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202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge
Autoren: Ronald M. Hahn
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seine Miene verfinsterte sich. »Doch nicht etwa ein blinder Passagier?«
    »Barbossas Enkelin«, log Matt. »Sie ist ihm ohne sein Wissen gefolgt und hat sich an Bord versteckt. Zum Glück! Denn ohne sie wären wir alle dem Tode geweiht!«
    »Hm. Ich glaube, ich muss meine Einstellung blinde Passagiere betreffend gelegentlich mal überdenken«, sagte Haggard. »Wo sind die Meuterer?« Er spuckte in seine Hände.
    »Ich habe große Lust, mich ordentlich zu prügeln.«
    Matt räusperte sich. »Zuerst müssen wir Barbossa und deine anderen Getreuen befreien!« Er zwinkerte Keetje zu. »Dann zeig uns, wo man deinen Großvater eingesperrt hat.«
    ***
    Wim wollte es sich gerade in seiner neuen Unterkunft – der Kabine des Dritten Offiziers – bequem machen, als jemand an die Tür klopfte.
    »Wollen doch mal sehen«, murmelte er, »ob der Störenfried schon mal was von Respekt gehört hat.« Er öffnete die Tür, um ihn zusammenzuscheißen.
    Vor der Tür stand Eefje, die Bordschwalbe. Sie hielt – was Wim sehr erstaunte – eine Bratpfanne in der Hand.
    »Nanu?«, sagte er. »Was soll das heißen?«
    Er erfuhr es gleich darauf. Als die Pfanne sein Nasenbein brach und ein Tritt ins Gemächt ihn in die Knie zwang.
    Die Männer, die ihn nur wenige Sekunden später in Eisen legten, bekam er gar nicht erst zu sehen.
    Auch Schmutzfink Souillon erfreute sich an seiner neuen Position: Als Quartiermeister hatte er nämlich Zugang zu allen Leckereien der Kombüse.
    Seit der Rückkehr von der Insel hielt Slodder die Mannschaft mit dem Ausschank von Yeneva bei Laune.
    Souillon gab sich jedoch nicht mit diesem Gesöff ab. Er wusste, was Gentlemen tranken, und dass der Smutje es verwaltete. Nach der Meuterei hatte Souillon den renitenten Kerl ausgequetscht und sich den edlen Tropfen geholt.
    Nun klopfte es. Souillon blickte verärgert drein. »Was ist los?!«
    Die Tür ging auf. Zwei Matrosen traten ein. Argwöhnisch überlegte Souillon, ob sie zu jenen gehörten, die gleich bereit gewesen waren, gemeinsame Sache mit Slodder zu machen.
    Dass sein Argwohn berechtigt war, erfuhr er, als der erste Matrose sein Glas mit einem Belegnagel vom Tisch fegte und der andere ihm den Stuhl unter dem Hintern wegtrat.
    Dann wusste er von nichts mehr, denn die fünfhundert Jahre alte Cognac-Flasche, die er kurz zuvor erbeutet hatte, barst auf seinem Schädel.
    »He, Bartlaus!«
    »Meinst du mich?« Der Mann mit dem gehörnten Helm, der mit einer Flasche in der Hand an der Reling stand, drehte sich wankend um. In seinem Zustand würde es noch eine Weile brauchen, bis er die Beleidigung als solche erkannt hatte.
    »Ja, klar.« Ein Bursche mit schlohweißem Haar ragte vor ihm auf. Wie hieß er doch gleich? Ach ja, Barbossa.
    Hamlet hatte ihn zuletzt in einem finsteren Loch ganz unten im Schiff gesehen. Irgendwie kam es ihm nicht richtig vor, dass Barbossa an Deck herumspazierte.
    »Kuck mal«, sagte der Albino.
    »Wohin?«, fragte Hamlet.
    »Hierhin.«
    »Auf diese Faust?«
    »Ja.«
    Dann passierte das, wovor Hamlet – und auch schon sein Vater – immer Angst gehabt hatte: Der Himmel fiel ihm auf den Kopf.
    Karel wollte die Augen öffnen, doch es klappte nur bei einem.
    Außerdem tat es mörderisch weh.
    Er hatte einen salzigen Geschmack auf der Zunge. Was war passiert? War er hingefallen? Hatte er sich verletzt? Wieso war er so nass? Er hatte sich doch wohl nicht eingenässt? So blau war er nach der Siegesfeier doch nun auch nicht gewesen…
    Plötzlich fiel ihm ein, dass jemand – der kleine Duivemest?
    – ihm einen Eimer über den Kopf gestülpt hatte – und dann…
    und dann… Aus welchem Anlass?
    Nun bekam Karel das Auge auf. Sekunden später wusste er auch, warum er so nass war: Er schwamm im nächtlichen Meer; das Heck der Schelm ragte etwa hundert Meter vor ihm aus dem Wasser. Am Himmel waren viele Sterne zu sehen. Der Mond war so groß und hell. Was für ein idyllisches Bild!
    Es war das letzte, das Karel sah. Denn schon umringte ihn ein Schwarm hungriger Leukomorphen und hieß ihn mit gefletschten Zähnen willkommen.
    Die Öffnung des Yeneva-Lagers für den Mob war nach Piets Ansicht Käpt’n Slodders größter Schachzug gewesen. Bei gewissen Männern kam es gut an, wenn man ihre niedrigsten Instinkte nicht nur ansprach, sondern auch befriedigte.
    Sie hatten die Übernahme des Schiffes wahrlich geschickt eingefädelt: Während Slodder auf der Insel gewesen war, hatte Souillon ein halbes Dutzend Burschen überredet, sich auf die Seite
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