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203 - Die Wüstenfalle

203 - Die Wüstenfalle

Titel: 203 - Die Wüstenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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jetzt sofort Ruhe, Daa’tan!«, fuhr Aruula ihren Sohn an, und sie wunderte sich selbst über diese scharfe Äußerung mütterlicher Autorität. »Ich rede mit ihnen, ist das klar?«
    Völlig verblüfft starrte Daa’tan sie an. »Aber…«
    »Kein ›aber‹! Wir dürfen Victorius nicht gefährden! Und das Schiff genauso wenig. Also versuche ich jetzt zu verhandeln, und du, mein Sohn, hältst dich zurück!« Grao’sil’aana nickte bekräftigend.
    Aruula fühlte sich besser plötzlich. Sie überholte ihren Sohn und den Daa’muren, bremste beide ein wenig ab und näherte sich den Angreifern langsamer. Das kurzstielige Beil hievte sie auf die Schulter. Inzwischen drangen auch andere Wüstenkrieger in die Oase ein.
    Etwa zehn Schritte vor den dreien, die Victorius überfallen hatten, blieb Aruula stehen. »Lasst ihn los!« Sie deutete auf den schwarzen Prinzen, ließ das Beil aber auf der Schulter. Der Säbelkrieger über Victorius zog seine Klingenspitze um zwei Fingerbreiten weg, gab seine Drohgebärde ansonsten aber nicht auf. »Weg von ihm und dem Schiff!« Aruula gestikulierte energisch.
    Die bärtigen Wüstenkrieger starrten sie an wie eine Erscheinung. Jeden Quadratzentimeter ihrer nackten Haut durchwanderten ihre Blicke. Sie schluckten und bekamen kein Wort über die Lippen.
    Etwa ein Dutzend andere hatten Aruula, Daa’tan und den Daa’muren inzwischen eingekreist. Zwei von ihnen hockten auf schwarzbraunen Kamshaas, die mehr von Hornplatten als von Fell bedeckt waren. Die meisten der Wüstenkrieger waren mit Säbeln jeder Größe bewaffnet, drei oder vier auch mit Kurzlanzen.
    »Mon Dieu, quelle Misere!«, jammerte Victorius. »Helfen Sie mir, Mademoiselle Aruula! Ich bitte Sie, helfen Sie mir…!«
    Einer der Säbelträger, ein weißhaariger Mann, zog sich seinen Umhang von den Schultern und warf ihn Aruula vor die Füße.
    Mit einigen Gesten bedeutete er ihr, ihre Blöße zu verhüllen. Er schnitt eine äußerst strenge Miene dabei.
    »Sag mir doch gleich, wie ich mein Haar zu scheiteln habe, Kerl«, knurrte Aruula ihn an. Er verstand natürlich kein Wort, und sie tat, als würde sie seine Gesten nicht einmal wahrnehmen. »Weg von unserem Freund!«, verlangte sie erneut und unterstrich ihre Forderungen erneut mit einer herrischen Handbewegung.
    Ein Raunen ging durch die Menge der Wüstenkrieger. An die dreißig hatten sich inzwischen versammelt. Die Männer waren ganz offensichtlich nicht gewohnt, von einer Frau Forderungen entgegenzunehmen.
    Das zu erkennen erregte Aruulas Zorn, und der Zorn vertrieb allmählich die Erschöpfung und Bedrückung, die sie seit dem Start am zerstörten Uluru so belastete. Der Zorn stachelte ihren Willen zum Widerstand an.
    »Wir können über alles reden!« Sie nahm die Axt von der Schulter und ging zu den beiden Wüstenkriegern, die sich vor dem armen Victorius und dessen potentiellem Henker aufgepflanzt hatten. Die Kerle stanken entsetzlich.
    »Vorsicht, Mutter!«, schrie Daa’tan.
    Aruula winkte ab, ohne sich umzudrehen. »Wir reden über alles, klar? Doch erst nimmst du deinen verdammten Säbel von meinem Freund weg!«
    Die Menge wurde immer unruhiger. Stimmen wurden laut, die Männer riefen durcheinander. Aruula packte die Axt und belauerte die Krieger in ihrer Umgebung. Sie merkte, dass die Männer hin und her gerissen waren zwischen Verdruss über ihren Auftritt und Angst vor dem echsenartigen Grao’sil’aana.
    Der Kamelreiter trieb sein Tier bis fast neben sie und fing an, wild gestikulierend auf die Kriegerin von den Dreizehn Inseln einzureden. Aruula hörte ihm zu. Sie beobachtete ihn genau, und natürlich wagte sie es, sich in seine Gedanken vorzutasten; so gut das eben ging in dieser angespannten Haltung.
    »Die betrachten diese Oase wohl als ihr Hoheitsgebiet«, sagte sie an Grao’sil’aanas und Daa’tans Adresse. »Wir sollen das Wasser bezahlen und verschwinden, sonst töten sie Victorius.«
    »Mon Dieu!« Victorius verdrehte die Augen. »Tun Sie bitte, was diese Männer sagen, Mademoiselle Aruula!«
    »Einverstanden, das klingt vernünftig«, schnarrte Grao’sil’aana. Und kaum hatte er die ersten Worte ausgestoßen, wichen einige der Wüstenkrieger erschrocken zurück. Aruula registrierte, dass sie zwar in der Unterzahl waren, aber eine ganze Menge Trümpfe in der Hand hatten. Einen, das Schwert Nuntimor, würden sie hoffentlich nicht einsetzen müssen.
    »Einverstanden!«, rief sie dem Kamelreiter zu. »Was wollt ihr für das Wasser?« Sie

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