderen hatte sich die milchig graue Farbe des Prallschirms verändert. Die Kuppel über der Mutantenstadt schimmerte in diesem Moment in einem strahlenden, halb transparenten, kalten Blau. Aduni stand da wie erstarrt. Obwohl die Veränderung eindeutig war, wollte sie nicht glauben, was sie sah. Ein undurchdringlicher Paratronschirm spannte sich über Mol' Jueglo oder, wie andere sagten, Para-City.
    Niemand hatte es angekündigt. In der momentan ruhigen Situation war sie ohnehin unverständlich. Aber gerade deshalb empfand Aduni die Aktivierung eines Paratrons als Schock. Ihres Wissens existierte keine Absprache mit den zuständigen Regierungsstellen; sie selbst hätte das zuerst erfahren müssen.
    Alle Gedanken an ihre Ablösung waren schlagartig wie weggewischt. Sie musste unverzüglich Meldung erstatten.
    Erneut ließ heiseres Krächzen Aduni aufschauen. Der Flug beider Kondore wirkte nicht mehr majestätisch und leicht, sie schlugen mit den Schwingen, als hätten sie Mühe, sich in der Luft zu halten. Und ihre Schreie, die der Wind herübertrug, hatten etwas Klägliches an sich.
    Irritierte der Paratronschirm die Tiere? Aduni wusste es nicht, sie hielt nur erneut während ihres hastigen Abstiegs zur Station inne, als der größere der Vögel jäh die Schwingen anlegte und wie ein Stein in die Tiefe fiel.
    Sekunden später durchstieß der Kondor die Gradientkomponente des Schirmes, die ähnlich einem Prallfeld verhinderte, Dass Gasmoleküle und Partikel der umgebenden Lufthülle permanent in den Hyperraum abgestrahlt wurden. Dieser Abstrahleffekt, die eigentliche Schutzwirkung des Paratrons, trat erst ab einer deutlich höheren Belastungsgrenze ein.
    Für die Beobachterin gab es keinen sichtbaren Unterschied. Im Moment de, Schirmfeldberührung wurde der Kondor durch einen kaum wahrnehmbaren Kontinuum-Strukturriss in den Hyperraum versetzt. Das Ganze war ein Vorgang von Sekundenbruchteilen.
    Der zweite große Vogel strich mit schwerfälligem Flügelschlag dicht über den Schirm hinweg und gewann langsam wieder an Höhe. Was immer die Tiere erschreckt haben mochte, ob die besondere Frequenz der Hyperstrahlung oder deren jäher Wechsel, Aduni Fuzait achtete nicht länger darauf.
    Sie rutschte inmitten von lockerem Geröll abwärts. Der in den Handrücken implantierte Kode-Chip öffnete ihr schon aus der Distanz den Zugang zur Station.
     
    2.
     
    Auch im 14. Jahrhundert Neuer Galaktischer Zeitrechnung gab es auf der Erde Regionen, die von der lärmenden Hektik der Zivilisation verschont blieben, über die zwar hin und wieder Gleiter ihre Bahn zogen, die aber unwirtlich oder einfach uninteressant für eine Besiedelung waren. Zu diesen Regionen gehörten die Anden, die längste zusammenhängende Gebirgskette des Planeten als nach wie vor geologisch junge Landschaft.
    Siebeneinhalbtausend Kilometer Fels erstreckten sich entlang dem Westrand von Südamerika die Hochebene des Altiplano war nur ein kleiner Ausschnitt im Bereich der einstigen Länder Peru und Bolivien. Der Südwind, der vom Poopósee heraufwehte, brachte den Geruch der Salzpfannen mit, heute intensiver als für gewöhnlich. Ein feiner Hauch aus Salzkristallen überzog den ausgemergelten Boden der Hochebene.
    Vergeblich rümpfte Gucky die Nase. Bebend entblößte der Mausbiber seinen einzigen Zahn, dann platzte er laut niesend heraus. „Gesundheit", wünschte Reginald Bull grinsend. Über zehn Kilometer entfernt, vor dem Hintergrund der Schnee bedeckten Berge und der beachtlichen Ausdehnung wegen mit bloßem Auge noch gut zu erkennen, wölbte sich eine blau schimmernde Kuppel in den frühen Nachmittag. „Diese eigenmächtige Abschottung gefällt mir nicht", sagte Perry Rhodan.

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