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202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge
Autoren: Ronald M. Hahn
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der künftigen Sieger zu schlagen.
    Die Aussicht auf kostenlosen Yeneva sowie einen Anteil am Goldschatz hatten genügend Charakterschweine zum Überlaufen bewegt. Sie hatten Barbossa und die unsicheren Kantonisten einzeln in die Zange genommen und dann Haggard abgesägt.
    Die meisten Menschen waren nun mal Mitläufer. Dem größten Teil der Crew war es gleichgültig, wer ihnen Befehle erteilte: Die Leute waren zufrieden, wenn sie täglich drei Mahlzeiten und ab und zu Feuerwasser bekamen und hin und wieder fette Beute machen konnten. Deswegen war auch niemand gegen Slodder vorgegangen. Warum auch? Haggard brüllte ohnehin nur rum. Nichts konnte man ihm recht machen.
    Slodder hatte sich bestens eingeführt. Jetzt feierten alle den Umsturz und soffen. Morgen würde man Haggard und die anderen auf der Insel aussetzen. Wenn sie Fonteins Schatz fanden – schön. Fanden sie ihn nicht, hatten sie halt Pech gehabt. Slodder hatte schon verkündet, dass er nicht daran dachte, sie wieder an Bord zu lassen…
    Es klopfte.
    »Ja?« Piet schaute von der Flasche auf. Die strapaziöse Expedition hatte ihn ausgelaugt und der Inhalt der Pulle hatte ihn todmüde gemacht. Er wollte endlich mal wieder in einer Koje schlafen.
    Erneut klopfte es. Piet stand auf und wankte mit der Flasche in der Hand zur Tür. Auf dem Gang stand Haggards irrsinniger Bruder und glotzte ihn mit seinem toten weißen Auge an.
    Piets Magen schlug einen Purzelbaum. Erst jetzt sah er den Degen in der Hand des Irren. Bevor er ihn heben konnte, spuckte Piet ihm einen halben Liter Alkohol ins Gesicht.
    Yann schrie entsetzt auf, riss beide Hände vor sein Gesicht und ließ den Degen fallen.
    Im gleichen Augenblick hechteten zwei Männer – Piet erkannte entsetzt Haggard und Sparrow –, die sich neben dem Türrahmen versteckt hatten, in die Kabine. Das heißt, sie versuchten in die Kabine zu hechten. Leider kamen sie nicht nur sich selbst ins Gehege, sondern auch dem Irren, der heftig mit den Armen ruderte.
    Die drei Männer kollidierten. Haggards harter Schädel traf die Nase seines Bruders und warf ihn um. Der Mann fiel so ungünstig hin, dass er »Mein Bein! Mein Bein!« schrie.
    Haggard ging sofort neben ihm in die Knie, während der blonde Sparrow in die Kabine eindrang. Piet stand mit der Flasche in der Hand da und versuchte sich verzweifelt zu erinnern, wo sein Degen war.
    Kurz vor dem Schwinger, den er deckungslos kassierte, fiel es ihm ein: Er lehnte im Schnapslager an der Wand. Na, toll!
    Dann traf Sparrows Faust sein Kinn. Yann Haggards Scherzensschreie bekamen ein dumpfes Echo. Piet merkte, dass seine Sinne schwanden.
    ***
    Eine Stunde nachdem Keetje Matt befreit hatte, war der Spuk vorbei. Slodders Kampfgefährten lagen in Eisen oder hatten – wie Karel – in die Wellen gebissen.
    Haggards Leute, darunter auch der Smutje, hatten jene Überläufer aus dem Verkehr gezogen, die sich der Meuterei allzu willig angeschlossen hatten.
    Nur an Slodder selbst kam man ohne Lärm nicht heran.
    »Er hat sich im Heck-Offizium eingeschlossen und seinen Sieg mit Haggards Schnapsvorräten gefeiert«, sagte Rulfan verdrießlich, als Matt ihm unter Deck begegnete. »Außerdem hat er einen Stuhl unter die Klinke geklemmt – und die Tür ist sehr massiv. Ich hab mich am Heck abgeseilt und durch ein Bullauge geschaut. Er liegt auf dem Schreibtisch. Neben ihm steht eine leere Flasche.«
    »Dann weiß er noch gar nichts von der Konterrevolution?«
    Rulfan schüttelte den Kopf. »Leeuwemoed und zwei Matrosen stehen vor der Tür auf Posten. Wir können nur abwarten…« Er schaute auf. »Das hübsche Mädchen dort drüben – ist das Keetje?«
    »Genauer gesagt, deine Enkelin…« Matt grinste.
    »Was?« Rulfan zog eine Braue hoch.
    »Damit hat sie als blinde Passagierin bessere Karten. Spiel mit; so leicht wirst du nie mehr zum Großvater.«
    Keetje kam zu ihnen. »Der Master möchte euch sprechen. Er ist in der Messe.«
    Matt stellte sie und Rulfan einander vor. Sie schüttelten sich die Hand.
    »Wie geht’s Yann?«, fragte Matt, als sie in die Messe kamen.
    »Wir haben ihn mit Hochprozentigem ruhig gestellt. Er schläft jetzt.« Haggard seufzte. »Sein Bein ist gebrochen. Er braucht einen Medicus. Ich nehme an, dass wir auf Madagaskar einen finden werden.«
    »Dann können wir jetzt wohl nicht mit ihm reden…«, sagte Matt.
    Haggard sah ihn stirnrunzelnd an. »In den nächsten Stunden nicht. Warum fragst du?«
    Matt legte er eine Hand auf Keetjes Schulter und schob sie
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