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203 - Die Wüstenfalle

203 - Die Wüstenfalle

Titel: 203 - Die Wüstenfalle
Autoren: Jo Zybell
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Nacken und starrten hinauf. »Hilfe!« Daa’tan schüttelte den Stachel und die Scheren eines schwarzen Insekts ab. An den Hinterbeinen hing es aus der Palmenkrone und schnappte nach ihm. Es war mindestens so groß wie Daa’tans Oberkörper.
    »Verfluchtes Biest!« Daa’tan schlug mit dem Beil nach dem Tier. Beide, Mensch und Insekt, verloren den Halt – das Insekt fiel zusammen mit dem Beil zwischen die Datteln am Boden, Aruulas Sohn schlidderte am Stamm entlang nach unten und stürzte auf die Decke.
    Aruula lief zu ihm. »Bist du verletzt?« Sie war zu Tode erschrocken. Daa’tan sprang auf, stierte das leblose Insekt an und schüttelte seine verletzte Hand. »Es hat mich gebissen! Das Biest hat mich tatsächlich gebissen!« Er hüpfte umher wie ein außer Rand und Band geratener Tanzbär. »Es hat mich gestochen und gebissen! Verdammtes Biest!« Der Junge hielt sich den blutenden Daumenballen. Aruula fasste seine Hand und betrachtete die Stichwunde. Sie schien ziemlich tief zu sein.
    Das mutierte Insekt bewegte sich wieder. Zwischen den Datteln nahe des Palmenstammes richtete es sich auf, reckte drohend seine Beißscheren und hob seinen Stachelschwanz. Es sah aus wie eine Mischung aus einer Riesenspinne und einem großen Skorpion.
    »Verfluchtes Biest!« Daa’tan stieß seine Mutter zur Seite, riss sein Schwert Nuntimor aus dem Boden und hieb auf den Spinnenskorpion ein. Er machte den Eindruck eines Menschen, den man persönlich beleidigt hatte. »Du Mistviech!« Wieder und wieder schlug er zu und hieb das Tier in Stücke.
    Vom Teichufer aus beobachtete der schwarze Prinz die Szene.
    »Das Schicksal meint es gut mit Victorius«, murmelte er. Eilig wickelte er den Pumpschlauch auf und rannte zurück zum Luftschiff. »So eine Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder!«
    Er hängte den Schlauch in den Behälter an der Außenwand und verschloss die Klappe davor. Titana schwirrte um seinen Schädel. Das träge Stampfen der Dampfmaschine klang beruhigend, das Luftschiff war startbereit.
    Ein letzter Blick zurück zu den Dattelpalmen: Daa’tan schlug noch immer auf die Überreste eines Tieres ein, das ihn dankenswerterweise gebissen hatte. Die Kreatur tat dem schwarzen Prinzen Leid. So wie Aruula. »Arme Mademoiselle!«
    Doch was sollte er tun? Er konnte sie ja nicht gegen ihren Willen mit der PARIS entführen. »Adieu, schöne Mademoiselle Aruula.« Er spitzte die Lippen zu einem Kussmund. Dann schwang er sich durch die Eingangsluke in die Gondel.
    Am Kartentisch standen zwei Männer in schmutzigen weiten Gewändern und mit schwarzen Turbanen. Ihre bärtigen Gesichter waren sonnenverbrannt, ihre schwarzen Augen glühten. Sie hoben ihre blankgezogenen Säbel.
    Eine eisige Klaue griff nach Victorius’ Herz. Er fuhr herum und wollte schreiend fliehen. Ein hoch gewachsener, bärtiger Säbelträger in grauen Gewändern versperrte ihm den Weg.
    ***
    Ende September 2011
    Er war glatt rasiert und sorgfältig frisiert. Er trug einen edlen Sommeranzug aus Leinen, einen weißen Dreiteiler. Sein Gepäck hatte er längst aufgegeben, nun legte er seinen Laptop, sein Handy und einen ledernen Aktenkoffer in zwei der Plastikcontainer auf dem Förderband. Sie verschwanden hinter den Gummilaschen des Durchleuchtungsgerätes. Er selbst trat durch den Detektor.
    Einer der Uniformierten fragte ihn in barschem Tonfall, wohin er fliege und was er in New York City zu tun hätte. »Ich arbeite an der Wall Street«, sagte der Mann. »Ich habe hier studiert, und meine Familie steht in enger geschäftlicher Beziehung mit dieser Stadt.« Er sprach ein perfektes Englisch. »Und heute fliege ich in einer familiären Angelegenheit nach Riad, wenn Sie nichts dagegen haben, Sir!«
    Dem Uniformierten gefror der Dünkel im Gesicht. Mit finsterer Miene sah er sich die Papiere des Mannes an.
    »Und diese beiden Gentlemen sind meine ständigen Begleiter.« Lächelnd wandte der Reisende sich um und wies auf seine Bodyguards. »Sie haben ihre Waffen vorschriftsmäßig zu Hause gelassen.«
    Der Uniformierte reichte dem Mann seine Papiere. »In Ordnung«, knurrte er und bekam seine Zähne kaum auseinander. »Gute Reise, Mr. Ben Ulashi.«
    »Danke, Sir.« Unablässig lächelnd verstaute Ali Ben Ulashi seinen Laptop im Aktenkoffer und verschloss ihn. Gefolgt von seinen beiden Schatten machte er sich auf den Weg zum Terminal. Dort kaufte er eine Flasche amerikanischen Whisky für seinen Vater und Kosmetika für seine Freundinnen und seine
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