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2001 - Odysee eines Mutanten

Titel: 2001 - Odysee eines Mutanten
Autoren: Unbekannt
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des zerebralen Sehzentrums. Hat einer deiner Vorfahren an Achromatopsie gelitten, Elara? Oder gab es in Netahs Verwandtschaft einen solchen Fall?"
    Elara konnte das mit gutem Gewissen verneinen. Auch Netah konnte sich nicht an einen Fall von Farbenblindheit in seinem Stammbaum erinnern.
    „Kannst du denn überhaupt nichts für unsern Trim tun?" wollte Elara verzweifelt wissen.
    „Das läßt sich erst in ein oder zwei Jahren sagen", wich Doc Ed aus.
    „Ich selbst bin auf diesem Gebiet nicht sehr bewandert, aber ich werde mich umhören."
    „Ich bitte dich inständig, alles zu unternehmen, damit Trim wieder sehen kann", flehte Elara. Das entsprach gar nicht ihrer Art, denn sie war eine starke Frau. Aber Trim war ihr und Netahs Wunschkind, und sie liebten ihn über alles. Als sie Doc Eds seltsamen Blick merkte, berichtigte sie sich: „Ich meine, richtig sehen, in aller Farbenpracht, die das Universum zu bieten hat."
    „Ich werde mich dafür stark machen", versprach Doc Ed. Er hieß mit vollem Namen Eduard Wirsung und war Doktor für allgemeine Medizin, aber auf Yorname nannten ihn alle nur Doc Ed.
    Yorname war ein unbedeutender Planet: kurze Sommer, harte Winter und stürmische Zwischenjahreszeiten. Zwar nur 1246 Lichtjahre in Richtung der galaktischen Southside von Terra entfernt, galt Yorname dennoch als „Hinterwäldlerwelt", deren Name kaum jemand in der Zivilisation geläufig war.
    Es war eine Kolonialwelt ohne Reichtümer; sie besaß so geringe strategische oder wirtschaftliche Bedeutung, daß LFT und Kosmische Hanse es unterlassen hatten, hier Stützpunkte zu errichten.
    Elara lebte dennoch gerne hier. Sie liebte die rauhe Natur mehr als zivilisatorische Annehmlichkeiten.
    Sie war Netah spontan hierhergefolgt, als er tolpatschig um ihre Hand angehalten hatte. Nach ihrer Heirat hatte er ihr gestanden, daß er nur aus dem einen Grund nach Terra gekommen war: nämlich, um sich nach einer Braut umzusehen. Er hatte zu diesem Zweck zum erstenmal seine Heimatwelt verlassen, und es sollte gleichzeitig das letzte Mal sein.
    Elara hatte damals seine Naivität belächelt, ausgerechnet auf Terra mit seinen verwöhnten Frauen auf Brautschau zu gehen. Aber gab ihm die Tatsache, daß er dort in ihr eine Frau fürs Leben gefunden hatte, nicht recht?
    Netah bewirtschaftete eine kleine Farm und vertrieb nebenbei landwirtschaftliche Geräte. Dieser Nebenjob füllte ihn bald so sehr aus, daß er die meiste Zeit auf Yorname unterwegs war, und so fiel der Löwenanteil der Farmarbeit Elara zu. Ihr machte es nichts aus, körperlich gefordert zu werden, aber sie litt darunter, daß die andere Hälfte des Bettes so viele Nächte leer blieb.
    Netah versprach Besserung. In dieser Nacht beschlossen sie, ein Kind in die Welt zu setzen. Und das klappte quasi auf Anhieb.
    Doch nach der Geburt des Jungen begann ihr Glück zum Alptraum zu werden. Doc Eds unumstößliche Diagnose, daß Trim die Welt nur schwarzweiß sehen würde, versetzte ihnen einen tiefen Schock. Nicht, daß sie beide Trim nicht trotzdem über alles geliebt hätten. Sie bedauerten nur, daß er mit diesem Makel würde leben müssen.
    Es kam schlimmer. Trim, der in den ersten Wochen mit der Zufriedenheit eines umsorgten Babys still vor sich dahingedämmert hatte, bekam plötzlich sporadisch Schreianfälle. Diese häuften sich in einem beängstigenden Maße, wurden heftiger und ausdauernder, bis sie schließlich zu nicht enden wollenden Weinkrämpfen ausarteten.
    Er verweigerte oft die Nahrungsaufnahme. Einmal schien er fast an Elaras Brust zu ersticken, so sehr hatte er sich festgesaugt. Danach entschloß sie sich schweren Herzens, ihm das Fläschchen zu geben.
    Auch das wurde immer mehr zur Tortur für beide, und danach sah die Wiege wie ein Schlachtfeld aus, auf dem mit Nährbrei gekämpft worden war.
    Wenn Trim schließlich vor Erschöpfung einschlief, schlug er unruhig um sich und stieß wimmernde Laute aus. Elara brach es beim Anblick des verkrampft zuckenden Menschenbündels schier das Herz.
    Doc Ed untersuchte Trim sehr genau, konnte jedoch keinerlei physische Mängel an ihm feststellen - abgesehen davon, daß er ihm leicht unterernährt erschien. Aber ihm war klar, daß etwas mit dem Kleinen nicht stimmen konnte.
    „Ich kann leider nicht eruieren, was in Trims Kopf vor sich geht, welche Dämonen ihn plagen", sagte er bekümmert. „Darum schlage ich vor, daß du ihn in eine moderne Klinik zur Beobachtung bringst. Am besten nach Mimas. Dort hat man die nötige
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