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2001 - Odysee eines Mutanten

Titel: 2001 - Odysee eines Mutanten
Autoren: Unbekannt
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konnte mich nie dagegen wehren, den Fluß nicht stoppen. Das machte mir angst, tat immer weh. Aber ich lernte immer besser, mich abzuschirmen, so, wie wir den Schneesturm von unserem Haus fernhalten."
    Indem Trim sich auf bestimmte auf ihn einströmende Impulse konzentrierte, schwächte er die Wirkung aller anderen ab. So wie damals, als er sich auf die Signale des einzelnen Adlers konzentrierte, der auf der Tagseite von Yorname seine Kreise zog. Auf diese Weise gelang es ihm, seine verhängnisvolle Gabe zu regulieren. Alles andere wurde zu einem Hintergrundrauschen, und er nahm nur den Flug des Adlers wahr. Aber dann hatte seine Mutter ihn aus seinem schlafwandelnden Flug gerissen und so dafür gesorgt, daß wieder die Signale eines ganzen Universums mit Pauken und Getöse auf ihn einstürmten. Das war ein Moment, da er hätte den Verstand verlieren können.
    „Tut mit leid, Trim", sagte Elara, ohne recht zu begreifen, wofür sie sich eigentlich entschuldigte.
    Versuchte ihr Sohn ihr gerade zu erklären, daß er nicht nur unter Alpträumen litt, sondern die Leben anderer lebte? Das ging über ihren Verstand, das übertraf ihre schlimmsten Vorstellungen.
    Und hieß es in letzter Konsequenz nicht auch, daß er die geistige Botschaft des Helioten über Terra unmittelbar empfangen hatte - über eine Entfernung von 1246 Lichtjahren hinweg? Sie weigerte sich, das zu akzeptieren.
    Aber Trim fuhr unerbittlich fort. Er hatte solche Erfahrungen schon unzählige Male gemacht. Immer nur zu seinem Selbstschutz, um der Fülle von universellen Signalen zu entgehen. Fast widerwillig gestand er ein, daß er damit auch schon heikle Situationen für sich heraufbeschworen hatte. Etwa wenn er sich auf ein Wild konzentrierte, das gerade Opfer eines Jägers wurde. Dann war es, als stürbe ein Teil von ihm ebenfalls. Aber insgesamt half ihm die OOBE-Methode, ein halbwegs normales Leben zu führen.
    „Was meinst du denn mit OOBE?" fragte Elara wie betäubt.
    „Outof-Body-Experience", antwortete Trim. „Die Erfahrung, außerhalb des eigenen Körpers zu sein.
    Auch exsomatische Erfahrung genannt."
    „Und woher kennst du solche Ausdrücke?"
    Trim deutete wortlos ins Trivideo.
    Plötzlich überfiel Elara eine erschreckende Vorstellung. „Hast du auch schon versucht, ich zu sein?"
    fragte sie. „Warst du schon in meinem Geist, und kennst du meine Gedanken?"
    Trim schüttelte nur mitleidig den Kopf. „Was mir passiert, ist nicht wie Gedankenlesen", sagte er. „Es hat mit Telepathie nichts zu tun. Es ist ganz anders. Ich habe mich schon mit einem Trivideo-Empfänger verglichen. Aber auch das ist nicht treffend. Außerdem meide ich Kontakte zu Menschen. Da besteht die Gefahr, daß ich beeinflußt werde."
    Elara schluchzte haltlos auf, zog ihren Sohn spontan heran und drückte ihn fest an sich. „Armer, armer, Trim, ich wußte ja nicht..."
    „Es geht mir immer besser", redete er ihr zu. „Je älter ich werde, desto schwächer wird der Sturm in meinem Kopf."
    Sie wollte ihm nur zu gerne glauben. Und tatsächlich schien es, daß er allmählich gefestigter und seine verhängnisvolle Gabe - welcher Art sie auch immer war - mit der Zeit schwächer wurde.
    Er bekam keine Anfälle mehr, schlafwandelte nicht mehr, wurde aber andererseits immer verschlossener.
    Elara unternahm einige weitere Versuche, mit ihm dieses Thema zu erörtern, aber da er dazu keinerlei Bereitschaft zeigte, gab sie diese schließlich auf.
    Sie konnte nicht anders, als mit Netah die Probleme ihres Sohnes zu besprechen. Ihr Mann war zuerst überaus besorgt, bestand sogar darauf, Trim unter medizinische Obhut zu stellen. Aber er war andererseits erleichtert, als ihm Elara diese Sorge abnahm und meinte, daß sie besser abwarteten und Trim sich zu sich selbst finden lassen sollten.
    Das schaffte Trim wohl auch. Eines war auffallend an ihrem Sohn: Seit jenem Abend mit der Sendung über den Helioten begann sich Trim brennend für terranische Geschichte zu interessieren. Und er fixierte sich vor allem auf die Person Perry Rhodans.
    Elara war eigentlich froh über diese Entwicklung, denn sie hoffte, daß es ihren Sohn von dem anderen „Unfug", als den sie seine Phantastereien kategorisierte, ablenkte. Sie weigerte sich standhaft, seine Erlebnisse als übernatürliche Fähigkeit anzuerkennen. Das waren in ihren Augen bloß Kindheitsphantasien, was sonst!
     
    *
     
    Elara war froh, als Trim endlich Schulreife erlangte. Und sie bestand darauf, daß er statt der angebotenen
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