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202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge
Autoren: Ronald M. Hahn
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Expeditionskorps eilte mit gezogener Klinge um den Findling herum. Der Matrose deutete mit der Linken auf eine Höhle, die am Fuße des Kegels ins Gestein führte.
    Während alle verstummten und sich argwöhnisch duckten, näherten sich Slodder und Matt dem Höhleneingang. Je näher sie ihm kamen, umso mehr nahmen sie einen bestialischen Gestank wahr.
    Slodder schaute Matt an. Der erwiderte den Blick. Er hatte Slodder nie als Feigling eingeschätzt, doch nun flackerten seine Pupillen unstet. Dass Slodder keinen Rückzieher machte, lag nur daran, dass er sich keine Blöße geben wollte.
    Matthew musste zugeben, dass es ihm ähnlich ging.
    »Kannst du was erkennen, Sparrow?«, sagte Slodder leise.
    Matt verharrte hinter einem kleinen Felsen und reckte den Hals. Die Höhle war keine Höhle, sondern eine Grotte – schon wenige Meter hinter dem Eingang verfinsterte sie sich. Er sah ein paar Knochen, doch ob sie tierischen oder menschlichen Ursprungs waren, konnte er nicht erkennen.
    »Gebeine…«
    Slodder schüttelte sich. »Menschliche?«
    »Keine Ahnung. Lass uns näher rangehen.«
    »Na schön.« Slodder signalisierte Haggard mit einigen Handzeichen, was sie vorhatten.
    Haggard nickte. Matt und Slodder schlichen näher.
    Der Gestank drehte ihnen den Magen um. Matt würgte; Tränen stiegen ihm in die Augen. Aber er wollte vor einem Charakter wie Slodder nicht als Schwächling dastehen und ging voran.
    Die Gebeine waren tatsächlich Menschenknochen.
    Matt ließ sie links liegen. Er lauschte dem Pochen seines Herzens und folgte den blakenden Lichtern, die er in der Ferne sah. Der Eingang war hoch genug, um aufrecht zu gehen.
    Schon bald hatte er das Gefühl, sich in einem Raum zu befinden, der die Dimensionen einer Kathedrale aufwies.
    Irgendwo rechts hatte jemand drei oder vier Fackeln in Mauerritzen gesteckt. Sand bedeckte den Boden. Noch bevor Matt die Käfige sah, trat er gegen einen goldenen Kelch, der davon rollte und scheppernd gegen einen Stein schlug.
    Mit einem Auge sah er, dass zahllose aus Gold, Silber und Edelsteinen bestehende Dinge wie billiger Tand auf dem Boden der unheimlichen Grotte verstreut waren. Mit dem anderen erspähte er drei bärtige, abgerissene Männer, die kalkbleich in Holzkäfigen hockten und Slodder und ihn wie eine Fata Morgana musterten.
    »Fontein?«, fragte Matt verdutzt. »Sind Sie der Schatzkanzler Ihrer Majestät?«
    Einer der Gefangenen – ein dürrer Zweimetermann mit hohen Wangenknochen und einem vorstehenden Adamsapfel – hob den Blick, nickte und versuchte etwas zu sagen. Doch nur ein trockenes Husten kam aus seiner Kehle. Die beiden anderen sprangen auf und lallten wie Betrunkene.
    Matt blieb stehen. Der Anblick der drei Männer war schockierend. Aber noch größer war sein Schrecken, als er vier andere Gestalten sah, die hinter den Käfigen wie ausgeweidete Schweine an Fleischerhaken hingen.
    »Lllllaaa… llllaaa…«, machten Fonteins Komplizen. Matt musste sich mit Gewalt vom Anblick der Männer an den Haken losreißen. Was war hier passiert? Welche unheilige Kreatur…
    Ein klirrendes Geräusch ließ ihn herumfahren. Aber es war nur Slodder, der auf dem Boden der Höhle kniete und Gold und Geschmeide zusammenraffte.
    »Slodder!«, schrie Matt. »Komm her! Hilf mir!«
    Der Pirat lachte hämisch. »Diese Typen kriegen nur, was sie verdienen! Ich bin wegen meines Eigentums hier, das die Verbrecher mir gestohlen haben.« Er wandte sich um und schrie: »Piet! Wim! Karel! Hamlet!«
    »Haltet aus«, rief Matt Fontein und den anderen zu. »Wir retten euch!« Er wollte nach Haggard rufen, doch Slodders Gebrüll hatte schon dazu geführt, dass der ganze Trupp in die Grotte gelaufen kam – die Klingen im Vorhalt, die Augen vor Staunen weit aufgerissen.
    »Sammelt den Schatz ein«, rief Slodder seinen Leuten zu, »und dann weg hier!«
    Fonteins Zustand erheiterte Haggard sehr. Roh lachend umkreiste er den Käfig des räuberischen Kanzlers und schlug mit seinem Degen die Stäbe ein.
    Fontein schrie vor Angst, und Matt, der sein Gewissen verfluchte, weil es ihn manchmal zwang, Typen zu helfen, die tausend Tritte in die Zähne verdient hatten, stellte sich Haggard in den Weg und schrie: »Bist du von Sinnen?!«
    Haggard hob seine Klinge. »Aus dem Weg, Tagedieb!«
    Matt machte einen Satz zurück und wehrte den Streich ab.
    Haggards Augen funkelten zornig. Matt hielt es für besser, erst einmal kleine Brötchen zu backen: Im Ernstfall würde er gegen einen geübten Fechter wie
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