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2011 - Das Fluut von Yuna

Titel: 2011 - Das Fluut von Yuna
Autoren: Unbekannt
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hatte sich zum Tyrannen erhoben. Er hatte die Kraverker beraubt, ihnen das ganze Fluut genommen.
    Fluut war das Leben! Niemand konnte ohne Fluut existieren, und für die Kraverker war es zusätzlich von ganz besonderer Bedeutung: Sie brauchten es für den Fortpflanzungszyklus.
    Weshalb konnte Morkhero das nicht einsehen? Ohne Fluut waren die Kraverker zum Aussterben verurteilt. Ohne ihren Schutz konnten die Kravven nicht überleben und ohne die Kravven gab es kein Fluut mehr, denn kein Tier produzierte davon so viel. Dann erhielt Morkhero überhaupt nichts mehr!
    Schurr verstand die göttliche Logik nicht. Und er war beileibe nicht der einzige.
    Kellmi, der Hochschamake von Olmo Hirkulum der Wunderbaren, hatte es dem Gott vergeblich begreiflich zu machen versucht.
    Und nun kehrten sie geschlagen in ihre Stadt zurück, die sie erst vor kurzem verlassen hatten. Sie hatten versucht zu fliehen, sich Morkheros Zugriff mit den letzten Vorräten zu entziehen. Aber der erzürnte Gott hatte sie gefunden und viele mit schrecklichen Blitzstrahlen erschlagen, bevor er das Fluut an sich nahm und verschwand.
    Zurück blieb ein dampfender, teilweise brennender Dschungel. Die Leichen der Kraverker lagen verstreut herum, auch die eine oder andere Kravve war dabei. Das war die schlimmste Katastrophe, denn das Verhältnis der Jäger zu den Kravven stand zehn zu eins.
    Kellmi hatte den Rückzug angeordnet. Wo hätten sie auch sonst hingehen sollen? Im Dschungel waren sie vor dem Gott nicht sicherer als in der Stadt.
    Aber dorthin kamen wenigstens keine gefährlichen Raubtiere. Sie konnten in Ruhe die Verwundeten pflegen und die Alten sowie die Kravven schützen.
    Viele Kraverker waren verwundet. Sie schleppten sich mühsam und unter großen Schmerzen dahin. Sie versuchten, sich gegenseitig mit den blaugeschuppten Leibern oder dem kräftigen Sudrüssel zu stützen.
    Der Marsch war sehr langsam, kein aufmunterndes Lied war zu hören. Stumm schlichen sie dahin. Jeder der Überlebenden hatte mindestens einen Freund verloren. So manchem war auch jetzt nicht mehr zu helfen.
    Trotz der Unterstützung brach der eine oder andere zusammen, der zweigeteilte lange Rüssel rollte sich ein, und die Hautlappen schlossen sich für immer. Die anderen ließen sie liegen, wo sie gestürzt waren.
    Der Dschungel würde sie in kürzester Zeit in das Fluut zurückverwandeln, aus dem sie hervorgegangen waren. Damit war der Kreislauf geschlossen und die Schuld an Yuna, die das Leben geschenkt hatte, zurückgezahlt.
    Schurr schreckte hoch, als Krakkekk neben ihm stolperte. Erst jetzt sah er, daß der alte Jäger eine tiefe Wunde am linken Vorderbein hatte. Einige Schuppen waren abgerissen, die Muskelbündel darunter teilweise schwarz verkohlt.
    Aus einem offenen Riß sickerte Blut. „Du bist verwundet!" röchelte Schurr. „Warum hast du nichts gesagt?"
    „Was hätte es genutzt?" erwiderte Krakkekk. „Ich kann gehen, und ich schaffe es bis zur Stadt. Anderen geht es schlechter."
    „Ich stütze dich."
    „Nein! Stütze die, die es brauchen! Nun geh schon!"
    Schurr strich mit den vier sensiblen, fingerartigen Muskellappen des Fluutrüssels über den Rücken des Alten.
    Plötzlich fühlte er sich getröstet. Krakkekk hatte es tatsächlich geschafft. An die Lebenden mußten sie denken, nicht an die Toten. „Wir sind vom Stamm der Ruy, junger Jäger, und haben Olmo Hirkulum die Wunderbare gebaut", trompetete Krakkekk. „Kein Gott von irgendwoher kann uns das nehmen. Solange ein Atemzug in uns ist und eine Kravve uns ernährt und uns Kinder schenkt, wird es weitergehen. So einfach ist das."
    „Du bist sehr weise, alter Mann", schnorchelte Schurr gerührt. „Wenn's nach mir ginge, würde ich dich sofort zum Hochschamaken machen."
    „So sehr haßt du mich?" prustete Krakkekk. „Was für eine Strafe! Wer möchte jetzt an Kellmis Stelle sein?"
     
    *
     
    „Kellmi, wie soll es weitergehen?" Immer wieder dieselbe Frage.
    Er wurde es langsam müde. Gewiß, er war der Hochschamake, aber der Rat bestand aus sechs weiteren Schamaken.
    Weshalb fragte sie keiner?
    Ich bin ungerecht, tadelte Kellmi sich selbst. Ich weiß ja nicht einmal, ob sie noch alle leben...
    Immerhin hatte er die ganze Sache angefangen. Er hatte seine Artgenossen zum Widerstand gegen Morkhero aufgerufen, weil sie in jedem Fall zum Tode verurteilt waren. In der Flucht hatte er eine kleine Chance zum Erfolg gesehen, wenngleich auch nicht wirklich daran geglaubt.
    Natürlich war es zum Schlimmsten
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