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203 - Die Wüstenfalle

203 - Die Wüstenfalle

Titel: 203 - Die Wüstenfalle
Autoren: Jo Zybell
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Yassir zu. Er trug eine Sonnenbrille und eine verwaschene Armeejacke über traditioneller afghanischer Kleidung.
    Er begrüßte jeden der Brüder mit Handschlag, bevor er sich auf seinen Platz im Heck des Flugzeugs zurückzog.
    Yassir war der drittälteste Sohn des Scheichs. Seit Jahren pendelte er zwischen Afghanistan, Pakistan, Somalia und dem Zweistromland hin und her. Jeder in der Familie wusste, was er an diesen Kriegsschauplätzen zu tun hatte. Keiner in der Ulashi-Sippe sprach darüber.
    In Riad holte Achmed, der jüngste Bruder des Scheichs, sie vom Internationalen Flughafen ab. Auf dem Weg zum Parkplatz erkundigte Ali sich nach dem Gestüt der Ben Ulashis. Über jedes einzelne Pferd ließ er sich Bericht erstatten.
    »Warum hat Vater uns zusammenrufen lassen?«, wollte Muhammad wissen, als der zweite Chauffeur des Scheichs sie in einem luxuriösen Kleinbus zu einem Hotel ihres Vaters fuhr.
    »Das will er euch selbst sagen.« Achmed hielt sich bedeckt.
    »Geht es um mich?«, fragte Yassir. Es ging oft um ihn, wenn der Familienrat tagte.
    »Nein«, versicherte Achmed. »Aber habt doch einfach ein wenig Geduld.«
    »Lass mich raten, Achmed«, sagte Ali. »Vater will uns den Bunker zeigen, in dem er den Kometeneinschlag zu überleben gedenkt. Habe ich Recht?«
    Die anderen lachten, sogar Yassir. Achmed aber riss Augen und Mund auf. »Woher weißt du das?«
    ***
    Oktober 2523
    Schwer atmend ließ Daa’tan das Schwert sinken. »Und wenn das verdammte Biest nun giftig war?« Er starrte auf den zerfetzten Insektenleib. »Ich meine, wenn sein Stachel ein Gift abgesondert hat…« Seine Stimme brach. »… ich könnte sterben…« Sein erschrockener Blick suchte seine Mutter. »… ich habe Angst!«
    Grao’sil’aana legte ihm die schuppige Klaue auf die Schulter.
    »Ganz ruhig, Daa’tan. Du wärst doch längst tot, wenn diese Bestie dich vergiftet hätte.«
    »Ich habe solche Angst…« Mit einem weinerlichen Gesichtsausdruck machte er einen Schritt auf seine Mutter zu.
    »Ich habe solche Angst, dass ich sterben muss…«
    Aruula fasste seine blutverschmierte Hand, legte die Lippen an die Wunde und saugte Blut und Sekret heraus. Seine Angst steckte sie an. Sie spuckte und saugte und spuckte und saugte.
    Auf ihr Geheiß hin begann der Daa’mure dem Jungen den Arm abzubinden.
    Plötzlich straffte sich Daa’tans Körper. »Seht nur.« Er entzog seiner Mutter die verletzte Hand und deutete zwischen den Palmen hindurch zu den Sanddünen. Auf dem Dünenkamm sah man die Silhouetten menschlicher Gestalten. Ihre langen Gewänder flatterten im Wind, bei einigen auch ihr langes Haar und ihre Vollbärte. Einige stapften zu Fuß den Dünenhang herunter, andere trieben Tiere herab, die Aruula an Kamshaas ( Steppenkamele ) erinnerten. »Die kommen hierher…«, sagte Daa’tan.
    »Sie haben das Luftschiff landen sehen.« Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln sah sich um. Von allen Seiten stiegen bärtige Männern von den Dünen. Dreißig oder vierzig mochten es insgesamt sein. Die meisten waren zu Fuß unterwegs, nur ein Dutzend etwa ritt auf Kamshaas. Die gebogenen Klingen ihrer Säbel blitzten in der Sonne.
    Instinktiv griff Aruula über die Schulter – doch da hing keine Waffe auf ihrem Rücken. Ihr Langschwert lag Tausende von Kilometern entfernt unter den Trümmern des Uluru.
    »Sie haben unseren Piloten«, schnarrte Grao’sil’aana. Aruula und Daa’tan fuhren herum. Drei Säbelträger standen mit gezückten Klingen um den schwarzen Prinzen herum. Sie hatten ihn zu Boden gestoßen.
    »Wenn Sie das Schiff zerstören, sind wir erledigt!« Daa’tan hob sein Schwert. »Los, zu ihm! Wir müssen sie vom Schiff vertreiben!«
    Alle Schmerzen und die Angst schienen vergessen; der Junge wollte losstürmen, doch Grao’sil’aana hielt ihn fest. »Langsam, vielleicht sind sie ja friedlich. Wir sollten erst verhandeln.« Seite an Seite gingen der Daa’mure und sein Schützling am Teichufer entlang zur PARIS. Aruula bückte sich nach dem Beil und folgte ihnen.
    »Weg da!«, brüllte Daa’tan den Wüstenkriegern – es war offensichtlich, dass sie aus der Wüste kamen – schon von weitem entgegen. »Weg von dem Luftschiff!« Drohend hob der Junge sein Schwert.
    Einer der Fremden, ein hoch gewachsener, bärtiger Säbelträger in grauen Gewändern, setzte Victorius daraufhin die Säbelspitze an die Kehle, die anderen beiden stellten sich breitbeinig vor ihn und ihren Gefangenen. Victorius fing an, um Hilfe zu wimmern.
    »Du gibst
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