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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten
Autoren: Brian D’Amato
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würde ich auf einen Stein beißen.
    Mann Gottes, das darf doch nicht wahr sein! Schakal kann seinen Körper doch gar nicht mehr beherrschen. Er gehört mir . Komm schon. Beweg dich. Tu was! Irgendwas. Krümme dich wenigstens. Heb eine Hand.
    Nichts.
    Heb eine Hand. Nichts.
    Heb eine Hand   … Heb einen Finger   …
    Scheißspiel.
    Wir haben es vermasselt. Blöd, blöd, blöd. Saublöd.
    Schakal und ich machten fünf zeremonielle Schritte zur Kante der Treppe. Ich stemmte mich gegen seinen Körper. Es hatte keinerlei Auswirkung. Es fühlte sich an, als wäre ich an einen Industrieroboter geschnallt, dem aus Aliens vielleicht, und das tonnenschwere Ding stampft einfach auf seinem programmierten Weg weiter, während ich nicht mal die Steuerung finden kann. Wir blieben stehen. Unsere Zehen ragten ein kleines Stück in die Leere.
    Ich wusste, wir befanden uns genau 35,5 Meter senkrecht über der Fläche des Platzes der Ozelots, oder 118,5 Meter in der Schräge, wenn man die zweihundertsechzig Stufen zurücklegte. Mir kam es aber doppelt so hoch vor, und das nicht nur, weil ich jetzt kleiner war als vorher. Wir blickten hinunter in den Mahlstrom, Schakal und ich. Schwindel überkam mich. Auf den türkisgrünen Stufen glänzten pinkfarbene Flecken, ein Gemisch aus Agavenbier und dem Blut früherer Opfer. Die Kanten der Stufen waren mit dreieckigen Steinen besetzt, sodass sie gezahnt wirkten wie das Blatt einer Bügelsäge. Baukunst als Waffe.
    Nun wurde von mir erwartet, dass ich die Treppe so anmutig wie möglich hinuntersprang – nur würde ich aus mehreren Teilen bestehen, wenn ich unten ankam. Und dann würden sie diese Teile aufsammeln, vermutlich unters Tamalefleisch mengen und mich im ganzen Tripyramidengebiet verteilen.
    Teufel auch. Das nennt man Pech. Vielleicht habe ich zu viel erwartet. Ich dachte, ich schippere einfach hierher, und alles wird gut; ich sitze gemütlich in der größten Schaluppe der ganzen Stadt, in dem schönen leeren Verstand des Ahau, halte das Ruder in der Hand und kann mehr oder weniger befehlen, was mir in den Sinn kommt. Ja, dann hätte ich eine gute Chance gehabt, dahinterzukommen, was es mit dem Spiel auf sich hat. Und König zu sein ist kein schlechter Job. Ich hätte meinen Spaß haben können und …
    Hör auf! Bleib bei der Wirklichkeit. Und die Wirklichkeit war, dass ich Schakals motorische Neuronen in keiner Weise beherrschte. Wir zwei konnten nur in die Tiefe segeln, solange ich irgendwo in seinem Präfrontalkortex herumhing. Und er war unerschütterlich, ehrerbietig und blödsinnigerweise wild entschlossen, sich in ein paar Sekunden auf spektakuläre, heldenmütige Art und Weise umzubringen.
    »Vierzehn Sonnen, fünfzehn Sonnen …«
    Der Gesang wurde schriller, fordernder. Sie bejubelten mich, stachelten mich an, dass ich weiterging, und auf der Woge ihrer Erwartung spürte ich, wie das Verlangen wuchs, mich die Stufen hinunterzuwerfen. Die Leute waren so voller Hoffnung und Erwartung, und sie wollten ja nur diese Kleinigkeit von mir. Mir kam es vor, als würde in meiner Lage jeder springen, weil ihn die Begeisterung der Menge mitriss.
    Also dann …
    Nein! Würg den Gedanken bloß ab. Komm schon, Jed. Stoß den Hirni vom Fahrersitz, pack das Lenkrad, und reiß die verdammte Karre herum. Die Einheimischen folgen dir schon. Keinen Stress.
    MA!,
zischte Schakal rings um mich.
NEIN!
    Ich spürte, wie irgendetwas meine Gedanken immer stärker einschnürte, eine Art geistiger Kinnbackenkrampf, und eine unbestimmte Zeit lang litt ich unter der Panik von Klaustrophobie und Erstickungsangst. Einmal glaubte ich, ich würde schreien, merkte dann aber, dass meine Lippen sich nicht öffneten, meine Lungen nicht atmeten – dass nichts geschah. Ich stand nur da, sah nett aus, drosch innerlich in grenzenlosem Entsetzen um mich und schrie immer nur: O Gott, o Gott, o Gott, und dann glaubte ich hören zu können, wie Schakals Bewusstsein lachte, wie er jubilierte und wie ihm fast einer abging.
    Das ist er also: Jeds letzter Augenblick, ehe das Vergessen einsetzt – das mir übrigens immer attraktiver erschien.
    Estoy jodido. Ich bin am Ende.
    Lass dich umarmen, Tod …
    Momentmomentmoment! Hör auf mit dem Scheiß. Denk nach!
    Schlechter Anfang. Noch mal von vorn. Neue Taktik.
    Als Nächstes müssen wir … äh … wir müssen … äh, jetzt müssen wir erst mal den guten alten Schakal auf unsere Seite bringen.
    Also los.
    Schakal, dachte ich ihn an. Jetzt mal ganz ohne
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